Gott


Gott ist wie ein blendend helles Licht, konzentrisch zulaufend, wie ein Strudel, der alles in sich hineinzieht.

Gott nach unse­rer per­sön­li­chen Vor­stel­lung

Wir besit­zen Bewusst­sein und Wahr­neh­mung, den­ken über uns selbst nach und kön­nen über die Phä­no­me­ne der Welt und des Uni­ver­sums phi­lo­so­phie­ren und stau­nen. Wir bau­en kom­pli­zier­te Maschi­nen, ent­wi­ckeln mathe­ma­ti­sche Glei­chun­gen und ken­nen die kleins­ten Bau­tei­le der Mate­rie. Die Welt, in der wir leben, ist oben­drein voll­ge­packt mit Pro­ble­men, die drin­gend auf eine Lösung war­ten.

Unse­re Auf­merk­sam­keit, Neu­gier und Ener­gie soll­te eigent­lich von all­dem in Anspruch genom­men wer­den, doch selt­sa­mer­wei­se inter­es­sie­ren uns die Wun­der und Pro­ble­me der Welt nur am Ran­de:

Anstatt uns mit dem zu beschäf­ti­gen, was wirk­lich rele­vant für unser irdi­sches Leben ist, wen­den wir uns lie­ber dem zu, was jen­seits der rea­len Welt und Wahr­neh­mung ange­sie­delt ist: Mythen, Sagen oder fer­ne, fik­ti­ve Zukünf­te bedeu­ten uns oft mehr als das Leben selbst.

Und ganz beson­ders sind wir von einer Idee ange­tan: Gott & Co., denn in dem Vaku­um der reli­giö­sen Welt ist alles mög­lich. Hier kön­nen wir hin­ein­pro­ji­zie­ren, was immer uns beliebt, jeder nach sei­nem per­sön­li­chen Geschmack, denn nichts kann über­prüft wer­den. Wir erschaf­fen uns Gott nach unse­ren per­sön­li­chen Vor­stel­lun­gen und Vor­lie­ben.

Die vie­len Gesich­ter Got­tes

Eine junge Frau mit kurzem Haar sitzt in einem blühenden Garten. Schmuck aus Gold und Bernstein ziert Stirn und Hals, während orangefarbene Blätter wie Flügel hinter ihr aufragen. Ihr ruhiger Blick verleiht dem Bild eine Aura von zeitloser Gelassenheit.

Es gibt vie­le ver­schie­de­ne Vor­stel­lungs­ar­ten von Gott. Für die einen ist er eine tran­szen­den­te Ener­gie, die alles durch­dringt, für ande­re ein omni­po­ten­tes über­na­tür­li­ches Super­we­sen, das jen­seits von Zeit und Raum exis­tiert und Gehor­sam ver­langt. Oder wir spre­chen vom Gött­li­chen in uns oder einem gestalt­ge­ben­den Geist.

Doch letzt­end­lich bedeu­ten die­se Unter­schei­dun­gen nicht viel. Sie reprä­sen­tie­ren ledig­lich unse­re unter­schied­li­chen intel­lek­tu­el­len Gemü­ter, Geschmä­cker oder kul­tu­rel­len Hin­ter­grün­de.

Das Co. wäre in die­sem Zusam­men­hang: Engel, Dämo­nen, Geis­ter, See­le, Nir­wa­na, Inkar­na­ti­ons­leh­re und Ähn­li­ches mehr – wie gesagt: nach per­sön­li­chem Geschmack.

Es könn­te ja sein, dass es das eine oder ande­re, ja viel­leicht sogar alles davon gibt (und mög­li­cher­wei­se noch viel, viel mehr), denn: Was wis­sen wir schon wirk­lich über die Hin­ter­grün­de der Exis­tenz? Wis­sen tun wir in Wirk­lich­keit gar nicht – doch das geben wir nur ungern zu.

Die Bibel: nicht seri­ös genug

Was auch immer dafür ver­ant­wort­lich ist, dass es die Welt und das Leben gibt, kann nichts mit dem zu tun haben, was unse­re archai­schen Vor­fah­ren einst glaub­ten und des­halb nie­der­ge­schrie­ben haben.

Denn: War­um soll­te es das? Etwa weil man uns bei­gebracht hat, es zu glau­ben? Das ist lächer­lich! Es ist bekannt, dass Men­schen ziem­lich oft und ger­ne alles Mög­li­che glau­ben, obwohl es nicht wahr ist. Es wird von uns erwar­tet, es zu glau­ben oder zumin­dest so zu tun, denn wir wol­len nicht abseits­ste­hen und allei­ne sein. Letzt­end­lich ist es sim­pel, denn wir sind kei­ne kom­pli­zier­ten Wesen.

War­um soll­te also der Glau­be, die Bibel wäre ein Zeug­nis eines real exis­tie­ren­den Schöp­fer­got­tes, da eine Aus­nah­me sein? Es gibt kei­ne seriö­sen Grün­de dafür. Wer sich mit den Tex­ten der Bibel (oder auch ande­ren Schöp­fungs­ge­schich­ten) beschäf­tigt, wird nichts fin­den, was die Annah­me einer sol­chen Schöp­fer­in­stanz recht­fer­tigt. Wenn wir es doch tun, dann nur, weil wir kon­di­tio­niert wur­den, sol­che Bewei­se zu sehen.

Kein krea­ti­ves Poten­zi­al

Und des­halb besitzt die­ser Glau­be kein krea­ti­ves Poten­zi­al, denn in den meis­ten Fäl­len wur­de er uns gegen unse­ren Wil­len ein­ge­pflanzt. Gleich­zei­tig wur­de durch die­sen Vor­gang ein bereits even­tu­ell vor­han­de­nes Krea­ti­vi­täts­po­ten­zi­al ver­drängt, in die Latenz ver­scho­ben oder sogar ganz ver­nich­tet.

Außer­dem: Sol­che Fra­gen (nach Gott & Co., dem Sinn des Lebens usw.) sind nicht rele­vant für unse­re tat­säch­li­che Situa­ti­on, für unser All­tags­le­ben auf die­sem Pla­ne­ten. Ande­re Sachen sind wich­ti­ger als die aus früh­ge­schicht­li­chen Zei­ten über­lie­fer­ten Welt­erklä­rungs­ver­su­che unse­rer längst ver­stor­be­nen Vor­fah­ren.

Bes­ser wäre es, uns um den erbärm­li­chen Zustand der Welt und der Mensch­heit zu küm­mern, als halb­be­täubt in säku­lar-eso­te­ri­schen Jen­seits-Tag­träu­men zu schwel­gen.


Kol­lek­ti­ve Kon­di­tio­nie­rung

Hät­ten vor ein paar Tau­send Jah­ren unse­re archai­schen Vor­fah­ren Gott nicht asso­zi­iert bzw. pos­tu­liert und anschlie­ßend die­se Idee nicht über Hun­der­te Gene­ra­tio­nen hin­weg in Form eines Glau­bens in den Kul­tu­ren ver­an­kert, wür­de heu­te nie­mand von Gott oder dem Gött­li­chen reden.

Unser Glau­be an „Gott“ ist eine tra­di­tio­nel­le Kon­di­tio­nie­rung. Sie stammt aus der Ver­gan­gen­heit, einer Welt, die es längst nicht mehr gibt. Wir alle ken­nen die­ses außer­uni­ver­sel­le Super­we­sen allein aus Erzäh­lun­gen, vom Hören und Sagen. Uns wur­de von »Ihm«, »Es« oder auch: »Ihr« ledig­lich erzählt.

