Cha­rak­ter der Dumm­heit


Eine Backsteinmauer. in der Mitte ein Loch, sodass man hindurch kann. Hinter der Mauer eine erstrahlt die Silhouette eine Metropole. Vor dem Loch in der Mauer stehen Polizisten und blockieren das Loch. Vor der Mauer steht eine Menge aufgebrachter Menschen.

Dumm­heit ist kein Aus­druck man­gel­haf­ter Intel­li­genz

Es gibt unter­schied­li­che Arten oder Kate­go­rien von Dumm­hei­ten. Es ist auch nicht immer leicht, sie zu defi­nie­ren.

Ist es bereits eine Dumm­heit, zwi­schen den Polen Dumm­heit und Klug­heit zu unter­schei­den?

Ist es anma­ßend und damit dumm, ein bestimm­tes Ver­hal­ten dumm und ein ande­res klug zu nen­nen?

Soll­ten wir nicht jedem die Frei­heit zuge­ste­hen, sich zumin­dest in pri­va­ten Din­gen dumm ver­hal­ten zu dür­fen?

Bevor­mun­den wir ande­re, wenn wir ihnen Dumm­heit vor­wer­fen?

Benut­zen wir die Dumm­heit ande­rer, um von unse­rer eige­nen abzu­len­ken?

Das sind Fra­gen, die nicht leicht zu ant­wor­ten sind. Trotz­dem soll­ten wir sie nicht igno­rie­ren. Unge­ach­tet des­sen gibt es eine Rei­he von Dumm­hei­ten, die ganz klar als nega­tiv zu bewer­ten sind. Das sind die schäd­li­chen oder destruk­ti­ven Dumm­hei­ten. Unter ihnen lei­det mehr oder weni­ger die gesam­te Mensch­heit. Intel­li­gen­te Men­schen kön­nen sich durch­aus dumm ver­hal­ten – und tun das auch oft.

Nicht jede Dumm­heit muss jedoch als tra­gisch bezeich­net wer­den: Ziga­ret­ten rau­chen ist zwar eine Dumm­heit, aber es gibt weit­aus Schlim­me­res. Geben wir bei­spiels­wei­se unser letz­tes Geld für etwas aus, das wir nicht brau­chen und kön­nen anschlie­ßend uns nichts mehr zu essen kau­fen, ist das ziem­lich dumm. Jedoch wirkt sich die­se Art Dumm­heit nur auf das eige­ne Leben aus. Wir kön­nen aus die­ser Erfah­rung ler­nen.

Wir soll­ten also zwi­schen pri­va­ter und all­ge­mei­ner Dumm­heit unter­schei­den. Bei­de Kate­go­rien besit­zen wohl noch ver­schie­de­ne Schat­tie­run­gen. Die pri­va­te Dumm­heit soll hier nicht wei­ter­ge­hend behan­delt wer­den.

Destruk­ti­ve Dumm­heit

Die wirk­lich schäd­li­che Dumm­heit ist daher die all­ge­mei­ne Dumm­heit. Sie kann glo­ba­le Fol­gen haben wie Krie­ge, Umwelt­ver­schmut­zung, Wirt­schafts­kri­sen und Ähn­li­ches mehr.

Dumm­hei­ten, die sich auf ein gan­zes Land aus­wir­ken, soll­ten wir im Gegen­satz zu den per­sön­li­chen nicht igno­riert oder tole­rie­ren. Doch oft „ver­zei­hen“ wir unse­ren Poli­ti­kern und Wirt­schafts­ma­gna­ten ihr Fehl­ver­hal­ten.

Die­ses Fehl­ver­hal­ten müss­te meis­tens nicht sein, wür­den unse­re Macht­men­schen ihre Auf­ga­ben ernst neh­men. Der Grund: Men­schen, die in Poli­tik, Wirt­schaft oder Bank­we­sen eine lei­ten­de Stel­lung haben, sind letzt­end­lich auch nur nor­ma­le Men­schen.

