Traditionen der Dummheit: Bequemlichkeit und Faulheit
Ein wichtiger Aspekt, der uns oft dumm handeln lässt, sind Bequemlichkeit und Gleichgültigkeit. Wir beschäftigen uns ungern mit den Folgen unseres Handelns, denn das könnte uns den unreflektierten Spaß verderben.
Inhalt
Wir wollen jetzt unsere Wünsche und Triebe befriedigen, und wenn das heißt, beispielsweise Ressourcen oder Vorräte zu verbrauchen, die uns später fehlen werden, tun wir das, denn die Zukunft ist für uns eine Sphäre mit nur theoretischem oder philosophischem Charakter.
Wir sind an den Überfluss und die Erfahrung gewöhnt, dass letztendlich doch noch alles gut geht, selbst wenn wir uns unvernünftig verhalten.
Wir plündern unsere Ressourcen, da wir nicht diejenigen sind, denen sie in der Zukunft fehlen werden. Einem einzelnen Menschen mag diese Lebenseinstellung erlaubt sein, solange er keine Verantwortung für andere hat. Wer den Ast, auf dem er sitzt, absägen will, soll das auch dürfen. Vielleicht braucht er diese Erfahrung, um sich weiterentwickeln zu können. Für eine Gesellschaft ist diese Einstellung jedoch schlimm.
Wir wollen als Einzelne nicht verantwortlich sein
Die Gesellschaft als Ganzes trägt die Verantwortung für die Geschehnisse in ihr – so empfinden wir. Deswegen ist es egal, wie der Einzelne sich verhält – denken wir. Wählen wir beispielsweise eine politische Partei in die Verantwortung und macht diese anschließend eine Politik, die der Gesellschaft schadet, fühlen wir uns persönlich dafür nicht verantwortlich, denn wir wissen, unsere einzelne Stimme hatte auf das Gesamtergebnis keinen Einfluss. Das stimmt natürlich, doch darauf kommt es in diesem Zusammenhang nicht an.
Es geht nicht darum, wie groß unser Einfluss als Einzelner ist. Es geht darum, wie wir uns als Einzelne im Alltag verhalten.
Auch wenn unser individuelles Verhalten die Gesellschaft als Ganzes nur sehr gering bis gar nicht beeinflusst, ist es doch wichtig. Denn verhalten Millionen Menschen sich privat dumm, ist die Gesellschaft als Ganzes dumm. Uns ist nicht bewusst, dass unsere persönliche Dummheit in der Kumulation mit den Dummheiten aller anderen den Charakter unserer Gesellschaft bestimmt.
Stützpfeiler der Dummheit: Hoffen, Glauben, Wünschen
Unser eigenes Leben interessiert uns meistens nur, sobald es um unsere unmittelbaren Bedürfnisse geht. Selbstverständlich planen wir voraus, sparen für die Zukunft, machen Vorsorgeuntersuchungen und dergleichen, doch dies geschieht im Rahmen der bürgerlichen Traditionen oder wird uns vorgegeben oder abverlangt.
Darüber hinaus interessieren wir uns wenig für das, was wirklich wichtig ist: Unsere seelische Gesundheit oder Integration, denn wir wissen selten, dass es so etwas überhaupt gibt!
Die Zukunft interessiert uns nicht wirklich
Wir machen alles mit, was die Konventionen von uns verlangen (selbst wenn wir insgeheim damit nicht einverstanden sind), und entwickeln selten wirklich eigene Meinungen und Lebensstile, denn Konformität und Dazugehörigkeit sind uns wichtiger als Authentizität.
Mit diesem Verhalten schaden wir aber nicht nur uns (denn es blockiert unsere Entwicklung), sondern auch der Gesellschaft, die auf frische, unkonventionelle Menschen angewiesen ist, wenn sie nicht stagnieren will.
Der Grund für all das hat mit der Trägheit unseres Bewusstseins zu tun. Wir erkennen nur dann nachteilhafte Folgen, wenn sie unmittelbare sind. Zukünftige Ereignisse sind für uns oft unwichtig, da sie gestaltlos oder rein imaginär sind.
Manchmal nehmen wir beispielsweise einen Kredit auf, obwohl wir eigentlich wissen oder ahnen, dass die Rückzahlung schwierig bis unmöglich sein wird. »Irgendwie wird mir das in der Zukunft schon gelingen«, betäuben wir unsere Vorahnung von dem finanziellen Desaster.
Oder wir wissen von unseren ungesunden Ernährungsgewohnheiten, doch da dieses Verhalten erst sehr viel später Auswirkungen haben wird, ignorieren wir unser Wissen. Das, was nicht zwingend sein muss, tun wir nur ungern. Alles, was im Hier und Jetzt keine Relevanz besitzt, ist uns egal.
