Atheistische Diversität
Es gibt den logisch-metaphysischen, nominalistischen, metaphysisch-rationalistischen und radikal-szientistischen Atheismus. Es gibt den neuen, den pragmatischen, schwachen, starken und postulatorischen Atheismus. Es gibt den szientistisch-pragmatischen und agnostischen Atheismus inkl. vieler Schattierung, Kombinationen und auch Quasi-Atheismus, wie beispielsweise den Pantheismus. Die Interpretationen und atheistischen Philosophien sind unzählig und füllen Tausende von Büchern.
Inhalt
Als Atheisten sind wir also auf unterschiedliche Arten von der Nichtexistenz Gottes überzeugt. Wie kann das möglich sein? Wie kann man auf unterschiedliche Arten der Meinung sein, dass es etwas nicht gibt? Und was bedeutet das?
Die Ausdifferenzierung der Nichtexistenz
Glauben wir an die Existenz Gottes, können wir uns trotzdem uneinig sein, wie diese Existenz beschaffen ist. Bei seiner Nichtexistenz gibt es diese Möglichkeit nicht.
Entweder es gibt Gott oder es gibt ihn nicht. Für Differenzierung gibt es keine Gründe und eigentlich verbieten sie sich auch. Denn warum sollte man den Nichtglauben an etwas ausdifferenzieren? Dinge, die nicht existieren, können nur auf eine Art nicht existieren: Es gibt sie nicht! Das ist schon alles, und mehr sollte es darüber auch nicht zu sagen geben. Falls doch, stimmt mit dieser „Nichtexistenz“ etwas nicht.
Solange wir auf unterschiedliche Arten davon überzeugt sind, dass es kein Schöpferwesen gibt und darüber vielleicht auch streiten, ist unser Nichtglaube subjektiv, (individuell, persönlich), und das bedeutet: Er ist nicht objektiv, seinem Charakter und Wesen nach ein Glaube.
Als Atheisten behaupten wir, einen nüchternen Verstand zu besitzen und beanspruchen für uns das Attribut der Objektivität. Die unterschiedlichen Atheismusformen widersprechen diesem Anspruch jedoch.
Glaube an die Nicht-Existenz
Als Atheisten können oder wollen wir nicht an Gott glauben. Das ist natürlich gut. Uns ist jedoch nicht bewusst, dass unser Nichtglaube – nüchtern betrachtet – nur der Glaube an seine Nichtexistenz ist. Das wollen wir nicht einsehen und verzetteln uns deshalb oft in fruchtlosen Diskussionen.
Unsere Ablehnung des Glaubens an einen Schöpfergott basiert nicht auf definitiven Beweisen, sondern auf logischen und vernünftigen Überlegungen – doch die müssen nicht zwingend richtig sein. Denn nur weil wir persönlich der Meinung sind, richtig zu liegen, muss das noch lange nicht so sein.
Immerhin befassen wir uns mit der ultimativsten aller Fragen überhaupt: „Warum gibt es das Universum, warum gibt es das »Phänomen der Existenz« und das Lebens, bedeutet das alles etwas und wenn ja, was?“
Um diese Schwachstelle vor uns zu verschleiern, entwickeln wir instinktiv Philosophien, Theorien, Strategien, Redekünste und benutzten rational-wissenschaftliche Terminologien. All das findet Ausdruck in den diversen Atheismusformen.
Wirkliches Wissen ist unmöglich
Unser Atheismus ist Wahrscheinlichkeitsglaube. Denn (wenn auch mit außergewöhnlich geringer Wahrscheinlichkeit) sind wir gezwungen, theoretisch (nuancierter ausgedrückt: theoretisch theoretisch) eine Schöpferinstanz für möglich zu halten.
Zu diesem Zugeständnis fühlen manche Atheisten sich (schweren Herzens) genötigt – wenn sie das Wissen, dass bis in die letzte Konsequenz nichts beweisbar ist, nicht ignorieren können.
Wenn wir uns mit der Existenzfrage befassen, kommt daher notgedrungen Glaube, Spekulation und Wahrscheinlichkeitswissen ins Spiel, ob wir es mögen oder nicht, denn alle Welterklärungsmodelle, ob archaisch (religiös) oder modern (wissenschaftlich), sind letztendlich nur Vermutungen, Hypothesen, Postulate, Spekulationen oder Theorien, an die wir glauben können oder auch nicht.
Glauben wir nicht an das Schöpfergottkonzept, haben wir uns entschieden zu glauben, dass es diesen übernatürlichen, außeruniversellen Initiator des Urknalls nicht gibt. Lehnen wir das naturwissenschaftliche Welterklärungsmodell ab, haben wir uns entschieden zu glauben, dass es falsch ist. Denn wirklich wissen tun wir weder das eine noch das andere – auch nicht, ob es eine Alternative zum Theismus-Atheismus-Axiom gibt, also ein noch unbekanntes Welterklärungsmodell.
