Hemmschuh unserer globalen Entwicklung
Solange wir noch eine Heimat und nationale Zugehörigkeit brauchen, um uns entspannt zu Hause fühlen zu können, sind wir als Individuen und als Menschheit nicht emanzipiert.
Inhalt
Nationalismus ist ein anderes Wort für Heimatverbundenheit oder Vaterlandsliebe. Mit Heimat meinen wir eine bestimmte Region auf diesem Planeten, in der wir geboren und aufgewachsen sind. Dort haben wir unsere sogenannten „Wurzeln“, inklusive einer angeborenen Aufenthaltsgenehmigung und Bürgerrechte. Dort gibt es die kulturellen und traditionellen Gepflogenheiten, mit denen wir aufgewachsen und vertraut sind. Heutzutage hat diese Form der nationalen Zugehörigkeit jedoch oft den Charakter einer neurotischen Fixierung.
Diese Fixierung auf eine bestimmte geografische Region und die dort vorherrschenden Sitten, Brauchtümer und Lebensstile, verlieren in einer Welt, die allmählich zusammenwächst, ihre Bedeutung.
Gruppenzugehörigkeit als Identitätsersatz
Identität und Orientierung sind im Leben sehr wichtig. Wir alle brauchen beides. Wir müssen wissen, wer oder was wir sind, um als Mensch im Alltag funktionieren zu können. Andernfalls sind wir nicht gesellschaftsfähig.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, zu einer Identität zu finden. Eine davon ist die Zugehörigkeit: Wir wissen wer und was wir sind, weil wir einer bestimmten Gruppe angehören. Das kann eine Nation, ein Verein, eine Clique oder die Familie sein. Wir identifizieren uns mit den Werten, über die sich diese Gruppe definiert.
Bei jedem Menschen hat dieses Identifikations- oder Zugehörigkeitsgefühl einen anderen Stellenwert, eine andere Bedeutung. Dem einen ist es sehr wichtig, dem anderen mehr oder weniger egal. Denn der Grad, den die Bedeutung dieser Zugehörigkeit besitzt, hängt von unserer persönlichen oder individuellen Integrität ab.
Allgemein gilt: Je mehr ein Mensch sich selbst kennt und weiß, warum er so denkt, fühlt und handelt, wie er es tut, desto weniger ist sein Selbstwertgefühl von der Zugehörigkeit zu einer Gruppe abhängig: Seine persönliche Integrität ist hoch.
Persönliche Integrität kontra nationale Zugehörigkeit
Ein starkes Selbstbewusstsein braucht keine nationale Zugehörigkeit um eine Identität generieren zu können.
Je weniger ein Mensch sich selbst kennt, desto wichtige ist ihm die Gruppenzugehörigkeit: Seine persönliche, innere (oder auch seelische) Integrität ist niedrig. Deshalb benötigt er eine äußere. Je größer unsere persönliche Integrität ist, desto weniger brauchen wir eine Gruppenzugehörigkeit, um ein Selbstwertgefühl entwickeln zu können.
Das bedeutet: Eine (nationale) Identität, die man durch eine Gruppenzugehörigkeit erhält, ist nur eine scheinbare, geborgte, virtuelle Identität. Denn fällt die Gruppenzugehörigkeit plötzlich weg (vielleicht weil sie einem aberkannt wurde oder die Gruppe sich aufgelöst hat), verschwindet auch das durch die Anerkennung dieser Gruppe erzeugte Selbstwertgefühl.
Diese Art der Identität ist folglich gar keine, sondern nur der Versuch, sich selbst über das Nichtvorhandensein eines echten Selbstwertgefühls hinwegzutäuschen.
Wollen wir also die nationale Egozentrik überwinden, müssen wir zuerst unsere innere (individuelle, persönliche, seelische) Integrität stärken. Unser Selbstwertgefühl oder Selbstbewusstsein darf nicht von äußeren Faktoren abhängig sein.
Wir müssen uns daher mehr für uns selbst interessieren. Doch das tun wir meistens nicht, da das keinen Spaß macht. Im Prinzip sind wir uns also selbst egal. Hauptsache, wir gehören einer Gruppe an.
Mangelhaftes Interesse an uns selbst
Oft wissen wir gar nicht, warum wir so fühlen, denken und handeln, wie wir es tun. Wir folgen unreflektiert unseren Impulsen und Trieben und fragen uns nie, woher diese kommen und welche Bedeutung sie haben. Unser Leben besteht zu großen Teil aus flüchtigen Bedürfnisbefriedigungen, die sich nahtlos aneinanderreihen.
