Klug­heit


Ein Fuchs, der einen raffinierten Eindruck macht und eine Eule, die ruhig und stoisch guckt.

Intel­li­genz ist nicht Klug­heit

Es gibt vie­le klu­ge, krea­ti­ve und freund­li­che Men­schen auf die­sem Pla­ne­ten. Die­se haben es jedoch schwer, sich gegen die Dum­men zu behaup­ten, denn dum­me Men­schen beset­zen oft wich­ti­ge Posi­tio­nen in Poli­tik und Wirt­schaft.

Das klingt zwar wie eine unver­schäm­te Unter­stel­lung, doch wür­den die Mäch­ti­gen, Ein­fluss­rei­chen und Super­rei­chen klug und weit­sich­tig han­deln, wür­den sie ihre Mög­lich­kei­ten nut­zen, um Unge­rech­tig­keit und Elend in der Welt zur redu­zie­ren. Als klu­ge Men­schen wäre es ihnen ein per­sön­li­ches Anlie­gen, in einer mög­lichst fried­li­chen und freund­li­chen Welt zu leben. Dafür wür­den Super­rei­che sogar ihr gesam­tes Ver­mö­gen ein­set­zen, wären sie klug.

Das kann jedoch nur sehr sel­ten beob­ach­tet wer­den. Statt­des­sen gebrau­chen die meis­ten die­ser Men­schen ihre expo­nier­te Stel­lung, ledig­lich um ihre Macht und ihren Reich­tum zu ver­grö­ßern und zu fes­ti­gen. Doch so etwas tun klu­ge Men­schen nicht, wenn sie wis­sen, in einer Welt der men­schen­ge­mach­ten Unge­rech­tig­kei­ten zu leben.

Auf der Sei­te der Dumm­heit fin­den wir Gleich­gül­tig­keit, Oppor­tu­nis­mus, Ego­zen­trik und auch Gewalt­be­reit­schaft – Eigen­schaf­ten, die her­vor­ra­gend zur Macht- und Geld­an­häu­fung geeig­net sind.

Das Han­di­cap der Klug­heit

Klug­heit hat es schwer, sich gegen Dumm­heit durch­zu­set­zen, denn ihr ste­hen die dum­men, also destruk­ti­ven Metho­den nicht zur Ver­fü­gung. Die­se kön­nen sehr mäch­tig sein, um schnell und kurz­fris­tig erfolg­reich zu sein. Dar­in liegt das Dilem­ma:

Wür­de das krea­ti­ve und klu­ge Prin­zip destruk­ti­ve Metho­den anwen­den, um die Dumm­heit in zu redu­zie­ren, wür­de es ver­wäs­sern und unbe­merkt zu dem wer­den, was es bekämpft. Das wäre schi­zo­phren und hat bis­her auch nur vor­über­ge­hend funk­tio­niert. Denn es ist unmög­lich, Dumm­heit mit Dumm­heit zu bekämp­fen, ohne dabei noch mehr Dumm­heit zu erzeu­gen.

Selbst wenn das krea­ti­ve Prin­zip die dum­men Hand­lungs­wei­sen nur vor­über­ge­hend anwen­det, ändert das nichts an dem Wider­spruch. Die­ser Kon­flikt lässt den Pro­zess der Wei­ter­ent­wick­lung der Mensch­heit in Rich­tung Freund­lich­keit und Fried­lich­keit sehr zäh und lang­sam vor­an­schrei­ten und unse­re destruk­tiv-dum­men Eigen­schaf­ten in den Vor­der­grund tre­ten.

Wenn wir im Leben Nega­ti­ves mit Nega­ti­vem poten­zie­ren, erzeugt das jedoch nur noch mehr Nega­ti­vi­tät. Aus die­sem Grund sind Geduld, Auf­klä­rung und eine beson­ne­ne Rhe­to­rik die ein­zi­gen Erfolg ver­spre­chen­den Metho­den zur Bekämp­fung der Dumm­heit.

Beson­ne­ne Vor­ge­hens­wei­se bei der Bekämp­fung der Dumm­heit

Als Bei­spiel soll die koper­ni­ka­ni­sche Wen­de zum Ende des Mit­tel­al­ters die­nen: Wis­sen­schafts­skep­ti­ker ver­glei­chen unse­re Zeit manch­mal mit der koper­ni­ka­ni­schen Wen­de, als das mit­tel­al­ter­li­che Main­stream­den­ken an das geo­zen­tri­sche Welt­bild glaub­te. Koper­ni­kus hät­te die­ser Irr­leh­re jedoch mutig die Stirn gebo­ten. Und so wäre es auch heu­te.

Wenn wir klug vor­ge­hen, wei­sen wir dar­auf hin, dass damals, zu Koper­ni­kus‘ Zei­ten, es die christ­lich ortho­dox-kle­ri­ka­le Welt war, die das geo­zen­tri­sche Welt­bild ver­trat und nicht die wis­sen­schaft­li­che Welt. Die war im Mit­tel­al­ter zwar noch klein, doch es gab sie bereits. Koper­ni­kus war einer ihrer Ver­tre­ter.