Zerotheismus
Der Wechsel vom Polytheismus zum Monotheismus wird allgemein als Fortschritt in der Religionsgeschichte verstanden. Ein weiterer Fortschritt ist dann der Wechsel vom Monotheismus zum Zerotheismus.
In einem Aspekt sind Atheisten und Theisten gleich: Beide gehen nicht über das »Gott existiert/Gott existiert nicht«-Axiom hinaus. Andere Möglichkeiten kommen ihnen nicht in den Sinn.
Vorweg: Unser Leben spielt sich oft auf den Skalen von Polaritäten oder Dualismen oder auch Dichotomien ab, die wir dringend benötigen, um uns im Alltag zu orientieren: Hell-Dunkel, Groß-Klein, Warm-Kalt, Nass-Trocken, Ja-Nein, Liebe-Hass oder Aktiv-Passiv sind nur ein paar allgemeine Beispiele. Dabei handelt es sich um polare Zustände: Es gibt kein Groß ohne Klein, keine Liebe ohne Hass, keine Wärme ohne Kälte etc.
Die Theismus/Atheismus-Achse gehört dieser Gruppe jedoch nicht an. Das muss verstanden werden. Denn ohne die Idee von Gott wäre es nicht möglich, zu sagen: „Ich glaube nicht an Gott.“ Das Schöpfergottkonzept steht und fällt also mit der Aufmerksamkeit, die wir ihm schenken.
Die Entweihung der Gottesidee
Der Weg zum Zerotheismus führt also über die Profanierung der Gottesidee (auch bei Atheisten). Das ist eine große Hürde, denn ohne es zu wissen, sind wir alle im Theismus-Atheismus-Echoraum gefangen. Wir mögen es zwar nicht gerne hören, aber auch als Atheisten sind wir vom Schöpfergott-Prinzip vereinnahmt. Zwar in der Art einer Hassliebe, doch Hasslieben sind oft ambivalent.
Und solange es uns nicht ermüdet, uns Theist, Atheist, Agnostiker oder sonst was zu nennen, werden wir keinen Grund haben, diesen Raum zu verlassen.
Unser Glaube (an Gott oder die Naturwissenschaften) ist deshalb nicht mehr als eine kulturelle Kollektivkonditionierung, die wir als Einzelwesen absichtlich nie gewollt haben. Sie hält unsere Kreativität in Schranken.
Um das erkennen zu können, müssen wir unsere Wahrnehmung erweitern – uns also weiterentwickeln. Dummerweise enthalten unsere in unserer Kindheit erworbenen religiösen und anti-religiösen Konditionierungen Mechanismen, die genau das verhindern. Deswegen ist es so schwierig, sie mit Abstand zu betrachten. Unser Glaube verbietet uns das einfach.
These, Antithese, Synthese
Atheismus ist nicht der Vorläufer des Theismus, sondern seine Folge. Ursprünglich hatte der Ausdruck Atheismus zwar die Bedeutung »Andersgläubigkeit«, fungiert inzwischen aber als Sammelbegriff für alle Arten des Nichtglaubens an Gott.
In der Schule haben wir gelernt: Die These führt zur Antithese, die Antithese zur Synthese, die Synthese zur neuen These und diese abermals zur Antithese usw. Wenn wir diese Entwicklungsspirale aufbrechen und erweitern, kann auf den Theismuskomplex bezogen gesagt werden:
These: Zuerst war der Theismus
Antithese: Als Gegenreaktion entsteht der Atheismus
Synthese: Die Rekombination oder Verschmelzung von Theismus und Atheismus ist der Agnostizismus
Neue These: Der Agnostizismus führt zum Zerotheismus
Atheismus kann daher als eine verborgene oder latente Eigenschaft des Theismus verstanden werden.
Das zerotheistische Prinzip
Zerotheisten glauben weder an das theistische noch das atheistische Welterklärungskonzept, denn sie wissen, beide können die Existenzfrage in modernen Zeiten nicht befriedigend beantworten. Sie werfen nur neue Fragen auf, die uns vom eigentlichen Thema wegführen.
Das „Gott-existiert/Gott-existiert-nicht“-Konzept als Instrument zur weiterführenden Sinnfindung werfen wir als Zerotheisten komplett über Bord, denn es behindert nur unsere Assoziationskräfte. Zerotheisten interessieren sich einfach nicht für die Frage, ob es Gott gibt oder nicht. Diese Herangehensweise an das Existenz-Problem sollte im 21. Jahrhundert (zu Beginn des 3. Jahrtausends) ausgedient haben.
Wenn weder Gott noch Naturwissenschaft für den Urknall verantwortlich sind, was könnte sich dann hinter der Bühne der Existenz verstecken?
Mit dieser Frage sollten wir uns in Zukunft beschäftigen.
Kein Gegenpol zum Theismus nötig
Auf den ersten Blick scheint der Ausdruck »Zerotheismus« nur ein anderes Wort für Atheismus zu sein. Doch Atheismus wird auch als Gegenpol zum Theismus verstanden – das verbindet ihn irgendwie mit dem Gottesglauben.