Auf­grund eige­ner, wirk­lich unab­hän­gi­ger Über­le­gun­gen hat im 20. und 21. Jahr­hun­dert noch nie­mand asso­zi­iert, es müs­se ein sol­ches Wesen oder die­sen Geist geben. Ohne die Über­lie­fe­run­gen unse­rer archai­schen Vor­fah­ren gäbe es den Glau­ben an ein über­na­tür­li­ches Schöp­fer­we­sen also nicht. Doch nur weil etwas über­lie­fert wur­de, muss noch lan­ge nicht wahr sein.

Wir kön­nen natür­lich sagen, wäre uns unser Glau­be an Gott nicht über­lie­fert, hät­ten wir ihn selbst ent­wi­ckelt – doch das ist eine Behaup­tung, die schnell gemacht ist und nicht über­prüft wer­den kann. Theo­re­tisch wäre das zwar mög­lich, aber wirk­lich wis­sen tun wir es nicht.

Chris­tus, Bud­dha, Krish­na, Bäu­me

Jesus, Krishna und Buddha sitzen um einen Brunnen herum und trinken Wasser, wobei Jesus selbst der Brunnen zu sein scheint.

Unse­re reli­giö­sen Erleb­nis­se haben eben­falls nicht viel zu bedeu­ten: Hat bei­spiels­wei­se jemand eine Got­tes­er­fah­rung, geschieht das stets im Rah­men der Tra­di­tio­nen und Erwar­tun­gen, die sich aus den lan­des­spe­zi­fi­schen reli­giö­sen Kon­di­tio­nie­run­gen ablei­ten las­sen.

Das heißt, einem Chris­ten erscheint Jesus, Maria oder eine ande­re Gestalt aus der christ­li­chen Mytho­lo­gie, einem Bud­dhis­ten Bud­dha und einen Hin­di Krish­na. Und einem Urwald­be­woh­ner, der nie von den eta­blier­ten Welt­re­li­gio­nen gehört hat, erscheint viel­leicht irgend­ein Wald- oder Baum­gott sei­ner Stam­mes­re­li­gi­on.

Auch hier kön­nen wir ein­wen­den: Gott drückt sich in jeder Gesell­schafts­form halt anders aus, in jeder Kul­tur hat er eine ande­re Erschei­nung. Doch die­se Argu­men­ta­ti­on hat einen ernst­haf­ten Makel: Ein abso­lu­tes, unend­li­ches Super­we­sen ohne Anfang und Ende hät­te es bestimmt nicht nötig, sich kon­form zu machen (was letzt­end­lich eine Anbie­de­rung ist) um akzep­tiert zu wer­den. Nur unvoll­kom­me­ne Lebe­we­sen (bei­spiels­wei­se wir) gehen so vor.

Früh­kind­li­che Indok­tri­na­ti­on

Kein Jude, kein Mos­lem, kein Christ und kein Hin­du ist Jude, Mus­lim, Christ oder Hin­du, weil er es sein woll­te. Er wur­de dazu gemacht, ohne dass er es wuss­te. Wenn er sich dann mit sei­ner Reli­gi­on iden­ti­fi­ziert, ver­tei­digt er sie so, als wäre sie sei­ne Wahl gewe­sen.

In unse­rer Kind­heit und Jugend glau­ben wir fast alles, was uns erzählt wird, denn in die­ser Ent­wick­lungs­pha­se sind wir von Natur aus offen für jede Art von Input, selbst wenn es Unfug ist. Unser kri­ti­sches Bewusst­sein ist noch nur schwach aus­ge­präg­tes. Außer­dem sind wir abhän­gig von unse­ren Auto­ri­täts­per­so­nen und unse­rem Umfeld – wir haben also sel­ten eine Wahl.

Nur des­we­gen über­neh­men wir in den meis­ten Fäl­len die­sen Glau­ben – nicht weil wir Got­tes Exis­tenz erfah­ren haben, füh­len oder mit­tels irgend­wel­cher Über­le­gun­gen eru­ie­ren konn­ten.

Erst wenn wir erwach­sen sind, erken­nen wir, dass Leh­rer und Eltern sich irren kön­nen oder mit­un­ter ganz bana­les, dum­mes und unre­flek­tier­tes Zeug reden. Doch dann ist es oft zu spät: Wir bekom­men die­se Kon­di­tio­nie­run­gen aus unse­ren Köp­fen nicht mehr her­aus – selbst wenn wir wol­len.

Eine intui­ti­ve Abwehr­re­ak­ti­on

Ohne dass es uns bewusst ist, wur­den wir also indok­tri­niert, man könn­te auch sagen: pro­gram­miert. Ahnen wir als erwach­se­ne Gläu­bi­ge das irgend­wie, töten wir die­ses Gefühl sofort ab, so als wären es böse Gedan­ken und Asso­zia­tio­nen, die ver­bannt wer­den müs­sen. Außer­dem mögen wir die Vor­stel­lung nicht, mani­pu­liert wor­den zu sein, denn wir emp­fin­den uns als sou­ve­rän.

Eine ande­re Vari­an­te: Wir ver­tei­di­gen die­se Beein­flus­sung als gut und rich­tig, als etwas, das uns zwar auf­ge­zwun­gen wur­de, aber nur, weil es rich­tig ist: „Man hat uns den Glau­ben an Gott zwar unge­fragt ein­ge­pflanzt“, sagen wir, „aber nur, weil er wahr ist!“ Doch die­se Sicht­wei­se wur­de uns eben­falls ein­ge­pflanzt, das ver­schwei­gen oder über­se­hen wir.

Wir mögen den Gedan­ken nicht, even­tu­ell viel Ener­gie und Zeit in etwas inves­tiert zu haben, das es gar nicht gibt. Aus die­sem Grund klam­mern wir uns mit rhe­to­ri­schen und men­ta­len Tricks so sehr an das, was uns bei­gebracht wur­de und womit wir uns jetzt iden­ti­fi­zie­ren, denn wir haben nichts ande­res. Bes­ser einen Glau­ben haben (selbst wenn er falsch ist), als gar kei­nen.


Das Wesen Got­tes

Wer­den wir gebe­ten, Gott zu defi­nie­ren, beant­wor­tet wahr­schein­lich jeder die Fra­ge anders. Abhän­gig von Kul­tur und Bil­dung sagen wir viel­leicht: Gott ist der Ursprung allen Seins, unser inners­ter Kern, Alpha und Ome­ga oder Ähn­li­ches.

Obwohl unse­re Defi­ni­tio­nen unter­schied­lich aus­fal­len, in einem Punkt sind wir uns wahr­schein­lich einig: Gott ist das ulti­ma­ti­ve Gute. Gut ist das, was Er tut, auch dann, wenn sei­ne Taten aus zivi­li­sa­to­ri­scher Sicht bar­ba­risch sind.

Unser bibli­scher Gott darf Völ­ker­mord bege­hen, Men­schen fol­tern oder zer­stü­ckeln, lügen und betrü­gen, ohne dass wir es ihm übel neh­men. Wir ver­bin­den den Begriff Gott manch­mal sogar mit dem Adjek­tiv gut, obwohl die­se Wör­ter ety­mo­lo­gisch mit­ein­an­der nicht ver­wandt sind.

Du sollst nicht töten – außer Gott befiehlt es dir

Lesen wir die Bibel, macht Gott – nüch­tern betrach­tet! – kei­nen guten Ein­druck. Das in die­sem Buch beschrie­be­ne omni­po­ten­te Super­we­sen besitzt vie­le nega­ti­ve mensch­li­che Eigen­schaf­ten. Einen Men­schen, der so han­delt wie Jeho­va, ste­cken wir nor­ma­ler­wei­se ins Gefäng­nis oder ver­ur­tei­len ihn zum Tode.