Wir wissen auch nur selten, was innere Integrität ist: Zu wissen, warum wir bestimmte Gefühle, Gedanken, Meinungen, Vorlieben, Abneigungen und Interessen wirklich haben und ergänzend der rational-emanzipierte Umgang damit, wenn wir sie als irrational oder problematisch erkennen.
Die Herkunft und Bedeutung unserer Gedanken und Gefühle ist uns egal. Wir wollen uns nicht verstehen und unsere Motive und Beweggründe kennenlernen, damit wir uns weiterentwickeln.
Das Verstehen der eigenen Gefühle und Gedanken ist jedoch eine wichtige Voraussetzung zur inneren Integrität. Solange wir dieses Interesse nicht haben, wird uns unsere nationale Zugehörigkeit wichtiger sein als unser Tun und Denken. Dieses Desinteresse hält die Barrieren zwischen den Ländern und Volksgruppen aufrecht.
Wir sollten uns also fragen, was uns wichtiger ist: eine letztendlich künstliche Identität, die uns auf etwas reduziert, das wir nicht sind und uns unsere Möglichkeiten nimmt. Oder ein weltweit entspanntes Klima der Freundlichkeit, welches die Menschheit zur zukunftsgestaltenden Kreativität animiert.
Heimat ist nicht biologisch
Wächst ein Deutscher in Brasilien unter Brasilianern auf, ist er an die brasilianische Kultur gewöhnt. Dann ist Brasilien seine Heimat, und wenn seine brasilianischen Mitbürger ihn aufgrund seiner eventuell etwas helleren Haut nicht ablehnen, fühlt und denkt er auch wie ein Brasilianer, obwohl er deutsche Eltern hat, die in Deutschland aufgewachsen sind.
Welche „Heimat“ ein Mensch hat, bestimmt also nicht seine biologische Abstammung. Die ist im Prinzip unwesentlich. Doch oft verknüpfen wir die nationale Zugehörigkeit allein mit dem Phänotyp, dem äußeren Erscheinungsbild eines Menschen, das bei den Völkern unterschiedlich sein kann.
Natürliche Befangenheit und Verlegenheit
Eine gewisse Befangenheit, wenn auch nur schwach ausgeprägt, kennen wir eigentlich alle, wenn wir einem (fremden) Menschen gegenüberstehen, dessen Aussehen für uns ungewohnt ist.
Wenn wir mit diesem Verlegenheitsgefühl nicht umgehen können, neigen wir daher dazu, Situationen, in denen uns fremde und ungewohnt aussehende Menschen begegnen könnten, zu vermeiden.
Wird jemand mit integrierten türkischen Eltern in Deutschland geboren, wächst er meistens auch mit der deutschen Kultur und der deutschen Sprachen auf, sodass er deutsch denkt und fühlt. Trotzdem kann er für national fixierte Deutsche als Ausländer gelten, obwohl er deutsch denkt, fühlt, handelt und lebt und möglicherweise auch ein besseres Deutsch spricht als sie selbst.
Unzufriedenheit und Lebensfrust
Unsere Ressentiments gegenüber Menschen, die aus einem uns fremden Kulturkreis stammen oder ungewohnt aussehen, nennen wir Fremdenfeindlichkeit oder auch Xenophobie. Wir befürchten, sie verfälschen unsere Kultur und Traditionen und lehnen sie deswegen ab. Das ist unsere offizielle Begründung, wenn wir fremde Menschen ablehnen.
Der tatsächliche Grund ist ein anderer: Wir sind unzufrieden mit uns selbst und unserem Leben, und weil wir nicht fähig sind, den Grund für diese Unzufriedenheit in uns selbst zu erkennen, machen wir äußere Umstände dafür verantwortlich.
Uns ist nicht bewusst, dass unsere Abneigung gegen fremde Menschen hauptsächlich ein Produkt unseres unerfüllten Lebens ist. Und wenn wir es irgendwie doch einmal ahnen, verbannen wir diese Gedanken sofort wieder. Doch uns sollte klar sein:
Wirklich zufriedenen und ausgeglichenen Menschen ist es egal, woher ihre Nachbarn stammen, welche Farbe ihre Haut besitzt oder welcher Kultur sie ursprünglich angehörten.