Zerotheismus hingegen interessiert sich nicht für Sachen wie Gott oder Naturwissenschaften. Beides sind für ihn nur Worthülsen, die selbst wieder eine Erklärung nötig hätten, um im 21. Jahrhundert ernsthaft mit ihnen „arbeiten“ zu können.
Zerotheismus versucht daher die traditionellen Assoziationsräume zu verlassen und sucht nach neuen. Er orientiert sich an keiner Tradition und ist auch kein Glauben in einer neuen Gestalt. Die einzige (oberflächliche) Beziehung, die er besitzen darf (aber nicht muss), ist eine zur prä-theistischen Zeit, als es noch keinen Glauben an Gott gab.
Als es noch keine Götter gab
Bevor wir an Götter glaubten, glaubten wir nicht deshalb nicht an Götter, weil wir diesen Glauben ablehnten (was der Atheismus tut), sondern es die Idee von einer übernatürlichen Schöpferinstanz noch gar nicht gab.
Es wird uns nicht möglich sein, zu dieser „religiösen Jungfräulichkeit“ zurückzukehren. Außerdem wäre es nicht wünschenswert, denn dann hätten wir die theistische Phase wieder vor uns.
Als Zerotheisten glauben wir nicht deswegen nicht an Gott oder Götter, weil es das Gotteskonzept noch nicht oder nicht mehr gibt, sondern weil wir den Glauben oder Nichtglauben an Gott nicht mehr nötigen haben.
Dieses „Nicht-An-Gott-Glauben“ hat einen vollkommenen anderen Charakter als der konventionelle atheistische Nichtglaube an Gott. Unser seelisches oder mentales Gleichgewicht, unsere intellektuelle Identität und Integrität ist von unserer wissenschaftsorientierten Lebenseinstellung nicht mehr abhängig.
Atheismus ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung. Er führt zum Agnostizismus (der natürlich auch übersprungen werden kann und oft auch wird) und dieser zur nächsten Phase oder neuen These, die ich mangels eines besseren Ausdrucks »Zerotheismus« nenne.
Alte Konzepte und Assoziationen sind nicht mehr ausreichend
Dem Konzept des Zerotheismus fehlt natürlich noch die Ausformulierung – doch das ist bei neuen Ideen oft so. Ich mache auch keinen Vorschlag, wie die Alternative zum Theismus/Atheismus-Axiom aussehen könnte. Das wäre an dieser Stelle ein Schritt zu viel und überfordert mich bisher auch.
Doch ich finde, es wäre dem 21. Jahrhundert angemessen, uns zu fragen:
Sind unsere traditionellen Assoziationen noch ausreichend, wenn wir uns mit den essenziellen und fundamentalen Fragen des Daseins befassen?
Zumindest das Schöpfergottkonzept ist schon Jahrtausende alt. Es wurde in einer anderen Welt für andere Menschen entwickelt. Diese Welt gibt es jetzt nicht mehr.
Doch auch das atheistische, wissenschaftliche Welterklärungskonzept ist nicht ganz neu. Sporadisch wurde schon in der Antike von der Möglichkeit gesprochen, es könnte die Götter gar nicht geben. Und in den letzten paar Jahrhunderten hat sich die atheistische Sichtweise mehr und mehr verbreitet, besonders in den westlichen, säkularisierten Staaten.
Deswegen ist auch der Atheismus in der gegenwärtigen Form ein veraltetes und degeneriertes Konzept. Wir sollten ihn reformieren.
Nein eben nicht, Atheismus ist eine beweisbare Tatsache. Alle Religionen definieren ihren jeweiligen Gott als allmächtiges Schöpferwesen.
„Allmächtigkeit“ steht im Widerspruch zu den Naturgesetzen, die unveränderbar sind. Naturgesetze sind jedoch mit astronomischer Sicherheit nachweisbar, und mehr geht nicht!
Der „Schöpfer“ des ersten Lebens hätte in jedem Fall schon vor dem Schöpfungsakt existieren müssen, wäre also selbst das „erste Leben“ gewesen. Jenes hätte nicht durch Schöpfungsakt entstanden sein können.
So viel zum Thema in Kürze.
Habe ich denn irgendwo geschrieben, dass es keinen Atheismus gibt? Ich schreibe über den Atheismus, nicht gegen ihn. Und ich zeige die bedauernswerten Parallelen zwischen Atheismus und Theismus auf, mehr nicht.
Okay, aber was hat das mit dem Thema Atheismus zu tun? Auf meiner Glaubenssystemseite schreibe ich zum Thema Theismus ähnliche Sachen wie du.
Okay, aber auch das hat nichts mit dem zu tun, was ich auf dieser Seite schreibe.
Zum Thema »Beweisbarkeit«: Definiere »Beweisbarkeit«. Jeder redet schnell und gern davon – doch das ist keine Kunst: Das kann jeder. Doch beweise mal wirklich, dass es keine außeruniverselle Instanz gibt, die den Urknall initiiert hat.