Denn vie­le sei­ner Taten sind nach huma­nen Maß­stä­ben defi­ni­tiv nicht gut. Da er jedoch unan­ge­foch­ten an der Spit­ze der Hier­ar­chie steht und unan­greif­bar ist, darf er tun und las­sen, was immer er will. Unse­re Defi­ni­ti­on von Gut und Böse gilt für ihn nicht. Er muss sich an die Geset­ze, die er uns auf­er­legt, selbst nicht hal­ten, denn es gibt kei­nen Rich­ter über ihn, der ihn für sei­ne Taten ver­ant­wort­lich machen könn­te.

Doch das ist die Defi­ni­ti­on eines Tyran­nen. Mit dem des­po­ti­schen Cha­rak­ter unse­res Got­tes haben wir jedoch kein Pro­blem. Er inter­es­siert uns noch nicht ein­mal, da wir als streng Gott­gläu­bi­ge selbst klei­ne Tyran­nen sind und uns des­halb ger­ne einem grö­ße­ren anschlie­ßen.

Got­tes Wesens­kern ist mensch­lich

Gott unter­schei­det sich nur in einem ein­zi­gen Punkt von uns: Er ist all­mäch­tig. In allen ande­ren Aspek­ten ist er genau wie wir.

Von einem Gott (einem unend­lich wei­sen Wesen) erwar­te ich jedoch, dass er nicht eifer­süch­tig ist, nicht rach­süch­tig, nicht zor­nig und auch nicht gewalt­tä­tig. Sol­che nega­ti­ven Cha­rak­ter­merk­ma­le erwar­te und akzep­tie­re ich nur bei Men­schen.

Men­schen sind dafür bekannt, gegen ihre eige­nen Regeln zu ver­sto­ßen. Von Gott soll­ten wir jedoch erwar­ten, dass er genau das nicht tut. Nur ein all­mäch­ti­ger Herr­scher, der ein gutes Vor­bild ist, kann auch respek­tiert und geliebt wer­den – andern­falls wird er nur gefürch­tet wie ein Tyrann.

Zwi­schen­be­mer­kung: Was ist gut?

Eigent­lich soll­te die­se Fra­ge ein­fach zu beant­wor­ten sein. Mei­ner Mei­nung nach for­dert das Gute kei­ne Unter­wer­fung und Anpas­sung, wen­det nur defen­si­ve Gewalt an und stellt kei­ne Bedin­gun­gen. Das Gute ist auch nicht nach­tra­gend, eifer­süch­tig, besitz­ergrei­fend oder rach­süch­tig. Vom Guten geht nie­mals eine Gefahr aus, selbst für böse Men­schen nicht.

Vor dem Guten muss sich also nie­mand fürch­ten, weder gute noch böse Men­schen. Denn wäre das Gute nur für gute Men­schen gut, wäre es nur der Lohn für ein ganz bestimm­tes Ver­hal­ten, das selbst nicht gut sein muss.

Stiehlt bei­spiels­wei­se jemand einem Men­schen Geld und schenkt die­ses dann einer ande­ren Per­son, kann die­se das als gut emp­fin­den und den Räu­ber als Wohl­tä­ter, als guten Men­schen. Aus der Sicht des Beschenk­ten ist der Dieb gut, aus der Sicht des Bestoh­le­nen schlecht.

Nach die­ser Defi­ni­ti­on gäbe es »das Gute« gar nicht, son­dern nur »Vor­teil­haf­tes«.


Der sün­di­ge Gott

Es gibt sie­ben soge­nann­te bibli­sche Tod­sün­den: Maß­lo­sig­keit, Hab­gier, Träg­heit, Wol­lust, Hoch­mut, Neid und Zorn. Eini­ge davon begeht Jeho­va selbst.

Zorn: Oft wird in der Bibel vom Zorn Got­tes gespro­chen. Zor­nig ist er ziem­lich oft, bei­spiels­wei­se wenn er gan­ze Städ­te oder Völ­ker aus­lö­schen lässt, oder bei der Sint­flut gleich fast alle Men­schen. Zorn ist eine extrem impul­si­ve und mensch­li­che Gemüts­er­re­gung, nicht sel­ten mit Gewalt­aus­brü­chen gekop­pelt und ein Zei­chen von star­ker Unaus­ge­gli­chen­heit.

Neid: Gott bezeich­net sich selbst als eifer­süch­tig. Eifer­sucht ist eine Form des Nei­des. Selt­sa­mer­wei­se ist er eifer­süch­tig auf ande­re Göt­ter, die es gar nicht gibt, da er laut eige­nen Anga­ben der ein­zi­ge exis­tie­ren­de ist. Sein Selbst­be­wusst­sein ist also nicht sehr hoch, wenn er sei­ne Auto­ri­tät von einer fik­ti­ven Kon­kur­renz bedroht sieht.

Träg­heit: Wenn wir wol­len, kön­nen wir Gott auch Träg­heit vor­wer­fen: Träg­heit im Den­ken. Die Träg­heit des Den­kens ist viel­leicht die schlimms­te aller Faul­hei­ten.
Mit einem krea­ti­ven und beweg­li­chen Ver­stand wüss­te Gott, dass man Men­schen mit Gut­mü­tig­keit und Ver­ständ­nis bes­ser zur Folg­sam­keit ani­miert als mit Gewalt­an­dro­hung und Stra­fe. Denn Letz­te­res funk­tio­niert nur vor­über­ge­hend, muss also stän­dig erneu­ert wer­den.

Alles in allem wirkt der bibli­sche Gott wie ein ver­zo­ge­nes Kind, das nie gelernt hat, sei­nen Wil­len zu kul­ti­vie­ren. Von einem all­mäch­ti­gen, unend­lich wei­sen Wesen erwar­tet ich jedoch etwas völ­lig ande­res.

Es ist klar, die­se Eigen­schaf­ten spie­geln nur das Den­ken und die Ängs­te unse­rer archai­schen Vor­fah­ren wider. Doch heu­te soll­ten wir längst wis­sen, sol­che Cha­rak­ter­ei­gen­schaf­ten wider­spre­chen ekla­tant der Defi­ni­ti­on eines guten Got­tes.

Got­tes Lie­be ist nur ein Ide­al

Im 1. Korin­ther Brief Vers 13 steht geschrie­ben, dass es nichts nützt, mit Engels­zun­gen zu reden, alle Geheim­nis­se zu ken­nen, alles Wis­sen und allen Glau­ben zu haben, sein Leben zu opfern und den Armen zu hel­fen – wenn man kei­ne Lie­be kennt.

Die Lie­be ist lang­mü­tig und freund­lich, heißt es dort, eifert nicht, treibt auch kei­nen Mut­wil­len, bläht sich nicht auf und ver­hält sich nicht unge­hö­rig. Sie sucht nicht das Ihre, lässt sich nicht erbit­tern, rech­net das Böse nicht an und freut sich auch nicht über Unge­rech­tig­kei­ten.

Statt­des­sen erfreut sie sich an der Wahr­heit. Die Lie­be erträgt, glaubt, hofft und erdul­det alles und ver­geht nie, steht dort außer­dem.