Da wir also den wahren Hintergründe für unsere permanente innere Unzufriedenheit als Nationalisten nicht kennen (oder nicht kennen wollen), projizieren wir ihn auf äußere Umstände – in diesem Fall unsere Mitbürger, die in einer anderen Region der Erde geboren und aufgewachsen sind.
Gäbe es beispielsweise keine Mitbürger ausländischer Herkunft, würden wir als Menschen, die unter dem »Unzufriedenheitssyndrom« leiden, unseren Frust verstärkt an anderen Minderheiten abreagieren (vielleicht Obdachlose, Homosexuelle oder Körperbehinderte).
Falsche Motivationsgrundlage
Unsere Fremdenfeindlichkeit (aus der unsere Vaterlandsliebe resultiert) ist also ein Ausdruck unseres permanenten Lebensfrustes. Wir empfinden es auch als ungerecht, dass andere einen gut bezahlten Job und Privilegien haben, während wir mit unserer Arbeit kaum mehr als unsere Grundbedürfnisse befriedigen können.
Dabei übersehen wir, dass die „Gutbejobten“ meistens eine umfangreiche Ausbildung absolviert haben, also viel dafür getan haben. Nicht in Form von körperlicher Arbeit, sondern durch das disziplinierte Festhalten an einem weit entfernten Ziel, von dem nie sicher gesagt werden konnte, ob es erreicht wird.
Beispielsweise braucht es viel Disziplin, um ein Studium erfolgreich abzuschließen. Man muss sich ständig selbst antreiben und wenn man dann nach 5 Jahren seinen Doktor oder sein Staatsexamen hat, bedeutet das noch gar nichts.
Oft müssen Akademiker nach abgeschlossenem Studium zunächst ein paar Jahre als Volontäre arbeiten, bevor sie eine Festanstellung bekommen und Geld verdienen können.
Bereits in der Berufsausbildung wird Geld verdient
Wer einen handwerklichen Ausbildungsberuf wählt, bekommt hingegen schon während der Ausbildungszeit eine Ausbildungsvergütung und verdient nach Abschluss der Ausbildung bereits vom ersten Tag an Geld. Davon können Akademiker meistens nur träumen.
Das berücksichtigen wir allerdings nicht, denn uns ist nicht bewusst, dass akademische Tätigkeiten anstrengender und Energie raubender sein können, als körperliche. Deswegen haben wir einen unbewussten Groll gegen uns selbst, den wir dann auf andere projizieren.
Bedingungen an unsere Mitmenschen
Nichts braucht die Menschheit mehr als Menschenfreunde, denn Menschenfeinde hat sie schon genug.
Wir teilen die Menschheit in Gruppen auf, in Völker, Ausländer und Inländer, in dunkel- und hellhäutige, in hetero- und homosexuelle, in dünne und dicke, in blonde, brünette und schwarzhaarige, in schlaue und dumme Menschen. Im Mittelalter haben wir Linkshänder manchmal umgebracht. Ein Mensch zu sein, reicht uns nicht. Es genügt nicht, freundlich und friedlich zu sein. Manchmal ist das sogar unerwünscht.
Stattdessen muss unsere Haut die richtige Farbe haben, wir der richtigen Religion angehören, die richtige Sprache sprechen und aus dem richtigen Land kommen, verbunden mit einer bestimmten politische Einstellung. Erfüllen wir all diese Bedingungen, haben wir Chancen, respektiert zu werden, eine Garantie ist das allerdings nicht.
Doch dieser Respekt ist kein wirklicher, sondern nur eine Form von Duldung: Solange wir diese Bedingungen erfüllen, lässt man uns in Ruhe.
Woran liegt es, dass wir so viele und eigentlich unwichtige Bedingungen an unsere Mitmenschen stellen, damit wir sie akzeptieren können? Die äußere Erscheinung und der kulturelle und religiöse Hintergrund eines Menschen sind doch eher unwichtig.
Was nützt es uns denn schon, wenn ein Mensch die gleiche Farbe oder Religion hat wie ich, er jedoch ein Arschloch ist?
Viel lieber sollten uns Menschen sein, die freundlich, interessant und kreativ sind, egal wie sie aussehen und wo sie herkommen. Der Grund für dieses seltsame und widersprüchliche Verhalten ist Folgendes: Eigentlich sind wir fast alle, auf unterschiedliche Arten, tief verunsicherte Lebewesen.