Beweisen kann man das nicht, obwohl das Schöpfergottkonzept völlig absurd und auch infantil ist. Aber das ist nur eine Nebensächlichkeit, um die es gar nicht geht. Denn dieses Schöpferwesen, an das Theisten glauben, würde natürlich den Naturgesetzen nicht unterliegen (da es die Naturgesetze erschaffen hätte).
Außerdem wäre sein Aufenthaltsort außerhalb des der Kausalität unterliegenden Universums. Das ist kein Gedanke, der schwer zu assoziieren ist.
Jeder Versuch, die Existenz von Gott mit Logik zu widerlegen oder zu beweisen, ist deshalb von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Stattdessen sollten wir die Absurdität des Schöpfergottkonzepts aufzeigen, das doch letztendlich nichts anderes ist, als ein archaischer Welterklärungsversuch.
Worum es auf meiner Atheismusseite Seite geht: Allein die Tatsache, dass es unterschiedliche Atheismusformen gibt, also unterschiedliche Arten, auf die Atheisten nicht an Gott glauben, entlarvt den Atheismus als Glauben. Oder etwa nicht?
Denn wenn zwei Atheisten sich streiten können, auf welche Art es Gott nicht gibt, stimmt etwas mit der wissenschaftlichen Objektivität der Atheisten nicht. Objektivität schließt unterschiedlichen Sichtweisen aus.
Der Atheismus ist emotional zu sehr aufgeladen. Und außerdem auch abhängig vom Theismus. Es gibt auch eine (geheime) Beziehung zwischen beiden, sie brauchen sich gegenseitig.
Ich selbst bin weder Theist noch Atheist noch Agnostiker oder sonst irgendetwas, denn es ist nicht nötig (sollte es zumindest sein), sich im 21. Jahrhundert irgendwie „religionstechnisch“ zu positionieren.
Verstehe mich bitte richtig: Ich bin nicht gegen den Atheismus, sondern für ihn. Vielleicht hast du ja nur die ersten paar Zeilen gelesen und dann (ähnlich wie ein Theist?) schnell einen Vorurteilsschluss gezogen. Eine wissenschaftliche Vorgehensweise ist das nicht.
Ich bin einfach nur der Meinung, dass der Atheismus noch unreif ist. Er geht nicht weit genug und ist teilweise eine emotionale Gegenreaktion auf den Theismus. Dafür bist du vielleicht ein gutes Beispiel. Gegenreaktionen erlahmen jedoch mit der Zeit … pass also auf! Manchmal sind Atheisten nur verhinderte Theisten, ohne es zu wissen.
Um die Frage der Existenz von einem oder mehreren Göttern zu entscheiden, muss man zunächst einmal den Gottesbegriff definieren.
Einen allmächtigen Gott kann es nicht geben, weil das den Naturgesetzen widersprechen würde. Die Naturgesetze kann man mit astronomischer Sicherheit nachweisen, und mehr als das geht nicht.
Einen Schöpfergott kann es auch nicht geben, denn jener müsste bereits existiert haben, bevor er das erste Leben geschöpft hat. Somit käme die Frage auf, wie denn der Schöpfergott entstanden sein könnte. Er könnte mit Sicherheit nicht selbst durch Schöpfung entstanden sein, denn damit würde sich diese Frage nur weiter auf die / den Schöpfer des Schöpfers verlagern.
Atheismus ist dem zu Folge eine beweisbare Tatsache und kein Glaube
Und warum?
Und warum?
Na und? Was hat das mit der Gottesfrage zu tun?
Außerdem: Die Naturgesetze können wir nur bis zurück zum Urknall nachweisen. Alles, was davor war, können die Naturgesetze nicht beschreiben. Doch erst ab diesem Punkt wird es interessant, denn vor dem Urknall befindet sich wahrscheinlich die »Existenzgrundlage des Universums«.
Was ist denn das für eine Logik? Wer etwas erschaffen will, MUSS natürlich VORHER existieren. NACHHER wäre zu spät.
Ja klar, auf meine Glaubenssystem-Seite beschreibe ich das ausführlich.
Aber die Logik, die du auf den Schöpfergott anwendest, kann man auch auf die Existenz anwenden. Die kann nämlich genauso wenig erklärt werden, wie dieses ominöse Superwesen, an das Theisten glauben. Wenn die Existenz ohne Ursprung sein kann (was du ja implizit behautest), kann auch etwas anderes (in diesem Fall Gott) ohne Ursprung sein. Ich kann keinen wesentlichen Unterschied zwischen deiner Argumentation und der der Theisten erkennen.
Theisten sagen: Gott kann ohne Ursprung existiert, das Universum aber nicht.
Atheisten sagen: Das Universum kann ohne Ursprung existieren, Gott aber nicht.