Der bibli­sche Gott kann das meis­te davon jedoch nicht von sich behaup­ten. Weder ist sei­ne Lie­be lang­mü­tig noch freund­lich. Man­che sei­ner Hand­lun­gen sind mut­wil­lig, also absicht­lich pro­vo­zie­rend. Er selbst ist ziem­lich ver­bit­tert und Geduld gehört auch nicht zu sei­nen Tugen­den.

Man­che sei­ne Taten sind ziem­lich unge­recht. Und mit der Wahr­heit hält er es auch nicht so genau, denn manch­mal lügt er unver­fro­ren: Und viel­leicht sei­ne „unschmei­chel­haf­tes­te“ Eigen­schaft: Er ist fähig, Scha­den­freu­de und Rach­sucht zu emp­fin­den.

All das sind die Eigen­schaf­ten eines angeb­li­chen guten Got­tes!

In der Bibel wird oft von der Groß­zü­gig­keit, Barm­her­zig­keit und Tole­ranz Got­tes gespro­chen. Sei­ne Anhän­ger zitie­ren die­se Eigen­schaf­ten ger­ne. Doch in der Bibel ist kei­ne ein­zi­ge Stel­le zu fin­den, in der er tat­säch­lich ein­mal barm­her­zig ist, jeman­dem sein Ver­ge­hen also ver­zeiht und auf eine Bestra­fung ver­zich­tet. Denn genau das bedeu­tet Groß­zü­gig­keit und Tole­ranz: dem ande­ren sei­ne Mis­se­ta­ten, Regel­ver­stö­ße, Ver­säum­nis­se und Feh­ler auch mal zu ver­zei­hen.

Unser Gott ist nur ein all­mäch­ti­ger Mensch

Oft wird vom Wil­len Got­tes gespro­chen. Er will, dass wir an ihn glau­ben, sei­ne Gebo­te ein­hal­ten, auf eine bestimm­te Art leben und Ähn­li­ches mehr.

Zeigt jemand einen Wil­len, zeigt er aber auch, dass er unvoll­kom­men ist: Der Wol­len­de ist noch nicht per­fekt, denn er strebt eine Zustands­ver­än­de­rung an. Doch das abso­lut Voll­kom­me­ne kann nichts anstre­ben. Nur das Unvoll­kom­me­ne tut das, hat Inten­tio­nen, stellt Bedin­gun­gen, will sich oder etwas ver­än­dern oder errei­chen. Das trifft sicher­lich auf Men­schen zu, aber nie­mals auf ein unend­li­ches und voll­kom­me­nes Wesen.

Ein sol­ches Wesen könn­te nie­mals so etwas pri­mi­ti­ves wie einen „Wil­len“ besit­zen!

Die typisch mensch­li­chen Eigen­schaf­ten Got­tes

Gott wen­det zur Durch­set­zung sei­ner Inter­es­sen manch­mal bru­ta­le Gewalt an. Die­se Vor­ge­hens­wei­se ist – wie jeder weiß – typisch mensch­lich (und tie­risch natür­lich auch).

Gewalt­an­wen­dung ist jedoch die pri­mi­tivs­te aller Pro­blem­be­wäl­ti­gungs­me­tho­den. Und so, wie wir in unse­ren Hei­li­gen Schrif­ten Gott beschrei­ben, ist er sehr gewalt­tä­tig. Nicht sel­ten ver­hält er sich auf eine Wei­se, die für einen guten und sou­ve­rä­nen Gott unwür­dig sind. Das degra­diert ihn zu einen Men­schen mit all­mäch­ti­gen Fähig­kei­ten:

  • Er hat Bedürf­nis­se – genau wie ein Mensch.
  • Er stellt Bedin­gun­gen – genau wie ein Mensch.
  • Er hat Plä­ne – genau wie ein Mensch.
  • Er ist eifer­süch­tig – genau wie ein Mensch.
  • Er kann has­sen – genau wie ein Mensch.
  • Er will, dass an ihn geglaubt wird – genau wie ein Mensch.
  • Er ist jäh­zor­nig – genau wie ein Mensch.
  • Er kennt Genug­tu­ung – genau wie ein Mensch.
  • Er ist unge­dul­dig – genau wie ein Mensch.
  • Er sagt manch­mal die Unwahr­heit (hält sein Ver­spre­chun­gen und Ankün­di­gun­gen nicht ein) – genau wie ein Mensch.
  • Er ist manch­mal unge­recht und will­kür­lich – genau wie ein Mensch.
  • Er ist grau­sam und gewalt­tä­tig – genau wie ein Mensch.
  • Er ist besitz­ergrei­fend – genau wie ein Mensch.
  • Er ist unzu­frie­den – genau wie ein Mensch.
  • Und sei­ne schlimms­te Eigen­schaft: Er ist rach­süch­tig – genau wie ein Mensch.

All die­se Eigen­schaf­ten und Ambi­tio­nen sind für Men­schen typisch und nor­mal. Für einen GOTT jedoch – einem über­na­tür­li­chen „Wesen“, das jen­seits von Raum und Zeit und ohne Anfang und Ende exis­tiert – nur beschä­mend!

Sie spie­geln die Inten­ti­on eines ego­zen­tri­schen Wil­lens wider. Gäbe es tat­säch­lich die­sen „Gott“, stän­de es schlecht um die Mensch­heit. Wir wären den Lau­nen und der Will­kür eines Wesens aus­ge­lie­fert, das nicht zurech­nungs­fä­hig ist, wäh­rend es die Macht besitzt, abso­lut alles zu ver­nich­ten.

Im 5. Buch Mose, Vers 5; 9 steht: “(…) ich bin ein eifer­süch­ti­ger Gott, der die Schuld der Väter heim­sucht, bis ins drit­te und vier­te Glied, an den Kin­dern derer, die mich has­sen (…).“ Sou­ve­rän ist das mit Sicher­heit nicht – eher beschä­mend. Ich wür­de sagen: Man muss schon selbst ein eifer­süch­ti­ger, besitz­ergrei­fen­der und rach­süch­ti­ger Mensch sein, um einen sol­chen Gott mögen zu kön­nen.

Unab­hän­gig davon, dass es für einen guten Gott unmög­lich sein soll­te, eifer­süch­tig und nach­tra­gend sein zu kön­nen, fällt mir Fol­gen­des auf: Mit „ich bin ein eifer­süch­ti­ger Gott“ impli­ziert er, dass es auch noch ande­re Göt­ter gibt oder zumin­dest geben könn­te. Denn war­um sonst soll­te er etwas sagen, das asso­zi­ie­ren lässt, es wäre auch mög­lich, er könn­te nicht eifer­süch­tig sein?


Die see­li­sche Unvoll­kom­men­heit Got­tes

Jesus droht irgend­wo im Neu­en Tes­ta­ment den Ungläu­bi­gen mit ewi­gen Höl­len­qua­len. Wäre er tat­säch­lich so fort­schritt­li­che, wie es ihm sei­ne Fans ger­ne unter­stel­len, wür­de er statt­des­sen Sachen sagen wie:

„Es ist nicht wich­tig, ob ihr glaubt oder nicht glaubt. Wich­tig ist, dass ihr fried­lich und freund­lich durchs Leben geht. Denn letzt­end­lich ist das alles, was mein Vater sich von euch wünscht.“

Doch für Fried­lich­keit und Freund­lich­keit inter­es­siert sich Jeho­va noch nicht ein­mal am Ran­de. Haupt­säch­lich geht es ihm um Aner­ken­nung. Er for­dert Respekt dafür ein, dass er ein unend­li­ches, omni­po­ten­tes Lebe­we­sen mit unend­li­cher Macht ist, das alles ver­nich­ten kann, wenn ihm danach ist. Dafür möch­te er Respekt in Form von Anbe­tung, Gehor­sam und auch Angst.