Sie machen nicht nur Feh­ler, son­dern han­deln oft auch wider bes­se­res Wis­sen falsch – aus Bequem­lich­keit, Igno­ranz, Kurz­sich­tig­keit, Oppor­tu­nis­mus, Träg­heit oder Gleich­gül­tig­keit.

Ihr oppor­tu­nis­ti­sches Ver­hal­ten ist letzt­end­lich dumm, denn sie mer­ken nicht, dass sie indi­rekt ihren eige­nen Inter­es­sen scha­den. Das erken­nen sie jedoch erst mit Ver­zö­ge­rung, da sie als gut- oder best­ver­die­nen­de über Res­sour­cen ver­fü­gen, die es ihnen erlau­ben, auf einer »sozia­len Insel« zu leben.

Die eige­ne Dumm­heit igno­rie­ren und schön­re­den

Unbe­wusst wis­sen wir, dass unser Han­deln oft wider­sprüch­lich ist, doch wir sind unfä­hig, etwas dage­gen zu tun, denn wir wol­len kei­ne Ver­än­de­rung und Umstruk­tu­rie­rung unse­res Lebens im Den­ken und Han­deln.

Wir wol­len kei­ne Stö­rung unse­rer Rou­ti­nen und Tages­ab­läu­fe. Das ist uns wich­ti­ger als alles ande­re und des­we­gen gehen wir auch manch­mal sehen­den Auges ins Unglück. Selt­sa­mer­wei­se emp­fin­den wir unse­re Zwän­ge und Gewohn­hei­ten als Aus­druck von Frei­heit:

Wir sind frei, das zu tun, wor­an wir uns gewöhnt haben, frei, uns falsch und unver­nünf­tig zu ver­hal­ten, frei, uns unse­re Zukunft selbst zu ver­bau­en. Die­se Frei­heit ver­bin­den wir mit Sou­ve­rä­ni­tät. Doch in Wirk­lich­keit ist sie das Gegen­teil: selbst ver­schul­de­te Gefan­gen­schaft und Abhän­gig­keit – das Ergeb­nis von Gleich­gül­tig­keit und Träg­heit.


Krea­ti­ve Dumm­heit

Doch nicht alle Dumm­hei­ten sind prin­zi­pi­ell abzu­leh­nen. Es kann sogar sehr bele­bend sein, hin und wie­der dumm zu han­deln. In einem harm­lo­sen Rah­men tun wir so etwas oft – bei­spiels­wei­se Ziga­ret­ten rau­chen (solan­ge es nicht zu viel sind), an Fei­er­ta­gen zu viel essen, blö­de Fil­me sehen (kind­li­che Trie­be befrie­di­gen), zu lan­ge schla­fen, weil wir kei­ne Lust ver­spü­ren, auf­zu­ste­hen, zu spät schla­fen gehen, weil wir noch kei­ne Lust haben, ins Bett zu gehen, der Kon­sum von zu viel Alko­hol oder ande­rer Dro­gen und Ähn­li­ches mehr.

Oft bereu­en wir am nächs­ten Tag unse­re Inkon­se­quen­zen vom Vor­abend, aber wir brau­chen unse­re Spiel­räu­me, damit uns klar wird, was wirk­lich wich­tig ist. Die­ses Ver­hal­ten kön­nen wir als irra­tio­nal bezeich­nen.

Haben wir uns durch unse­re Dumm­heit eine Mög­lich­keit ver­baut oder unnö­ti­ge Arbei­ten auf­ge­bür­det, bereu­en wir im Nach­hin­ein unser unklu­ges Tun und wer­den beim nächs­ten Mal (hof­fent­lich) weit­sich­ti­ger han­deln.

Irra­tio­na­li­tät und Dumm­heit

Man­che gute Idee ent­steht aus einer Dumm­heit, also durch Zufall. Doch das wis­sen wir vor­her nicht. Unse­re irra­tio­na­le Sei­te (solan­ge sie kei­ne krank­haf­ten Zwän­ge oder Pho­bien sind) kann uns manch­mal neue Impul­se und Ideen geben, die unser Leben berei­chern oder erwei­tern.