Keinem der beidem fällt dieser Widerspruch auf .… seufz
Selbstverständlich ist der Atheismus eine Tatsache! Wie kommst du darauf, dass irgendjemand das Gegenteil behauptet? Ich jedenfalls nicht. Oder schreibe ich irgendwo: „Es gibt keinen Atheismus?“ (Was heißen würde: Es gibt die Ablehnung des Schöpfergottkonzeptes nicht.)
Die eigentliche Frage sollte deshalb lauten: Welche Motive haben wir als Atheisten? Sind sie denen der Theisten wirklich so unähnlich, wie wir oft behaupten? Mein Eindruck ist: Der Unterschied zwischen Theisten und Atheisten ist kleiner, als wir uns glauben machen wollen.
Du sprichst von Beweisbarkeit, doch wenn es um die existenziellen Hintergründe des Universums geht, ist gar nichts beweisbar. Wir wissen nur, dass es das Universum gibt. Weder das infantile Schöpfergottkonzept noch die neusten wissenschaftlichen Erkenntnisse können erklären, was die Existenz ist, warum es sie gibt und was sich davon ableiten lässt. Der wissenschaftliche Ansatz geht natürlich sehr viel weiter als der religiöse, allerdings reicht er nur bis zum Urknall zurück, lässt also die eigentliche Frage, warum es überhaupt etwas gibt, unbeantwortet.
Deine Form des Atheismus‘ ist lediglich der Versuch, etwas rational verstehen zu wollen, das gar nicht verstanden werden kann. Theisten und Atheisten können oder wollen sich nicht damit abfinden, dass sich das Phänomen der Existenz unserem Verständnis und unserem Assoziationsvermögen entzieht. Jeder entwickelt halt andere Konzepte, um mit dieser intellektuell unbefriedigenden Situation umzugehen. Mein Vorschlag deshalb: Da weder Theismus, Atheismus, Agnostizimus oder irgendeine andere Lehre, Theorie oder Philosophie das Phänomen der Existenz erklären können, sollten wir es gar nicht erst versuchen. Denn was kommt schon dabei heraus: Letztendlich nur Glaube, ob es uns jetzt bewusst ist oder nicht.
Tut mir leid, aber du argumentiert wie ein Theist: Du behauptest einfach etwas und meinst dann, damit wäre alles klar.
Hast du meinen Aufsatz zum Atheismus überhaupt richtig gelesen? Ich spreche mich doch FÜR den Atheismus aus, NICHT dagegen.
Die Lautmalerei eines Wortes ist für mich – seit der Kindheit – sehr wichtig.
Ich wusste nicht, was Atheismus ist, fragte auch niemanden darnach, weil mir die Lautmalerei nicht gefiel, sie als sehr hart empfand.
Daran musste ich denken, als ich eine Szene im französischen Film „Chocolat“ sah.
Zwei Schuljungen schauen sehr neugierig durch die engen Lücken des hölzernen Gartenzauns
auf die dort arbeitende Mutter einer neuen Schulkameradin. Einer der Jungs flüstert sehr betont:
„Sie ist eine Atheistin!“ Der andere fragt: „Was ist das?“ und bekommt die Antwort:
„Das weiß ich doch auch nicht!“
Am nächsten Schultag kommt das Mädchen heim und will es wissen, weil sie so genannt worden ist und zwar ohne Freundlichkei
.…
Neben meinem jahrzehntewährigem Interesse für Geschichte ist Beschäftigung mit Sprachwissenschaft zu meinem Hobby geworden, obwohl ich die entsprechende Magisterarbeit meiner Tochter fast gar nicht verstanden habe!
Also jetzt die Frage der Terminologie: Was meinen wir denn, wenn wir die vier Buchstaben „g“ „o“ „t“ „t“
hintereinander niederschreiben?
Es sind Assoziationen aus der Kindheit, sagt Michael aufrichtig.
Und ich denke das auch und ließ sie fallen, was sehr früh begann, als die Bibel mir als Kind Schrecken einjagte.
Und jetzt meine ich, dass der Begriff “ d a s Gott “ das sagt, was ich glaube.
Die Tatsache, dass sich Wahrheit immer herauskristallisiert, dass eine geheimnisvolle Ordnung in allem vermeintlichen Chaos steckt, dass die Liebe ahnt, nein sogar sehr genau weiß,
dass es nach unserem Sterben weitergeht, dass die leichten und schweren Lernprozesse meiner Mitmenschen, aber auch der Völker voller Sinn sind, dass es dabei zu Semestern in der Eliteuniversität des Leides kommen kann und das aus guten Gründen.
Ich möchte übrigens absolut gar nicht, dass es nach meinem Sterben irgendwie weitergeht, aber ich weiß es.
Mit dem Ahnungsbuch und Gottesvorstellungen der Bibel und des Korans habe ich nichts mehr zu tun.
Für mich ist „gott“ nicht das, was man so unter „gott“ versteht.