Verunsicherung und schlechtes Selbstbewusstsein
Wir wissen vielleicht nichts davon, weil Verunsicherung nicht automatisch als solche zu erkennen ist, denn sie ist ein unangenehmes Gefühl, das wir gerne kaschieren oder umetikettieren.
Also vermeiden wir instinktiv Situationen, in denen wir mit dieser Schwäche konfrontiert werden könnten. Das tun wir, indem wir uns ein Umfeld suchen oder schaffen, in dem wir uns wohlfühlen und entspannen können:
Die Gegend, in der wir wohnen, ist uns vertraut, unsere Wohnung ist so eingerichtet, wie wir es traditionell gewohnt sind und die Menschen, mit denen wir im Job, in der Nachbarschaft, in der Öffentlichkeit zu tun haben, ähneln uns in möglichst vielen Aspekten.
Sind diese Bedingungen erfüllt, ist die Gefahr der Konfrontation mit sozialen Situationen, auf die wir nicht vorbereitet sind und deswegen schlecht mit ihnen umgehen können, gering. Und das ist die Voraussetzung für ein entspanntes und sorgenfreies Leben – vorausgesetzt, wir haben einen Job und unser Privatleben ist halbwegs in Ordnung.
Wir werden nicht genötigt, Dinge wahrnehmen, einordnen und regeln zu müssen, die uns fremd sind, denn alles ist so, wie es schon immer war.
Deswegen reagieren wir allergisch auf alles, was diese Eintracht stört. Und fremde Menschen mit einer fremden Kultur und einem ungewohnten Äußeren sind vielleicht der größte Störfaktor für unser künstlich harmonisiertes Innenleben.
Fremdenphobie: Angst vor Menschen und dem Leben selbst
Fremde Kulturen, ungewohnte Phänotypen, andere Sitten, Gebräuche und Religionen machen uns befangen, weil wir nicht wissen, wie wir uns verhalten sollen.
Unser gesamter Verhaltenskanon ist einer Programmierung ähnlich: Wenn wir sozial aktiv sind, laufen im Wesentlichen sozialspezifische Programme ab. In Situationen, mit denen wir gut vertraut sind, weil wir sie seit unserer Kindheit kennen, geschieht das für gewöhnlich virtuos.
Doch für Situationen, mit denen wir nicht vertraut sind, gibt es keine entsprechende Programmierung und das heißt, wir wissen nicht, was wir tun sollen. Wir fühlen uns unserer Souveränität beraubt, obwohl diese letztendlich sowieso nur eine Illusion ist.
Wir fühlen uns unsicher und unwohl, ohne die Ursache zu kennen. Die einzige Möglichkeit, dieses unangenehme Gefühl zu vermeiden, ist, solche Situationen erst gar nicht entstehen zu lassen. Das gelingt uns, indem wir fremde Menschen aus unserem Umfeld fernhalten.
Fremdenfeindlichkeit ist Menschenfeindlichkeit
Nicht deswegen, weil Fremde auch Menschen sind und man deshalb sagen könnte: Fremde Menschen nicht zu mögen, bedeutet Menschen nicht zu mögen. Das stimmt zwar, wäre aber doch zu oberflächlich. Stattdessen kann man sagen:
Echten Menschenfreunden ist es vollkommen egal, wo ein Mensch geboren wurde, welche Kultur er besitzt und wie er aussieht. Hauptsache, er ist friedlich und freundlich.
Wer jedoch seine Menschenfreundlichkeit vom kulturellen Hintergrund abhängig macht, sagt: Ich mag andere Menschen, wenn sie so sind wie ich. Das ist aber keine Menschenfreundlichkeit, sondern nur eine Form der Ab- oder Ausgrenzung. Denn wenn wir eins mögen, dann natürlich das, womit wir vertraut sind.
Und vertraut sind wir am meisten mit uns selbst, unserem Aussehen und Lebensstil und den Gewohnheiten, die unsere Wahrnehmungen und Assoziationen im Alltag bestimmen. Je mehr unser tägliches Funktionieren vom Vorhandensein dieser vertrauten Faktoren abhängt, desto weniger mögen wir alles, was diese Eintracht stört.