Selt­sa­mer­wei­se stö­ren sich sei­ne Anhän­ger nicht an dem rach­süch­ti­gen und infan­ti­len Cha­rak­ter ihres Got­tes, dem Schöp­fer des Uni­ver­sums. Es ist ihnen auch egal, dass er eifer­süch­tig und hin­ter­lis­tig sein kann bzw. über­haupt die Fähig­keit besitzt, es sein zu kön­nen! Ich fin­de, Rach­sucht, Eifer­sucht und Hin­ter­list sind Bestand­tei­le eines unrei­fen Bewusst­seins.

Ich kann mir nur einen Grund den­ken, aus dem fun­da­men­ta­le Gott­gläu­bi­ge sich nicht an die­sen nega­ti­ven Cha­rak­ter­ei­gen­schaf­ten stö­ren: Sie selbst sind eifer­süch­ti­ge Men­schen. Sie schät­zen es, dass Gott sich an den Ungläu­bi­gen (irgend­wann ein­mal) rächen wird. Das schafft ihnen Genug­tu­ung.

Der böse Gott

Theo­di­zee beschäf­tigt sich mit dem Wider­spruch, dass Gott das Böse und Leid in der Welt zulässt, obwohl er es ver­hin­dern könn­te. Dabei über­se­hen oder igno­rie­ren wir, dass Gott einen nicht unbe­deu­ten­den Teil des Lei­des und der Unge­rech­tig­keit (zumin­dest in archai­schen Zei­ten) selbst in die Welt setzt.

In der Bibel wer­den die Grau­sam­kei­ten und Unge­rech­tig­kei­ten Jeho­vas aus­führ­lich doku­men­tiert und detail­reich beschrie­ben. Der bibli­sche Gott zet­telt Krie­ge an, befiehlt Völ­ker­mord sowie schreck­li­che Grau­sam­kei­ten und bestraft sei­ne Anhän­ger, soll­ten die­se einen Feind aus­nahms­wei­se ein­mal ver­scho­nen. Die Theo­di­zee soll­te sich also eher mit fol­gen­der Fra­ge befas­sen:

War­um hal­ten wir an einem Gott fest, der nach­weis­lich nicht gut ist?

Denn ein guter Gott tötet kei­ne Unschul­di­gen (und idea­ler­wei­se auch kei­ne Schul­di­gen), brand­schatzt nicht und befiehlt auch kei­ne Gräu­el­ta­ten – selbst in „jun­gen Jah­ren“ nicht. Das soll­te selbst­ver­ständ­lich sein.

Der heuch­le­ri­sche Gott

Jeho­va ist manch­mal unehr­lich und hin­ter­lis­tig: So ver­birgt er sich laut Bibel vor ande­ren Völ­kern, die er dann für ihren Nicht­glau­ben bestraft. Heut­zu­ta­ge nen­nen wir ein sol­ches Ver­hal­ten Zynis­mus der übels­ten Sor­te.

Lot, der sei­ne Töch­ter sexu­ell miss­braucht und dann einem Mob über­lässt, nur damit zwei Engel nicht „beläs­tigt“ wer­den, ist ein Lieb­ling Got­tes. Das sagt viel!

Als Gott die letz­ten Pla­gen über das ägyp­ti­sche Reich kom­men lässt, bricht er sein Ver­spre­chen, die Pla­gen ein­zu­stel­len, sobald der Pha­rao die Juden frei­lässt. Denn der hat­te ange­kün­digt, das zu tun. Statt­des­sen ver­här­tet Gott das Herz des Pha­ra­os! Die letz­ten Pla­gen waren also nichts wei­ter als pri­mi­ti­ve, ordi­nä­re Rache.

An die­sen paar Bei­spie­len erken­nen wir, in Wirk­lich­keit gibt es kei­nen Wider­spruch: Es gibt das Böse und das Leid nicht nur, weil Gott es „zulässt“ – er selbst ist ein Teil davon!

„Mein ist die Rache“, spricht Gott im Brief an die Römer. Das hört sich an, als wür­de er sich schon hän­de­rei­bend dar­auf freu­en. Und das ist sehr beschä­men­der für einen Gott, der in den Augen sei­ner Fans als gut gilt.


10 Gedanken zu „Gott“

  1. Wie mir scheint, hast du über eine Men­ge Din­ge in dei­nen bis­he­ri­gen Leben
    reflek­tiert.

    Die­se mühe machen sich lei­der heu­te die meis­ten Men­schen nicht,
    daher kom­men, die gro­ßen Pro­ble­me vor allen im west­li­chen Kul­tur­kreis
    aus mei­ner Sicht.

    Aller­dings mei­nem Gott, als Tyran­nen dar­zu­stel­len ist uner­träg­lich!

    Nenn mir ein Fall, in den letz­ten Jahr­zehn­ten, in dem Gott per­sön­lich einen
    Völ­ker­mord beging, Men­schen fol­ter­te oder zer­stü­ckel­te.
    (Mir ist auch kein Fall aus der Geschich­te bekannt.)

    In mei­ner Lebens­zeit, das sind inzwi­schen doch schon eini­ge Jahr­zehn­te, wur­den
    und wer­den die grau­sams­ten Ver­bre­chen began­gen. Doch bis­her nie von Gott!
    Es waren immer bös­ar­ti­ge Men­schen.

    Wenn man Gott etwas vor­wer­fen kann, dann sei­ne Tole­ranz. Und sei­nen Glau­be
    an die Mensch­heit.

    Antworten
    • Wie mir scheint, hast du über eine Men­ge Din­ge in dei­nen bis­he­ri­gen Leben reflek­tiert.

      Ich weiß nicht … eigent­lich nicht beson­ders viel. Was ich hier schrei­be, hat mit mir nichts zu tun.

      Aber wie es scheint, hast du nicht über dein Leben nach­ge­dacht. Denn du soll­test es eher als uner­träg­lich fin­den, dich als ver­nunft­be­gab­tes Wesen im 21. Jahr­hun­dert an den 3000 Jah­re alten Vor­stel­lun­gen unse­rer archai­schen Vor­fah­ren zu ori­en­tie­ren. Denn nichts ande­res tust du. Du soll­test dich fra­gen, wie es dazu kom­men konn­te.

      Die­se mühe machen sich lei­der heu­te die meis­ten Men­schen nicht, daher kom­men, die gro­ßen Pro­ble­me vor allen im west­li­chen Kul­tur­kreis aus mei­ner Sicht.

      Na ja, viel­leicht war das vor 100 oder 200 hun­dert Jah­ren noch so, doch inzwi­schen kann man das über den west­li­chen Kul­tur­kreis nicht mehr sagen. In den meis­ten euro­päi­schen Staa­ten kön­nen die Men­schen inzwi­schen rela­tiv frei ihr eigens Leben gestal­ten und brau­chen kei­ne Angst mehr haben, dass sie umge­bracht oder ins Gefäng­nis gesteckt wer­den, wenn sie die Regie­rung, den Herr­scher oder die Reli­gi­on kri­ti­sie­ren. Das ist eine gro­ße und sehr wert­vol­le Errun­gen­schaft.

      Aller­dings mei­nem Gott, als Tyran­nen dar­zu­stel­len ist uner­träg­lich!