Dann wäre es besser, du würdest auf diesen Ausdruck verzichten. Denn er ist (zumindest in der heutigen Zeit) missverständlich. Mann kann den Ausdruck „Gott“ nicht benutzen, ohne dass bei anderen eine bestimmte Assoziation entsteht. Diese muss nicht mit dem identisch sein, was man selbst darunter versteht. Wenn Christen/Moslems/Juden dieses Wort hören, denken sie natürlich sofort an den biblischen Gott. Hören Pantheisten dieses Wort, denken sie an den Kosmos/das Universum. Andere Leute assoziieren mit diesem Begriff vielleicht „Liebe“ usw. usf.
Wir sind natürlich (fast) alle konditioniert worden, an Gott zu glauben. Wenn wir es nicht auf traditionelle Art tun können (vielleicht, weil wir uns seit unserer Kindheit intellektuell weiterentwickelt haben), finden wir alternative Arten des Glaubens. Wir glauben dann vielleicht, wir hätten uns der „traditionellen Indoktrination“ entzogen, doch in Wirklichkeit sind wir in eine Falle gelaufen. Der „Same des glauben-wollens“ wurde während unserer Kindheit in uns eingepflanzt und findet seinen Weg zur Keimung, ohne dass es uns bewusst ist. Denn Hauptsache ist, dass wir glauben! Welche Form dieser Glaube letztendlich annimmt, ist nicht so wichtig. Auch wenn wir es anders nennen, etwas anderes darunter verstehen oder etwas anderes Empfinden: das alles sind nur Details, auf die es nicht wirklich ankommt. Letztendlich läuft es auch das Gleiche hinaus
Wenn wir also erst erklären müssen, was wir mit „Gott“ meinen und auch irgendwie wissen, dass unsere Definition niemals dem gerecht sein wird, was wir im Inneren fühlt (bzw. glauben, dort zu fühlen), wäre es besser, auf diesen Ausdruck zu verzichten – ihn nach Möglichkeit sogar ersatzlos zu streichen. Denn wozu brauchen wir ihn? Er hilft uns nicht, das Wunder der Existenz besser zu verstehen. Er verklärt bestenfalls die Situation, also die Tatsache, dass die Existenz/das Leben/das Universum nicht mit unserem beschränkten Verstand verstanden werden kann (oder gaukelt uns vor, es zu können). Doch Verklärung kann die zukünftige Menschheit nicht mehr gebrauchen, sich nicht mehr leisten.
Kein Mensch liebt den Begriff „Gott“, weil die Assoziationen – bei j e d e m Menschen, ob er sich dessen bewusst ist oder nicht – ungeheuerlich sind. Nicht mal die Ambivalenzen und Widersprüche schaffen Erholung,
sind sogar doppelt schadenbringend, weil sonst ja schon jeder die sogenannte hl. Bücher in’s allertiefste Meer geschmissen hätte, es also gar keine mehr gäbe. In einem nordeuropäischen Land hat man gründlich wie du über diese Terminologie nachgedacht, wollte aus guten Gründen auf keinen Fall mehr „Gott“ sagen und hat ein neues Wort geschaffen!
Es ist eine skandinavische Übersetzung von „etwas ist?was?“ als ein einziges Wort.
Mich ärgert es halt, dass wir Menschen so unbehaust leben, so wenig wissen, und einander so viel antun, und uns selbst oft vertun.
Der gutherzige Heinrich Böll dachte viel darüber nach, schrieb vielleicht nicht sehr gut, fand die Kirche widerlich
und unser seltsames Sehnen als Gottesbeweis, als „etwasistwas“.
Ohne Gottesvorstellungen kann ich wie die meisten Menschen nicht leben,
auch wenn ich das – ebenfalls von Menschen gemachte – biblische und koranische Gottesbild und jede religiöse Institution nach wie vor als veraltet und ungut erkenne.
Erst nach unserem Sterben werden wir wissen, wozu dieses anspruchsvolle Lebensstudium
nötig war. Da bin ich mir ganz sicher.
Michael, Du schreibst ja selbst am 7. November vom „Wunder des Lebens“ und unserem „beschränkten menschlichen Verstand“.
Klar, deshalb machen wir Menschen uns ja Vorstellungen.
Im inneren Frieden, ohne kräfteraubende Kämpfe möchte ich dies tun.
In meinem ganzen Leben habe ich zu viel gekämpft. Damit habe ich den Menschen und mir mehr geschadet als genützt.
Übrigens, in meinen Augen ist Gott nicht allmächtig, aber liebend.
Da zitierst du mich falsch: Ich schreibe vom Wunder der Existenz, nicht des Lebens. (Aber vielleicht ist der Ausdruck „Wunder“ missverständlich. Mit diesem Wort assoziieren manche Leute einen übernatürlichen Vorgang. Vielleicht wäre deshalb der Ausdruck „Mysterium“ besser. Aber auch dem haftet etwas „unnormales“ an. Am besten wäre vielleicht der Ausdruck Phänomen.)