Die­se Kir­chen­män­ner glaub­ten nicht auf­grund von For­schung und Beob­ach­tung an die geo­zen­tri­sche Leh­re, son­dern sie ver­tei­dig­ten ledig­lich das, was als Tra­di­ti­on Teil ihrer Macht­ba­sis war: der unan­tast­ba­re Glau­be an über­lie­fer­te Vor­stel­lun­gen. Aus die­sem Grund ist der Ver­gleich mit der koper­ni­ka­ni­schen Wen­de falsch. Denn es waren nicht Wis­sen­schafts­skep­ti­ker (also Kle­ri­ker), die das fal­sche Welt­bild ent­larv­ten, son­dern Wis­sen­schaft­ler.

Wis­sen­schafts­skep­ti­ker wer­den sich davon kaum beein­dru­cken las­sen, einen Ver­such ist es aber wert.


Klu­ge Intel­li­genz

Doch was ist Klug­heit eigent­lich? Auf den ers­ten Blick ist Klug­heit nur ein ande­res Wort für Intel­li­genz. Dem wider­spricht jedoch die Tat­sa­che, dass es hoch­in­tel­li­gen­te Men­schen gibt, die sich nach­weis­lich dumm, also unklug ver­hal­ten.

Manch­mal hören wir von kri­mi­nel­len Straf­tä­tern mit einem sehr hohen IQ. Ihre Intel­li­genz konn­te jedoch nicht ver­hin­dern, erwischt zu wer­den. Außer­dem war ihr kri­mi­nel­les Ver­hal­ten selbst schon ein Aus­druck von Dumm­heit, denn eine per­sön­li­che Berei­che­rung auf Kos­ten ande­rer bzw. der Gesell­schaft erzeugt auf lan­ge Sicht auch einen Nach­teil für den, der sich berei­chert.

Sol­che Men­schen sind nicht klug, son­dern nur raf­fi­niert und erfin­dungs­reich. Doch Ver­bre­chen wie Mord, Ver­ge­wal­ti­gung, Nöti­gung, Erpres­sung oder gemei­ner Raub kön­nen nie­mals ein Aus­druck von Intel­li­genz sein, nur weil sie raf­fi­niert aus­ge­führt wur­den.

Je mehr Men­schen ihr Leben auf Kos­ten ande­rer gestal­ten, des­to ange­spann­ter ist die all­ge­mei­ne Situa­ti­on in der Welt. Davon pro­fi­tiert auf lan­ge Sicht nie­mand. Wirk­lich klu­ge Men­schen wis­sen das.

Intel­li­gen­te Men­schen, die klug han­deln

Intel­li­genz hat etwas mit Abs­trak­ti­ons­ver­mö­gen zu tun, der Fähig­keit, kom­ple­xe Sach­ver­hal­te auf­schlüs­seln und nach­voll­zie­hen zu kön­nen. Ein gutes Gedächt­nis för­dert die­se Fähig­keit und ist wahr­schein­lich Vor­aus­set­zung dafür.

Hoch­in­tel­li­gen­te Men­schen beschäf­ti­gen sich oft mit der theo­re­ti­schen Pro­blem­be­hand­lung. Mathe­ma­tik ist ein sol­ches Gebiet, denn sie ist rei­ne Abs­trak­ti­on. Doch wer hoch­kom­ple­xe For­meln ver­steht, kann trotz­dem unfä­hig sein, ein­fachs­te Regeln des sozia­len Zusam­men­le­bens zu ver­ste­hen. Genies ken­nen manch­mal die­se Ein­schrän­kung.

Das Wesen der Klug­heit

Klug­heit hat einen pra­xis- und lebens­ori­en­tier­ten Bezug. Klu­ge Men­schen kön­nen auf dem Gebiet der Mathe­ma­tik oder Tech­nik Nie­ten sein, jedoch wis­sen, was für das sozia­le Leben und die Gesell­schaft wich­tig sind. Sie kön­nen gute Tak­ti­ker und Stra­te­gen sein, und es fällt ihnen leicht, in Bil­dern und Asso­zia­tio­nen zu den­ken. Das intui­ti­ve Ver­ständ­nis für die gro­ßen Zusam­men­hän­ge ist ihre Stär­ke.

Hoch­in­tel­li­gen­ten Men­schen hin­ge­gen fällt es leicht, logi­sche Zusam­men­hän­ge in kom­ple­xen Sys­te­men erken­nen zu kön­nen. Sie haben einen Blick für ver­steck­te Details. Das Schlüs­sel­wort für Intel­li­genz könn­te »mecha­ni­sche Logik« lau­ten, das für Klug­heit »intui­ti­ves Ver­ste­hen«. Bei­des ist aus­ge­spro­chen wich­tig. Auch dür­fen wir Intel­li­genz und Klug­heit nicht gegen­ein­an­der aus­spie­len. Wir brau­chen bei­des: intel­li­gen­te Men­schen, die klug han­deln.

Auf den nächs­ten zwei Sei­ten des­halb eine klei­ne Aus­wahl von Klug­hei­ten, die sehr wich­tig für die Ent­wick­lung der Mensch­heit sind.


KREA­TI­VE KLUG­HEIT


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