      Ich spre­che vom bibli­schen Gott, dem mytho­lo­gi­schen Gott, der in der Bibel beschrie­ben wird, dem Gott, der eine Pro­jek­ti­on der ethi­schen Defi­zi­te unse­rer archai­schen Vor­fah­ren ist. Das soll­te klar sein. Mehr­mals schickt er laut Bibel sein aus­er­wähl­tes Volk los, um ein ande­res Volk aus­zu­lö­schen. So etwas macht ein guter Gott nicht. Das müss­test du eigent­lich wis­sen. Beson­ders im Deu­te­ro­no­mi­um wer­den vie­le Grau­sam­kei­ten geschil­dert. Das weißt du bestimmt viel bes­ser als ist.
      Außer­dem lügt und betrügt Gott manch­mal und hin­ter­häl­tig ist er eben­falls. Das stößt dich nicht ab? Beson­ders ungött­lich und unreif sind sei­ne Nei­gun­gen zur Eifer­sucht und Rach­sucht. Eifer­sucht und Rach­sucht zeu­gen von einem labi­len, unrei­fen Cha­rak­ter. Oder etwa nicht?

      Also: Was soll dei­ne Empö­rung? Jeho­va soll ein fried­li­cher, freund­li­cher, groß­zü­gi­ger und ver­ständ­nis­vol­ler Gott sein? War­um ist in der Bibel davon nichts zu lesen?

      Nenn mir ein Fall, in den letz­ten Jahr­zehn­ten, in dem Gott per­sön­lich einen Völ­ker­mord beging, Men­schen fol­ter­te oder zer­stü­ckel­te. (Mir ist auch kein Fall aus der Geschich­te bekannt.) In mei­ner Lebens­zeit, das sind inzwi­schen doch schon eini­ge Jahr­zehn­te, wur­den und wer­den die grau­sams­ten Ver­bre­chen began­gen. Doch bis­her nie von Gott! Es waren immer bös­ar­ti­ge Men­schen.

      Was hat dei­ne Lebens­zeit damit zu tun? Wie kommst du nur dar­auf, dass ich vom 20. Jahr­hun­dert spre­che? Das ist mir abso­lut unbe­greif­lich.

      Es spielt also kei­ne Rol­le, dass Gott in den letz­ten Jahr­zehn­ten oder Jahr­hun­der­ten nicht mehr per­sön­lich in Akti­on getre­ten ist. Der Samen der gött­lich tole­rier­ten Gewalt wur­de vor 3000 Jah­ren gesetzt und wirkt bis heu­te wei­ter. Du darfst nicht ver­ges­sen, dass der Glau­be an Gott sich über die Jahr­tau­sen­de nur des­we­gen hal­ten konn­te, weil er so typisch mensch­lich ist.

      Das ist übri­gens bei allen Göt­tern so: Mard­uk und Tiamat, die grie­chi­schen, römi­schen, indi­schen oder azte­ki­schen Göt­ter und was es sonst noch gibt: Sie sind fast alle extrem gewalt­tä­tig, grau­sam und hin­ter­häl­tig – also typisch mensch­lich. Und Jeho­va macht da kei­ne Aus­nah­me. Er hat sich nur im Lau­fe der letz­ten Jahr­hun­der­te kul­ti­viert, weil wir uns etwas kul­ti­viert haben.

      Das Gute begeht ein­fach kei­ne Schre­ckens­ta­ten – aus kei­nem Grund und in kei­ner Pha­se. Da gibt es nichts zu dis­ku­tie­ren oder zu rela­ti­vie­ren. Das ver­steht sich von selbst, denn »Gut« kann kei­ne Defi­ni­ti­ons­sa­che sein. Andern­falls wäre es mehr oder weni­ger bedeu­tungs­los. Das Gute mor­det nicht, betrügt nicht, und ist auch nicht rach­süch­tig usw.

      Wenn man Gott etwas vor­wer­fen kann, dann sei­ne Tole­ranz. Und sei­nen Glau­be an die Mensch­heit.

      Du meinst, der bibli­sche Gott ist tole­rant, mög­li­cher­wei­se sogar zu tole­rant? Wo hast du denn das her? Lies die Bibel. Für das kleins­te Ver­ge­hen wird man von Gott aufs Schreck­lichs­te bestraft. Bei­spiel: Lots Frau dreht sich aus Neu­gier um und wird als Stra­fe in eine Salz­säu­le ver­wan­delt. Das ist äußerst into­le­rant. Tole­rant wäre es gewe­sen, wenn Gott gesagt hät­te: „Okay, ich hat­te dir zwar ver­bo­ten, noch ein­mal zurück­zu­bli­cken, aber ich kann ver­ste­hen, dass du neu­gie­rig warst. Schwamm drü­ber.“

      Ande­rer­seits: Wer im Namen Got­tes Wider­li­ches tut, gilt als gerecht. Bei­spiel: Lot lie­fert sei­ne Töch­ter (die er zuvor sexu­ell miss­braucht hat, was Gott selt­sa­mer­wei­se nicht stört) dem Mob aus, damit zwei Engel (denen sowie­so nichts pas­siert wäre) nicht „beläs­tigt“ wer­den. So etwas gefällt dir? So etwas fin­dest du gerecht? Die­se Geschich­te spie­gelt nur das unrei­fe Gerech­tig­keits­ver­ständ­nis unse­rer archai­schen Vor­fah­ren wider.

      Und dass HEU­TE so vie­le Men­schen (bei­spiels­wei­se du) sich davon nicht abge­sto­ßen füh­len, ist der eigent­li­che Skan­dal.

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  2. Die mensch­li­chen Eigen­schaf­ten, die vor allem oder nur im Alten Tes­ta­ment *Gott* zuge­dacht wer­den, sind nach mei­nem Dafür­hal­ten all­zu mensch­li­che, uner­lös­te Pro­jek­tio­nen mensch­li­chen Seins auf Gott.
    Wenn es Gott, einen All­mäch­ti­gen gibt, wür­digt die­ses Got­tes­bild Gott her­ab. Im mus­li­mi­schen Glau­ben darf man sich kein B i l d , also kei­ne Vor­stel­lung von Gott machen. Des­halb sind auch Bil­der von Allah, Moha­med, sei­nen Pro­phe­ten in einer Moschee nicht erlaubt. Exis­tiert nicht auch im Alten Tes­ta­ment das Ver­bot sich von Gott ein Bild zu machen? Auch in Syn­ago­gen sind m.E. kei­ne Bil­der vom Unaus­sprech­li­chen vor­han­den.
    Die Vor­stel­lung Gott mensch­li­che Eigen­schaf­ten zu geben, ent­spre­chen vor allem den Glau­bens­in­hal­ten des Alten Tes­ta­men­tes und ste­hen im Wider­spruch zum Neu­en Tes­ta­ment.
    Jesus hat mei­nes Wis­sens nicht von Eigen­schaf­ten Got­tes, Gott­va­ter gespro­chen.
    Auch des­halb wird vom „Neu­en Bund“ durch Jesus-Bot­schaf­ten gespro­chen.
    Dem Satz “ Es ist klar, dass die­se Eigen­schaf­ten nur die Ängs­te unse­rer archai­schen Vor­fah­ren wider­spie­geln “ dürf­te eher der Wahr­heit ent­spre­chen.

