Pro­blem Mensch


Ein langes Tal, auf der linken Seite eine lebendige Welt mit viel Licht fröhlichen Menschen. Auf der rechten Seite Dunkelheit, Zerfall und Verzweiflung.

Unser Ver­hal­ten ist das Pro­blem

Wir haben heu­te alle Mög­lich­kei­ten, die­sen Pla­ne­ten zu einen freund­li­chen und krea­ti­ven Ort für abso­lut alle Men­schen zu machen. Statt­des­sen füh­ren wir immer noch Krie­ge, beu­ten ande­re Men­schen und Län­der bru­tal aus und betrü­gen, über­vor­tei­len und berau­ben uns wech­sel­sei­tig. Das ist das Para­do­xon, das es auf­zu­lö­sen gilt.

Die Situa­ti­on auf die­sem Pla­ne­ten ist ziem­lich absurd. Ver­gleich­bar ist sie mit einer Grup­pe Gestran­de­ter auf einer tro­pi­schen Insel. Dort gibt es alles, was Men­schen für ein erfüll­tes, inter­es­san­tes und krea­ti­ves Leben brau­chen. Doch anstatt dass man es sich gut gehen lässt, jeder sein Leben auf sei­ne eige­ne Art genießt und auf sei­ne eige­ne Art krea­tiv tätig ist (oder ein­fach nur nichts tut), strei­tet man sich haupt­säch­lich.

Nach und nach bil­den sich Grup­pen her­aus, die sich bekämp­fen. Jede Grup­pe bean­sprucht die Insel für sich allein, obwohl sie für jeden mehr als genug Platz und Nah­rung bie­tet. Das Resul­tat ist eine stän­di­ge Unzu­frie­den­heit und Ange­spannt­heit aller Insel­be­woh­ner.

Irgend­wann weiß nie­mand mehr, was der ursprüng­li­che Grund für die Kon­flik­te war, sodass Streit und Kon­kur­renz­den­ken das Leben der Gestran­de­ten defi­nie­ren und als nor­mal emp­fun­den wer­den. Man bekämpft sich jetzt, weil Kampf und Krieg zu einer Tra­di­ti­on gewor­den sind.

Kopf­schüt­teln und Unver­ständ­nis

Wer die­ses Trei­ben als Außen­ste­hen­der beob­ach­tet, fragt sich unwei­ger­lich, war­um die­se Leu­te sich so ver­hal­ten, und kann über so viel Dumm­heit nur den Kopf schüt­teln. Doch obwohl wir es viel­leicht nicht glau­ben: Die­ses Bild beschreibt sehr gut die Situa­ti­on auf die­sem Pla­ne­ten.

Auch wir leben auf einer Insel, die uns all das, was wir zum Leben brau­chen, im Über­fluss bereit­stellt. Ent­we­der sehen wir es nicht oder ver­schlie­ßen unse­re Augen davor. Ver­mut­lich ist es eine Kom­bi­na­ti­on aus bei­dem. Und inzwi­schen, nach so vie­len Jahr­tau­sen­den der Krie­ge, Aus­beu­tung, des Miss­brauchs und der Mani­pu­la­tio­nen, ist die­ses Ver­hal­ten zu unse­rer zwei­ten, für man­che sogar zu ihrer ers­ten Natur gewor­den.

Igno­ranz und Fremd­schuld­zu­wei­sung

Der mise­ra­ble Zustand der Welt ist über­wie­gend eine Kul­mi­na­ti­on all der Unta­ten und Ver­säum­nis­se aller Men­schen.

Uns sind die Miss­stän­de in der Welt zwar bekannt, selt­sa­mer­wei­se brin­gen wir sie aber nicht mit uns in Ver­bin­dung. Wir den­ken, damit nichts zu tun zu haben, und machen reflex­ar­tig irgend­wel­che ande­re dafür ver­ant­wort­lich.

Jeder zählt sich zu den Leu­ten, die dafür nicht ver­ant­wort­lich sind. Bevor­zugt geben wir den Regie­run­gen, den Kon­zer­nen und Mana­gern die Schuld für die gro­ßen sozia­len Unge­rech­tig­kei­ten in der Welt, alter­na­tiv Aus­län­dern, Min­der­hei­ten oder den soge­nann­ten Anders­den­ken­den – manch­mal sogar auch Außer­ir­di­schen. Wir selbst sind unan­tast­bar.

Dass wir durch unse­ren Lebens­stil, unser Ver­hal­ten als Kon­su­men­ten, Nutz­nie­ßer und Wäh­ler die Welt so gestal­ten, wie sie letzt­end­lich ist, inter­es­siert uns nicht. Wir wol­len die­se Tat­sa­che nicht wahr­ha­ben. Denn die Vor­stel­lung, wir könn­ten indi­rekt auch zu den Schul­di­gen zäh­len, ver­dirbt uns den Spaß am ober­fläch­li­chen, unre­flek­tier­ten Leben, das wir auf gar kei­nen Fall auf­ge­ben wol­len. Aus die­sem Grund unter­schei­den wir zwi­schen »Nor­mal­bür­gern« und »Macht­men­schen«.