Irgendwie scheint uns unser zukünftiges Ich gleichgültig zu sein, so als wäre es eine fremde Person. Das gilt für den Einzelnen, wie für ganze Gesellschaften. Ein solches Verhalten ist ziemlich dumm und ein deutliches Zeichen von Unreife.
Verhängnisvolle Dummheit: unnötige Angst
Solange wir uns nur aus Vernunftgründen friedlich und freundlich verhalten, wird es immer wieder kriegerische Konflikte zwischen den Nationen geben. Unsere Friedlichkeit muss einem inneren Bedürfnis entspringen, muss weniger künstlich sein, damit sie dauerhaft ist.
Zu dieser Einsicht sind wir nur selten fähig, denn Dummheiten und Ängste der unterschiedlichsten Kategorien haben unseren Verstand vernebelt und auch korrumpiert.
Wir haben Angst, unseren und den Ansprüchen anderer nicht zu genügen.
Wir haben Angst vor der Meinung anderer, die uns verletzen können, auch wenn wir es nicht zugeben können oder wollen, denn dieses unreife Verhalten ist uns peinlich.
Wir haben Angst vor Veränderungen, denn diese bedeuten Unsicherheit.
Der ständige Versuch, unseren eigenen Ansprüchen und dem gesellschaftlichen Lebens- und Leistungsdruck gerecht zu werden, machen es uns unmöglich, ruhig und entspannt unser Leben wahrzunehmen. Darum verhalten wir uns oft dumm.
Die gesellschaftlichen Konventionen sind uns wichtiger als unser Leben. Wir verleugnen unser inneres Sein, nehmen uns die Möglichkeit zu wachsen und merken es nicht. Auch das ist dumm, denn wir schaden nur uns selbst.
Deswegen entwickeln wir uns lebenslang kaum weiter, denn der selbst verschuldete Stress und der Druck des sozialen Lebens, aber auch mangelhafter Wille, nehmen uns den Raum für diese Möglichkeit. Letztendlich liegt es aber an uns selbst, denn in unserer Blase aus immer wiederkehrenden Abläufen ist es bequem und alles bleibt so, wie wir es gewohnt sind.
Kennst du den Text: „Das, was für einen jugendlichen Menschen wichtig und richtig ist, ist für einen erwachsenen Menschen nicht mehr tauglich – das wissen wir alle. Und bei der Menschheit kann es nicht anders sein. Diese befindet sich gerade in einer Übergangsphase: Sie beendet ihre Jugend und wird allmählich erwachsen. (Siehe die Tabelle: Die Entwicklung der Menschheit) Das ist ein schwieriger Prozess, der schmerzlich ist und wahrscheinlich noch Jahrhundert andauern wird.“
Der Text ist von dir selbst, aus der Rubrik ohne Unglück kein Glück! Ohne, dass ich mich da jetzt groß in deine Geschichten eingelesen habe, denke ich, dass du dich mit deinen vielen Ansichten gerade selber überholst… ein bisschen Demut würde dir gut stehen…
Danke für den Hinweis.
Leider sagst du nicht genau, was du meinst, deshalb kann ich nur vermuten. Ich verstehe dich so, dass du meinst, ich würde mir auf diesen beiden Seiten widersprechen. Ich bin mir da nicht sicher – könnte schon sein. Vielleicht geht es um den Unterschied zwischen »Dummheit aus Unreife« und »Dummheit aus Nachlässigkeit/Faulheit/Desinteresse etc.«. Für unsere Unreife können wir nichts.
Aber ehrlich gesagt: Ich verstehe deine Kritik eigentlich nicht. Was wirfst du mit vor? Ich habe mir „Ohne Unglück, kein Unglück“ noch einmal durchgelesen und kann eigentlich keinen Widerspruch entdecken. Die beiden Seiten ergänzen sich im Prinzip. Deshalb wäre es hilfreich für mich, wenn du mir genau sagst, was du mir vorwirfst oder wo du einen Logikfehler siehst.
Ich selbst bin mit einigen meiner Texte übrigens auch nicht einverstanden. Ich arbeite ständig dran. Und als ich eben „Die Dummheit der Gesellschaft“ gelesen habe, kam der Text mir viel zu negativ und oberflächlich vor. Das werde ich ändern.
…ein bisschen Demut würde dir gut stehen…
Das klingt so, als würdest du denken, ich würde mich selbst ausschließen (oder so was Ähnliches), dass ich glaube, immun gegen die „Krankheit“ Dummheit zu sein! Aber das bin ich nicht, denn auch ich mache tagtäglich meine selbst verschuldeten Dummheiten – wie alle anderen auch.
Wenn man Demut zeigt, dann immer vor etwas. Was könnte das sein?
Ich erlebe es als distanzlos und fraglich, wenn Kontinuierlich geschrieben wird: „Wir sind/erleben es/reagieren auf“
– Wir, wir, wir.