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    • Nicht nur eine Abbil­dung ist ein Bild – eine Beschrei­bung ist es eben­falls. Viel­leicht sogar ein noch stär­ke­res. In die­sem Sinn gibt es auch im Islam Bil­der von Gott – auch dort wer­den Gott alle mög­li­chen Eigen­schaf­ten nach­ge­sagt. Die ers­te und wich­tigs­te ist wohl sei­ne Grö­ße und Macht, sei­ne zwei­te viel­leicht Grau­sam­keit. In jeder ein­zel­nen Sure steht geschrie­ben, dass die Ungläu­bi­gen und Frev­ler ins Feu­er gewor­fen wer­den sol­len oder das man ihnen kochend hei­ßes Was­ser ein­flö­ßen soll. Das ist eine schlim­me Fol­ter. Auf eine ande­re schlim­me Art fol­tert der alt­tes­ta­men­ta­ri­sche Gott Men­schen – sie­he das Deu­te­ro­no­mi­on. Das sind die Bil­der, die wir uns von Gott gemacht haben. Da braucht es kei­ne opti­schen Abbil­dun­gen. Die mensch­li­chen Eigen­schaf­ten von Gott sind unse­re Bil­der, die wir uns von ihm machen.
      Aber auch im neu­en Tes­ta­ment haben wir Bil­der von Gott. An irgend­ei­ner Stel­le sagt Jesus bei­spiels­wei­se: „… Gott mag es, wenn ihr lei­det …“ Das ist schon ein ziem­lich kras­ses Bild.

      Die Vor­stel­lung Gott mensch­li­che Eigen­schaf­ten zu geben, ent­spre­chen vor allem den Glau­bens­in­hal­ten des Alten Tes­ta­men­tes und ste­hen im Wider­spruch zum Neu­en Tes­ta­ment.

      Aber ist nicht Gott selbst eine rei­ne Vor­stel­lung, also nicht nur sei­ne Eigen­schaf­ten? Und so wider­sprüch­lich sind die­se bei­den Tes­ta­men­te auch nicht. Das neue ist nur mode­ra­ter als das alte – weni­ger men­schen­feind­lich, weni­ger grau­sam – aber nicht ohne Men­schen­feind­lich­keit und ohne Grau­sam­kei­ten. Auch Jesus gibt manch­mal grau­sa­me und men­schen­ver­ach­ten­de Wor­te von sich. So droht er ziem­lich oft mit ewi­gen Höl­len­qua­len, Ver­damm­nis und Ähn­li­chem bzw. von der Straf­an­dro­hung gegen Anders­gläu­bi­ge ganz all­ge­mein. Freund­li­che, ver­ständ­nis­vol­le Men­schen machen so etwas nicht.
      Im Lukas­evan­ge­li­um steht, wenn Jesus sich der Welt erneut offen­bart, wird es so sein, wie zu Zei­ten der Sint­flut. Inhu­ma­ner geht es kaum! (LK. 19; 24, 26–32)

      Und so geht es wei­ter. Auch das neue Tes­ta­ment ist voll von Grau­sam­kei­ten. Sein angeb­lich huma­ner Cha­rak­ter ist nur eine Legen­de, eine Schön­fär­be­rei.

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      • Herr Micha­el,
        Ihr Ein­ge­hen auf mei­nen Kom­men­tar über­zeugt mich nicht. Lukas war kein Zeit­zeu­ge und Jün­ger von Jesus, wie auch ande­re Evan­ge­lis­ten, Apos­teln und ins­be­son­de­re auch Paulus.Von Jesus ist mir gegen­wär­tig nur die Ent­schie­den­heit gegen­über den Geld­wechs­lern im Tem­pel bekannt, die auf eine ange­mes­se­ne und nach­voll­zieh­ba­re Aggres­si­on (= adgre­di) hin­deu­ten. Wenn Sie bit­te Aus­sa­gen von Jesu und nicht sei­nen Apos­teln zitie­ren, die die Grau­sam­keit Jesus bezeu­gen kön­nen. Sei­ne Bot­schaft war ein­deu­tig die Nächs­ten­lie­be, die „Aga­pe“ und nicht Destruk­ti­vi­tät. Sich haupt­säch­lich auf Aus­sa­gen im Alten Tes­ta­ment zu bezie­hen und nicht auf das Neue Tes­ta­ment führt an der Wahr­heit über Jesus vor­bei.

      • Herr oder Frau Ste­pha­noi,
        alles was Sie schrei­ben, stim­men wohl, doch mit der eigent­li­chen Sache oder Fra­ge hat es nur wenig zu tun.

        Als Ers­tes fällt mir auf: Wenn Sie den Aus­sa­gen der Apos­tel und Evan­ge­lis­ten schon nicht trau­en kön­nen, wie kom­men sie dar­auf, den Aus­sa­gen der His­to­ri­ker zu trau­en? Nach wel­chen Kri­te­ri­en gehen Sie vor, wenn sie sagen: „Die­ser Quel­le kann man trau­en, der ande­ren aber nicht?“ Außer­dem ist die Exis­tenz des his­to­ri­schen Jesus kei­nes­falls gesi­chert. Man spricht ledig­lich von einer 50-pro­zen­ti­gen Wahr­schein­lich­keit. Letzt­end­lich ist Jesus also nur eine Legen­de. Und wenn es Jesus tat­säch­lich gege­ben hat, wird er wahr­schein­lich nur einer von vie­len Pre­di­gern gewe­sen sein, den man spä­ter zu dem hoch­sti­li­siert hat, was er heu­te für uns ist. Ähn­lich war es auch bei der Artus-Sage. Die­ser Mecha­nis­mus ist bekannt.

        Als Zwei­tes: Die Aus­sa­gen (von Jesus), die Ihnen gefal­len, stu­fen Sie als authen­tisch ein, die Aus­sa­gen, die Ihnen nicht gefal­len, als etwas, was ihm in den Mund gelegt wur­de. Ihre Vor­ge­hens­wei­se scheint zu sein: „Wenn es mir gefällt, ist es wahr – wenn es mir nicht gefällt, unwahr.“ Anhand die­ser „Kri­te­ri­en“ veri­fi­zie­ren wir meis­tens unse­re soge­nann­ten Wahr­hei­ten.

        Sie Schrei­ben:
        Sich haupt­säch­lich auf Aus­sa­gen im Alten Tes­ta­ment zu bezie­hen und nicht auf das Neue Tes­ta­ment führt an der Wahr­heit über Jesus vor­bei.

        Aber die paar weni­gen Bei­spie­le, die ich zitie­re, sind doch alle aus dem neu­en Tes­ta­ment! Bei mei­nen Zita­ten über Jesus bezie­he ich mich zu 100% auf das neue Tes­ta­ment. Ihren letz­ten Satz ver­ste­he ich des­halb nicht. Das, was Sie in ihrem letz­ten Satz behaup­ten, tue ich schlicht und ein­fach nicht!

        Fest­zu­hal­ten ist: Wenn wir (reli­gi­ös) glau­ben, glau­ben wir stets das, was man uns bei­gebracht hat zu glau­ben. Das geschieht meis­tens in unse­rer Kind­heit. Oder wol­len Sie etwa behaup­ten, dass wir als Erwach­se­ne Jesus „ent­de­cken“? Selbst wenn wir in unse­rer Kind­heit nichts mit Jesus und der Reli­gi­on anfan­gen konn­ten und erst spä­ter zu ihm „gefun­den“ haben, war das nur mög­lich, weil man uns in unse­rer Kind­heit bereits davon erzählt hat­te. Nie­mand ent­deckt die Reli­gi­on als Erwach­se­ner, wenn ihm in sei­ner Kind­heit nicht davon erzählt wur­de. Doch in unse­rer Kind­heit wur­den wir alle indok­tri­niert und mani­pu­liert. Das ist uns sel­ten bewusst und gefal­len tut uns die­se Vor­stel­lung erst recht nicht – des­we­gen leh­nen wir sie ent­schie­den ab.
        In unse­rem Reli­gi­ons­un­ter­richt hat man uns also Legen­den und Mythen erzählt. Man hat uns natür­lich bei­gebracht, zusätz­lich zu glau­ben, dass es kei­ne Legen­den und Mythen sind – denn sonst wür­de das Gan­ze nicht funk­tio­nie­ren.