Prag­ma­tis­mus und Ratio­na­li­tät sind gut und wich­tig, solan­ge Funk­tio­na­li­tät und Effi­zi­enz in Vor­der­grund ste­hen. Andern­falls kön­nen bei­de unse­re Krea­ti­vi­tät behin­dern oder blo­ckie­ren.

Ein undis­zi­pli­nier­tes Leben kann erfri­schen­de und inspi­rie­ren­de Momen­te beinhal­ten. Einem durch­ge­styl­ten, durch­or­ga­ni­sier­ten Leben man­gelt es oft an Ori­gi­na­li­tät, denn Funk­tio­na­li­tät ist nicht alles.

Wir soll­ten also nicht ver­su­chen, feh­ler­los durchs Leben zu gehen. Das funk­tio­niert sowie­so nicht. Ver­su­chen wir es trotz­dem, neh­men wir unse­re dum­men Feh­ler ledig­lich nicht mehr wahr und glau­ben bloß, kei­ne zu machen.

Per­fek­ti­on kann uns die Sicht auf das Wesent­li­che ver­stel­len und lässt uns ein­di­men­sio­nal wer­den. Wir wol­len uns ja alle wei­ter­ent­wi­ckeln (oder soll­ten es zumin­dest wol­len), doch das geht nur, indem wir uns den Blick für Neu­es offen hal­ten und nicht ver­sper­ren.

Mer­ken wir also, uns dumm ver­hal­ten zu haben, soll­ten wir uns freu­en, dazu „fähig“ zu sein. Das zeigt uns, wir sind leben­dig und ent­wick­lungs­fä­hig. Nur Maschi­nen machen kei­ne Dumm­hei­ten.


8 Gedanken zu „Cha­rak­ter der Dumm­heit“

    • Na ja, ich glau­be, sie ist heu­te nicht weni­ger oder mehr blöd, als schon immer.
      Heut­zu­ta­ge kön­nen die Dumm­hei­ten, die frü­her noch harm­los waren, jedoch glo­ba­len Scha­den anrich­ten.
      Das ist der Unter­schied.

      Antworten
      • Irgend­was stimmt nicht mit der Welt, in der wir leben. Fin­den wir doch gemein­sam her­aus, was alles schief läuft!

      • Ich bin mir nicht sicher, ob mit der Welt tat­säch­lich etwas nicht stimmt. Viel­leicht ist das ja der Weg, über den die Mensch­heit sich ent­wi­ckelt. Wir müs­sen unse­re Dumm­hei­ten aus­le­ben, um sie erken­nen zu kön­nen.

        Wenn etwas nicht stimmt, also schief­läuft (in einem Sys­tem, einer Gesell­schaft etc.), gibt es in der Regel einen „Stör­fak­tor“, einen Aus­lö­ser, der für die­se „Abwei­chung vom Ide­al“ ver­ant­wort­lich ist. Was könn­te das sein?

        Was könn­te die Men­schen dazu ver­an­las­sen, gegen ihre eige­nen Inter­es­sen zu han­deln und auch zu den­ken?

      • Nun, wenn ich so denk, also da macht der Mensch halt sehr viel, tie­re begnü­gen sich mit essen, trin­ken, ruhen und ein bis­si spie­len, man­che kämp­fen mal, jagen, recht über­sicht­lich. Der Mensch? Pff, tja, da werd ich nicht fer­tig, und ich glaub eben so auch jeder ande­rer Mensch, Allein was pro­du­ziert wird..kaugummi, zie­gel­stein… tape­te, app, web.. naja eben, das is schon mal nahe­zu unend­lich, dazu­kom­men dann zik reli­gio­nen, denk­wei­sen, sys­te­me ‚ach eben so viel, ohne mal dar­über nach­zu­den­ken das es auch ein zuviel geben könn­te, na, rück­schritt? das wäre ja o nein schreck­lich, also eben, wei­ter, wei­ter, mond, mars… tech­nik, virus­wa­r­us naja so is halt…

        Eigent­lich wollt ich nur mein Lob aus­spre­chen für die­se wirk­lich sehr intres­san­ten inhal­te, respekt!

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