Rekru­tie­rung aus der Mas­se

Ein kegelförmiger, spitz zulaufender, aus runden Steinen und Mörtel gemachter Turm.

Regie­run­gen und Kon­zer­ne wer­den von Men­schen gelei­tet, die meis­tens Nor­mal­bür­ger waren, bevor ihnen ihr Amt und ihre Posi­ti­on Ein­fluss auf das Gesche­hen in einer Gemein­de oder einem Land ver­lieh. Das heißt, ihre Hand­lun­gen, ihr Den­ken und ihre Ent­schei­dun­gen besit­zen die glei­chen man­gel­haf­ten Qua­li­tä­ten, wie die aller ande­ren Men­schen. Denn ob jemand in ein poli­ti­sches Amt gewählt wird oder nicht, hängt nicht von sei­nen Fähig­kei­ten und sei­ner Eig­nung ab. Es ist mehr oder weni­ger Zufall.

Auch unse­re Ober­häup­ter und Magna­ten impro­vi­sie­ren, wenn sie bedeu­ten­de Ent­schei­dun­gen fäl­len müs­sen. Sie geben sich sou­ve­rän (weil das von ihnen ver­langt wird), doch letzt­end­lich tas­ten sie sich nur vor. All die nega­ti­ven Eigen­schaf­ten und Defi­zi­te, die bei Nor­mal­bür­gern zu fin­den sind, fin­den wir auch bei ihnen.

Dort poten­zie­ren sie sich jedoch um ein Viel­fa­ches. Unse­re Macht­men­schen sind – wie alle ande­ren Men­schen eben­falls – letzt­end­lich nur Jugend­li­che in einem Erwach­se­nen­kör­per. Des­halb haben ihre unaus­ge­reif­ten Ent­schei­dun­gen oft kata­stro­pha­le Aus­wir­kun­gen.

Oppor­tu­nis­mus und Selbst­be­trug

Wir sind (auf unter­schied­li­che Arten) alle unbe­wusst unehr­lich, sobald es um die Beur­tei­lung unse­rer eige­nen Gefüh­le und Inten­tio­nen geht.

Oft pas­sen wir unse­re Mei­nung unse­rer Lebens­si­tua­ti­on ein­fach nur an. Unse­re Mei­nung über uns selbst ist nur ein Ide­al, das wir lei­den­schaft­lich pfle­gen und ver­tei­di­gen.

Leben wir bei­spiels­wei­se in ärm­li­chen Ver­hält­nis­sen oder ist unser Leben bedeu­tungs­los, schrei­ben wir das Idea­le der Ehr­lich­keit und Anstän­dig­keit gern auf unse­re Fah­nen (was nicht bedeu­tet, wir wür­den nicht schum­meln oder lügen, wenn sich die Gele­gen­heit dazu ergibt oder es nötig ist). Denn wir brau­chen eine Erklä­rung für unse­re wirt­schaft­li­che und sozia­le Abseits­stel­lung in der Gesell­schaft und die geben wir uns, indem wir uns ein­re­den: „Ich bin zu ehr­lich, um in die­ser ego­is­ti­schen Welt erfolg­reich sein zu kön­nen.“

Mora­li­scher und ethi­scher Para­dig­men­wech­sel

Wer­den wir dann reich oder bekom­men wirt­schaft­li­che oder poli­ti­sche Macht (viel­leicht durch Zufall), ver­ges­sen wir die­se Idea­le meis­tens schnell, weil der Glau­be an sie sei­ne Funk­ti­on ver­lo­ren hat! Die­se Funk­ti­on war: uns unse­re Situa­ti­on, unser Leben bes­ser aus­halt­bar zu machen.

Wir sind ehr­lich, solan­ge Ehr­lich­keit uns einen Vor­teil bie­tet. Bringt Unehr­lich­keit uns einen Vor­teil, sind wir eben unehr­lich. Wir miss­brau­chen den Aus­druck »Ehr­lich­keit« unbe­wusst oder absicht­lich gegen uns selbst und ande­re als Mani­pu­la­ti­ons­in­stru­ment, das wir von klein auf vir­tu­os beherr­schen. Fol­gen­de Tat­sa­chen igno­rie­ren oder rela­ti­vie­ren wir:

  • Men­schen las­sen sich zu Sol­da­ten machen und fol­gen den Befeh­len ihrer Gene­rä­le.
  • Men­schen rau­ben ande­re Men­schen aus oder ver­skla­ven sie.
  • Men­schen ver­ge­wal­ti­gen Frau­en und tun Kin­dern schlim­me Din­ge an.
  • Men­schen betrü­gen Men­schen, leug­nen den Betrug und kom­men sich dabei groß­ar­tig vor.
  • Men­schen stür­zen ande­re ins Elend und haben ein Macht­ge­fühl dabei.
  • Men­schen sagen: nach mir die Sint­flut! Was küm­mern mich die ande­ren? Haupt­sa­che, mir geht’s gut!

Ver­hin­der­te Macht­men­schen

Ein Turm mit mehreren Etagen und einem großen Bildschirm auf dem eine graue männliche Person abgebildet ist. Vor dem Turm stehen Menschen, die zu dem Bildschirm hinaufschauen.