        Wer glau­ben will, aber nicht an Jesus oder Gott glau­ben kann, der glaubt viel­leicht an UFOs oder Ver­schwö­rungs­theo­rien. Wer auch dar­an nicht glau­ben kann, glaubt viel­leicht an den Kom­mu­nis­mus, Natio­na­lis­mus oder irgend­ei­ne ande­re Ideo­lo­gie. Irgend­et­was fin­den wir halt immer, wor­an wir glau­ben kön­nen, wenn wir uns glau­bend in Leben ori­en­tie­ren wol­len. Ich kann da kei­nen wesent­li­chen Unter­schied erken­nen.

        Übri­gens: „Herr Micha­el“ ist ein wirk­lich schlech­ter Stil. Wenn Sie mich nicht duzen wol­len, soll­ten Sie eine Anre­de weg­las­sen oder im Impres­sum nach­schau­en. Da steht mein Nach­na­me.

      • Zunächst dan­ke für das Ein­ge­hen auf mei­nen Kom­men­tar.
        Ich glau­be und ver­traue auf Bot­schaf­ten ( von Jesus), die eine tie­fe mensch­li­che, exis­ten­zi­el­le Wahr­heit sind und auch psy­cho­lo­gisch nach­voll­zo­gen wer­den kön­nen, wie bei­spiels­wei­se die Berg­pre­digt, die Selig­prei­sun­gen und die Gleich­nis­se. Die­se Aus­sa­gen kamen nicht aus dem Nichts, son­dern müs­sen von einem
        sehr spi­ri­tu­el­len Men­schen aus­ge­spro­chen wor­den sein. Sie wer­den Jesus zuge­spro­chen und haben zwei­tau­send Jah­re über­lebt und sehr vie­le Men­schen tief bewegt. Was spricht dage­gen, dass die­se Wor­te, die die Alte Welt erreicht hat, nicht von einem Jesus gekom­men sind ? Aus der Berg­pre­digt, den Selig­prei­sun­gen, den Gleich­nis­sen spricht eine tie­fe Zuwen­dung und Empa­thie zum Men­schen und zeugt von der zen­tra­len Bot­schaft der Lie­be und nicht der Ver­ur­tei­lung und Ver­dam­mung.
        Die­se Wor­te wur­den ver­mut­lich auch nicht von Apos­teln, Evan­ge­lis­ten und auch nicht der römi­schen Staats­kir­che ver­än­dert, obwohl sie nicht im Inter­es­se der welt­li­chen Macht stan­den.
        Zu den ande­ren Fra­gen möch­te ich ger­ne spä­ter ein­ge­hen.

      • Ich fin­de die Theo­rie von Vic­to­ria Ratio­ni (Das Reli­gi­ons­pa­ra­dox) inter­es­sant, dass die meis­ten reli­giö­sen Men­schen eine man­gel­haf­te Bezie­hung zu ihrem Vater haben … (bei mir stimmt es – trau­rig aber wahr … )
        Leon­hard

  3. Bei allem, was wir wis­sen, wis­sen wir tat­säch­lich nichts.
    Ein Bei­spiel:
    Vor 2000 Jah­ren glaub­ten die römi­schen Ärz­te allen Din­gen auf den Grund gegan­gen zu sein.
    Sie wur­den genau­so ver­ehrt und wie Halb­göt­ter behan­delt wie die heu­ti­gen Ärz­te, wel­che ihrer­seits behaup­ten, nun letzt­end­lich alles zu wis­sen.
    Im Jah­re 4000 wer­den Men­schen das­sel­be behaup­ten.
    Genau­so im Jah­re 6000, 8000 usw.
    Doch die Wahr­heit ist, daß wir den Grund allen Seins nie­mals erfah­ren wer­den.
    Jeden­falls nicht, wenn wir die Lösung bei uns Men­schen suchen.
    Man kann sich auch nicht am eige­nen Schopf aus dem Sumpf zie­hen.

    Antworten
    • Bei allem, was wir wis­sen, wis­sen wir tat­säch­lich nichts.
      Ein Bei­spiel:
      Vor 2000 Jah­ren glaub­ten die römi­schen Ärz­te allen Din­gen auf den Grund gegan­gen zu sein.
      Sie wur­den genau­so ver­ehrt und wie Halb­göt­ter behan­delt wie die heu­ti­gen Ärz­te, wel­che ihrer­seits behaup­ten, nun letzt­end­lich alles zu wis­sen.

      Ich habe noch nie gehört, dass Ärz­te heut­zu­ta­ge behaup­ten, alles zu wis­sen. Wie kommst du dar­auf? Wo hast du das gele­sen?
      Und ob die alten Römer wirk­lich glaub­ten „allen Din­gen auf den Grund gegan­gen zu sein“, bezweif­le ich auch. Mag ja sein, dass ihnen nicht bewusst war, wie wenig sie in Wirk­lich­keit wuss­ten und ihr tat­säch­li­ches Wis­sen des­halb über­schät­zen. Doch auch ihnen wird klar gewe­sen sein, dass es noch viel zu ler­nen gaben.

      Im Jah­re 4000 wer­den Men­schen das­sel­be behaup­ten.
      Genau­so im Jah­re 6000, 8000 usw.

      Klar wird es so sein. Du musst aber auch berück­sich­ti­gen, dass mit dem Zuwachs an Wis­sen auch die Weis­heit zunimmt. Und da die Mensch­heit als Gan­zen heu­te ein klein wenig wei­ser ist als noch vor 2000 Jah­ren, kön­nen wir anneh­men, dass sie in wei­te­ren 2000 Jah­ren wie­der ein klein­we­nig wei­ser sein wird usw. Und die Abstän­de wer­den wahr­schein­lich immer kür­zer.

      Doch die Wahr­heit ist, daß wir den Grund allen Seins nie­mals erfah­ren wer­den.
      Jeden­falls nicht, wenn wir die Lösung bei uns Men­schen suchen.
      Man kann sich auch nicht am eige­nen Schopf aus dem Sumpf zie­hen.

      Genau!
      Du über­siehst dabei aber, dass die Reli­gio­nen genau DAS ver­su­chen: „Die Lösung bei uns Men­schen suchen“ bedeu­tet: mit einem Kon­zept, dass von Men­schen ent­wi­ckelt wur­de, den Grund allen Seins zu erklä­ren. Gott ist ein von Men­schen ent­wi­ckel­tes Kon­zept, es ist unse­rem Ver­stand ent­sprun­gen.

      Vor 3000 Jah­ren war Reli­gi­on, der Glau­be an ein über­na­tür­li­ches Wesen, sozu­sa­gen die Natur­wis­sen­schaft, mit der man sich die Welt erklär­te. Die­se von Men­schen ent­wi­ckel­te Idee eines Schöp­fer­we­sens ist sozu­sa­gen ein stein­zeit­li­cher Ver­such „sich am eige­nen Schopf aus dem Sumpf zu zie­hen“. Eine rei­ne Kopf­ge­burt.

      Also, mit ande­ren Wor­ten sagst du: Reli­gi­on kann uns die Lösung nicht lie­fern.

      Ich sage: Weder Reli­gi­on noch Wis­sen­schaft noch irgend­et­was ande­res kann das.

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