Ich glaube, Sie reden eher von sich und fassen dies gemein, mit der Folge des Einsetzen Ihres tadelnden Über-Ichs.
Und dass alle mit schlecht gebrandmarkten Urteile und Nationalbewusstsein mit niedrigem Bildungsniveau, Dummheit und Faulheit, der Vorliebe an einfachen Schlussfolgerungen erklärt werden.
I. verfasst von einem mit Hauptschulabschluss (Bildungsniveau)… nicht dass dies von einem Abiturienten beschrieben von besserem Augenmerk sei und II. Ist nicht genau dies die Vorliebe für einfache Erklärungen/Urteile/Schlussfolgerungen? … Kleine Sensibilisierung.
Danke für diesen wichtigen Kommentar.
Ja, es hat eine gewisse Penetranz, dieses ständige wir, wir, wir. Auf allen meinen Seiten. Denn wenn nicht wir, wer dann sonst? Etwa die anderen?
Ich hätte meine Website vielleicht WIR genannt, wenn dieser Domainname noch frei gewesen wäre.
Es stimmt schon, dass ich von mir selbst rede und vielleicht bin ich ja einer der dümmsten Menschen überhaupt. Doch was soll ich denn machen? Ich schreibe nur über das, was ich in der Welt wahrnehme. Habe ich Wahnvorstellungen? Meiner Meinung nach ist die Menschheit leider dumm. Aber ich klage niemanden an, ich beschreibe nur. Vielleicht irre ich mich ja, und das Problem dieser Welt ist nicht unsere kollektive Dummheit, sondern etwas anderes. Was könnte das sein?
Weiß leider nicht genau, wie ich das verstehen soll. Aber ich stehe total auf Einfachheit, das ist wahr. Manche Dinge sind nun mal einfach. Wer selbstverschuldet und sehenden Auges ins Unglück rennt, ist dumm. Das ist eine einfache Erkenntnis.
Dass ich der Menschheit mangelhafte Bildung und zu viel Nationalbewusstsein vorwerfe (haben Sie das so gemeint?), sehe ich nicht. Davon ist selbst implizit nicht die Rede. Dummheit und Bildung gehen oft Hand in Hand – das ist nichts Besonderes.
Auf dieser Seite versuche ich nur auf unsere dummen Angewohnheiten hinzuweisen. Der Ton, indem ich über die Dummheit der Gesellschaft schreibe, ist allerdings ziemlich stringent – er lässt keinen Spielraum. Ich nehme uns alle in die Verantwortung, als Einzelne, Nationen und Menschheit. Alles andere wäre meiner Meinung nach Fremdschuldzuweisung, nach dem Motto: Niemand will verantwortlich sein, also sind es stets die anderen.
Habe selbst „nur“ einen durchschnittlichen Hauptschulabschluss und meine Bildung ist auch nur durchschnittlich. Es geht nicht um Bildung und dergleichen. Es geht um Dummheit und die findet man überall.
Ja, die verpönte Einfachheit. Ich habe aber nie eine einfache Lösung für irgendein Problem vorgeschlagen. Meine „Lösungsvorschläge“ sind eigentlich alle ziemlich schwierig bis unmöglich weil utopisch oder naiv. Man darf nicht, nur weil man keinen Bock auf ein schwierig zu lösendes Problem hat, es zu einem einfachen erklären.
Sie schreiben von einer „Vorliebe für einfache Erklärungen/Urteile/Schlussfolgerungen“, doch urteilen tue ich in dem Text nicht: Ich beschreibe lediglich die Menschheit, uns, unser Verhalten. Ich beobachte an mir selbst und den Menschen um mich herum, letztendlich in der ganzen Welt, dass wir uns selbstzerstörerisch verhalten. Eine einfache Erklärung für dieses widersprüchliche Verhalten ist Dummheit, leider ist diese Erklärung unbeliebt. Doch eine kluge Menschheit würde sich niemals so verhalten, wie sie es jetzt tut.
Nur weil ich auf etwas aufmerksam mache, bin ich ein Ankläger?
Schlussfolgern tue ich, wenn ich schreibe: „Die Menschheit muss ihr Verhalten ändern und ihre dummen Angewohnheiten ablegen, wenn sie eine brauchbare Zukunft haben will.“ Was ist daran falsch oder vorschnell oder oberflächlich?
Der beste, einfachste, billigste und schnellste Weg, ein Nichtraucher zu werden, ist mit dem Rauchen aufzuhören. Wer das weiß und trotzdem weiterraucht, handelt dumm. Vielleicht ist er es nicht, aber sein Handeln schon. Doch ist es nicht unser Handeln, das unser Sein bestimmt?
Weil ich den Einzelnen, bei einer Angelegenheit, die uns alle angeht, ungesehen in den großen Pott der Menschheit werfe, bin ich unsensibel?