Das Leben ist (nur) ein Bestandteil der Existenz, nicht die Existenz selbst. Ich schreibe: „Er [Gott] hilft uns nicht, das Wunder der Existenz besser zu verstehen …“ denn, würde er existieren, wäre er ebenfalls ein Teil der Existenz (des Seins), also dem, was es zu erklären gilt. Wie ich auf meiner Glaubenssystemseite schreibe: “… ein Konzept ist ungeeignet ein Phänomen zu erklären, wenn es selbst Bestandteil des Phänomens ist!“
Das, was es zu erklären gibt, ist nicht das Leben, sondern die Tatsache, dass es überhaupt etwas gibt. Das ist das eigentliche Phänomen. Um dieses zu erklären, hilft uns das Gotteskonzept also nicht weiter.
Du schreibst … „Übrigens, in meinen Augen ist Gott nicht allmächtig, aber liebend.“
Ich habe natürlich keine Ahnung, aber nach meinem Empfinden gibt es das, was wir Liebe nennen, nicht ohne sein Gegenteil, den Hass. Wenn Gott liebend ist, kann ihm das also nur möglich sein, weil er auch hassend ist. „Gott ist Liebe“ ist deshalb nur ein Spruch, denn wir aufschnappen und nachplappern, weil er so eingängig ist.
Gott ist nicht genug!
Ich bin kein Atheist und nur für ein schulprojekt hier, aber was ist Ihre Meinung zu dem Kinderbuch von Michael Schmidt-Salomon „Wo bitte gehts zu Gott? fragte das kleine Ferkel“, würde mich mal sehr interessieren :)
Hallo Vanessa
Ich kannte das Buch nicht, habe es dann aber als Hörbuch auf Youtube gefunden und ein paar kritische Rezensionen dazu gelesen.
Ich finde, die Kritik an diesem Buch ist etwas übertrieben. Antisemitismus kann ich darin beispielsweise nicht entdecken, denn es kritisiert lediglich den jüdischen Glauben und nicht die Juden als solche. Vielleicht ist dieses Buch etwas oberflächlich. Ich habe allerdings keine Ahnung, ob diese Form der Religionskritik für Kinder sinnvoll ist.
„Wer Gott nicht kennt, dem fehlt etwas“, heißt es auf dem Plakat. Doch eigentlich sollte es heißen: „Wer nicht so denkt wie ich, dem fehlt etwas“. Denn ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendjemand Gott kennt, nur weil er an ihn glaubt.
Mein Ansatz, Kindern Religion zu erklären, wäre schon ein anderer. Wie der aussähe, weiß ich jedoch nicht. Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich das überhaupt versuchen würde und in dieser Form pädagogisch sinnvoll ist.
Dass dieses Buch Kindern jedoch die Lust auf Religion verderben könnte, glaube ich nicht. Bei einigen wird das vielleicht der Fall sein, bei anderen könnte es aber auch das Gegenteil bewirken, nach dem Motto: Jetzt glaube ich erst recht!
Irgendwo im Internet steht: „Dieses Buch gehört nicht in die Hand von Kindern. Es macht Kindern Angst vor Religion.“ Na ja, könnte passieren, aber jagen die Religionen den Menschen nicht selbst schon jede Menge Angst ein, ganz besonders in früheren Zeiten?
Mein Ansatz, Religion zu kritisieren, besteht darin, darauf hinzuweisen, dass es sich bei allen Religionen um die Welterklärungsversuche unserer archaischen Vorfahren handelt. Und es ist ziemlich seltsam, dass sich so viele Menschen heute immer noch daran orientieren. Das finde ich sehr schade, denn diese aus der Bronzezeit stammenden Versuche, die Welt und das Leben zu erklären, sind alle ziemlich infantil und auch naiv. Sie zeigen das naturgemäß beschränkte Assoziationsvermögen unserer archaischen Vorfahren auf. Was hätte man vor 3000 Jahren schon anderes denken sollen?
Weder Christentum, Islam noch Judentum sagen: „Es ist nicht wichtig, ob ihr an Gott glaubt oder nicht. Wichtig ist, dass ihr friedlich und freundlich durchs Leben geht.“ Denn Friedlichkeit und Freundlichkeit ist alles, was die Welt braucht.
Stattdessen werden Andersgläubige und Nichtgläubige nach wie vor programmatisch verdammt, stigmatisiert und in einigen Ländern immer noch getötet. Selbst Jesus droht den Nichtgläubigen mehrmals mit ewiger Höllenstrafe. Fortschrittlich ist das nicht.