Und wir sind Men­schen! Nicht du oder ich tun das, aber wir als Gemein­schaft, Natio­nen oder als Spe­zi­es! Es kommt nicht dar­auf an, wer im kon­kre­ten Fall Krie­ge führt oder sie befiehlt, Men­schen aus­beu­tet, ver­ge­wal­tigt, miss­braucht, umbringt oder ins Elend stürzt.

Es ist wich­tig, zu erken­nen, dass unse­re Füh­rungs­per­so­nen in Wirt­schaft und Poli­tik sich aus der Mas­se aller Men­schen rekru­tie­ren. Sie sind Pro­duk­te unse­rer Zivi­li­sa­tio­nen, Kul­tu­ren und Tra­di­tio­nen und brin­gen das zum Aus­druck, was in vie­len von uns poten­zi­ell ange­legt ist: die Bereit­schaft, bei Bedarf das eige­ne Leben auf Kos­ten ande­rer zu gestal­ten:

  • Mache ich das nicht, macht es sowie­so jemand ande­res – ist unse­re zyni­sche Ver­tei­di­gung.
  • Bevor ich das Opfer bin, bin ich lie­ber Täter – recht­fer­ti­gen wir unse­re Bös­ar­tig­kei­ten.
  • Jeder ist sich selbst der Nächs­te – lau­tet unse­re Gleich­gül­tig­keits­for­mel.

Immu­ni­sie­rung des Gewis­sens

Mit die­sen und ähn­li­chen Paro­len und For­meln immu­ni­sie­ren wir unser Gewis­sen gegen even­tu­el­le Beden­ken. Und solan­ge wir nicht bereit sind, auf die­se kurz­sich­ti­ge Lebens­stra­te­gie zu ver­zich­ten, wird sich die Situa­ti­on auf die­sem Pla­ne­ten kaum ändern.

Wir kön­nen zwar wei­ter­hin unse­re Insti­tu­tio­nen, Sys­te­me und Ober­häup­ter beschul­di­gen, neue ein­füh­ren oder die Staats­for­men wech­seln, doch all das ändert nichts, denn das Pro­blem sind in Wirk­lich­keit wir. Es liegt an unse­rer Unfä­hig­keit oder unse­rem Unwil­len, ver­ant­wor­tungs­voll und inter­es­siert Ein­fluss auf die Welt haben zu wol­len – denn das ist anstren­gend und macht kei­nen Spaß.

Und Spaß ist im Prin­zip alles, was uns neben dem Geld inter­es­siert. Wer ver­sucht, uns die­sen Spaß zu ver­der­ben, den ver­ach­ten wir und unter­stel­len ihm bös­ar­ti­ge Machen­schaf­ten. Die Welt braucht also kei­ne neu­en Sys­te­me, ande­re Regie­run­gen oder Staats­for­men, son­dern neue Men­schen, einen ande­ren „Men­schen­typ“. Der ist lei­der noch in der Min­der­zahl. Es wer­den wohl noch Jahr­hun­der­te oder Jahr­tau­sen­de ver­ge­hen, bis aus dem Homo sapi­ens ganz all­mäh­lich der „Homo inbel­lis“ (für Krieg unbrauch­bar) oder „Homo paca­lis“ (fried­lich) ent­steht.


DIE SYS­TE­ME DER WELT: SPIE­GEL UNSE­RER WIDER­SPRÜCH­LICH­KEIT


2 Gedanken zu „Pro­blem Mensch“

  1. .…ich nen­ne sie alle Leu­te, Affe oder am Bes­ten Bio­ma­schi­nen, Men­schen, kommt von mensch­lich, die es abso­lut nicht sind! Wesens­lo­se auch Unhei­li­ge, die kei­ne gött­li­che Ord­nung sind! Solan­ge es die­sen, soge­nann­ten lis­ti­gen, macht­ge­trie­be­nen Affen gibt, wird es kei­nen Frie­den geben. Sie wer­den sich gegen­sei­tig aus­rot­ten, wenn nicht, greift sound­so die Schöp­fung ein, den sie lässt auf Dau­er kei­ne Unord­nung sprich Dis­har­mo­nie auf die­ser Welt zu. Ich lache, es ist nicht mei­ne Welt, ich tar­nen mich so gut wie ich kann, den mei­ne Welt war ein­mal und sie wird wie­der kom­men, ganz bestimmt bald! Lie­be Grü­ße

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    • Das hört sich ganz schön schlimm an. Du scheinst sehr ver­bit­tert zu sein, doch Ver­bit­te­rung tut nie­man­dem gut. Ver­such bit­te Ver­ständ­nis für dei­ne Mit­men­schen zu ent­wi­ckeln, denn die habe es nicht leicht. Die meis­ten die­ser Leu­te, die du so sehr ver­ach­test, geben ihr Leben lang ihr Bes­tes und ver­su­chen gute Men­schen zu sein.

      Ich glau­be nicht, dass du mora­lisch und ethisch bes­ser als die­se Men­schen bist, die du so sehr hasst. Denn dann wür­dest du so etwas nicht sagen.

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