Ich wachse als Atheistin auf, da meine Mutter sobald sie mit der Schule fertig war, aus der katholischen Kirche ausgetreten ist und seit dem Atheistin ist. Für mich war das immer Normalzustand und ich habe nie infrage gestellt, ob es eine Göttin oder einen Gott gibt. In den letzten Jahren hatte ich aber, unter anderem in der Schule, viele Auseinandersetzungen mit dem Thema Religion. Ich bezeichnete mich immer – und tue es immer noch – als Atheistin, wusste aber, bis darauf, dass es bedeutet an keine Göttin und keinen Gott zu glauben, nicht wirklich was das Wort bedeutet. Gerade recherchiere ich, um besser über meinen „Glauben“ oder eher Nichtglauben bescheid zu wissen. So bin ich auf deinen Artikel gestoßen und ich finde ihn wirklich sehr interessant. Genau wie den Austausch hier in den Kommentaren. Vielen Dank dafür.
Danke für das Lob. Ich selbst bin in einem „neutralen“ Elternhaus aufgewachsen. In die Kirche gegangen wurde weder zu Weihnachten noch zu Ostern und ich glaube, meine Eltern hatten noch nicht einmal eine Bibel irgendwo in der Wohnung. Deswegen war auch Atheismus kein Thema. Den Religionsunterricht in der Schule habe ich einfach mitgemacht, ohne mich dafür zu interessieren.
Milliarden Menschen praktizieren ihre Religion immer noch im traditionellen Sinn: Wir glauben an einen Gott und beten zu einem „übernatürlichen“ Wesen, das uns erschaffen hat und bestimmte Absichten verfolgt. Aus meiner Sicht ist diese Vorstellung in modernen Zeiten infantile. Deswegen bespreche ich dieses Thema.
Wenn ich Dich richtig verstehe, lieber Michael, geht es (Dir) also um Emanzipation vom (religiösen) Glauben (unserer Ahnen), der Erkenntnis, dass (naiver Aber-) Glaube eine (überkommene) Entwicklungsstufe des Menschseins darstellt, uns aber nicht hilft, zu erklären, warum wir und unsere Mitwelt existieren, dass wir erkennen und akzeptieren müssen/können, dass unsere Erkenntnis immer begrenzt sein wird, selbst mit Hilfe unserer erfindungsreichen Wissenschaft und Technik. D’accord!
Ich habe mich schon lange gefragt, warum man „glauben“ muß/soll, um das Leben hier auf unserem Planeten zu „bewältigen“. Etwas Nutzloseres, ja Hinderlicheres gibt es kaum. Es wurden und werden Kriege darum geführt. Reicht es nicht zu wissen, dass man geboren wurde und auch wieder abtritt? Und in der Zwischenzeit ist man hier und setzt sich mit den Befindlichkeiten seiner Mitwelt auseinander.
Wenden wir uns also lieber dem Hier und Jetzt zu, begreifen die Bewältigung unseres menschlichen – auch zwischenmenschlichen – „Daseins“ als sinnvoll, indem wir unsere Sinne dazu benutzen, uns aber gleichzeitig ihrer Begrenztheit (auch der unseres Denkens) bewußt sind (!). Alles andere ist anmaßend.
„Krone der Schöpfung“ – einfach nur lächerlich, wenn es nicht gleichzeitig auch gefährlich wäre.
Hallo Uwe
Emanzipation könnte tatsächlich das Schlüsselwort sein.
Es scheint, dass wir, wenn wir glaubend durchs Leben gehen, dies nur aus Gruppenzwang, Tradition und Gewohnheit tun. Kaum jemand entscheidet sich bewusst und absichtlich zum religiösen oder anti-religiösen Glauben. Der gesellschaftlich Konformitätsdruck nötig uns, uns einem Glauben anzuschießen. Welcher das ist, ist eigentlich egal.
Warum wir diesem Druck oder Zwang in der Regel nachgeben, ist einfach: Wir wollen nicht allein sein und nicht als isolierter Außenseiter oder Außenseiterin unser Leben fristen müssen. Unser Glaube ist daher oft eine natürliche Anpassung (in streng gläubigen Ländern auch eine Überlebensstrategie), an die wir uns gewöhnt haben und mit der Zeit als normal empfinden.
Das zeigt meiner Meinung nach: Wenn wir uns einem Glauben anschließen, geht es uns eigentlich gar nicht ums Glauben, auch nicht darum, an etwas Bestimmtes zu glauben und auch nicht darum, dass das, woran wir glauben, wirklich wahr ist. Wie wollen einfach nicht alleine sein – das ist alles.
Nun ja, das Reflektieren über die eigene Person und wie sie zu dem wird wie sie ist, oder auch über die Mitwelt und die Beziehungen zu ihr ist etwas, was sich – ich will’s mal so formulieren – ruhig noch ein Bisschen mehr bei jedem Erdenbürger entwickeln könnte. Das ist ja nun nicht nur auf den Glauben beschänkt.
Viele fühlen sich eben aufgehoben und anerkannt, wenn sie in einer Schublade sitzen. Das verleiht Sicherheit. Oder wenn man in einem Käfig sitzt, ist man natürlich sicher; aber man ist auch gefangen. Manche suchen nach einer Tür, andere nicht. Sie wissen vielleicht nicht mal, wo sie sich befinden und welche Möglichkeiten sich ihnen eröffnen könnten.