Was nicht so ist wie wir, mögen wir nicht
Streng genommen handelt es sich bei unserer Fremdenphobie jedoch um Menschen- bzw. Lebensfeindlichkeit. Das fremde Aussehen mancher Menschen ist nur einer von mehreren Auslösern, denn auch Einheimische lehnen wir ab, wenn sie unseren Erwartungen nicht entsprechen:
Wer sich nicht so verhält, nicht so aussieht wie wir, den wollen wir in unserem Umfeld nicht haben, egal ob ausländischer oder inländischer Herkunft. Sind andere Menschen nicht so wie wir, mögen wir sie einfach nicht und nutzen jede Begründung, mit der wir unsere Abneigung rationalisieren können.
Wären wir echte Menschenfreunde, würden wir uns am Aussehen, dem Lebensstil und der Herkunft anderer Menschen nicht stören. Ganz im Gegenteil: Es würde uns gefallen, Menschen in unserer Nachbarschaft zu haben, die anders aussehen als wir, denn das erweitert unser Leben. Doch wir sind mit uns selbst so sehr im Unreinen, dass fremde, ungewohnte Menschen für uns Stress bedeuten.
Diese annahme resultiert aus einem In unserem system etablierten Gedanken des Leistungsträgers. Damit will ich sagen dass hier ein Unterschied aufgemacht wird aber nicht genauer sondern im vagen gelassen wird. Was Schade ist, denn wir Leben oft mit dem Leistngsträger gedanken. Wer die Leistung eines Akademikers höher Stellt als die eines Grubenarbeiters der handelt und denkt Falsch. Denn mann kann Leistung nicht vergleichen aber man kann Bauarbeiter Abwerten und Ausgrenzen das hat aber mit Leistung nichts zu Tun. Denn es gibt nur Erfolgreiche monetärer Profit oft ohne grosse Leistung als auch Fleisige aber ohne Erfolg. Leistunsdenken ist eine Neoliberale Nenschenverachtende Politik.usw.
Danke für deinen Hinweis. Ich stimme dir zu. Die von dir zitierte Passage könnte tatsächlich etwas differenzierter sein.
Ich stelle allerdings nicht Akademiker über Handwerker – das hast du nur hineininterpretiert. Ich schreibe nur, dass akademische Tätigkeiten anstrengender sein können, als körperliche – es muss also nicht so sein. Und besser bezahlt werden sie auch nicht immer. Das hätte ich jedoch deutlicher herausstellen sollen und werde die entsprechende Textstelle demnächst ergänzen.
Als Arbeiter (ich bin übrigens einer und habe keine akademische Ausbildung, sondern „nur“ einen Hauptschulabschluss, habe nie einen akademischen Job gemacht, habe oft als Lagerarbeiter, Gemeindearbeiter, Sachbearbeiter, oder Obstpflücker gearbeitet, auch mal als Hilfsarbeiter auf dem Bau oder als Maler) glauben wir jedoch oft, Akademiker hätten ein leichteres Leben, weil sie nicht „körperlich“ arbeiten müssen.
Das ist keine Annahme von mit, sondern eine Beobachtung.
Um beispielsweise ein Studium bis zum Ende durchzuziehen, braucht man viel Disziplin. Man muss sich selbst motivieren und wird nicht durch einen Arbeitsvertrag oder Ähnliches dazu gezwungen. Man muss sich selbst Tag für Tag aus Neue motivieren, zur Uni zu gehen um sich dort eine langweilige Vorlesung anzuhören. Akademiker können und müssen selbst entscheiden, wie sehr sie sich für ihre Ausbildung engagieren. Tun sie es nur wenig oder gar nicht, werden sie auch selten „Karriere“ machen.
Ich selbst habe es immer sehr geschätzt, geregelte Arbeitszeiten zu habe. Fünf Tage die Woche, freitags ist schon um 13 Uhr Schluss und dann hat man 2 ½ Tage frei. Man muss nur seine Arbeit machen und hat keine weiteren Verpflichtungen. Man muss auch nicht damit rechnen, am Wochenende vielleicht einen Anruf vom Chef zu bekommen oder Ähnliches.
Die Arbeitszeiten bei „Akademikern“ sind allerdings selten so klar geregelt. Da gibt es oft kein Wochenende und auch der Feierabend ist oft offen und abhängig von dem, was noch erledigt werden muss. Akademiker arbeiten oft deutlich mehr als 40 Stunden die Woche und sie haben auch Verantwortung über den Feierabend hinaus. Deswegen leiden sie oft deutlich stärker unter „Arbeitsstress“ als „einfache“ Arbeiter.
Oft müssen Akademiker (beispielsweise Journalisten und Anwälte) nach abgeschlossenem Studium erst mal als Volontäre arbeiten, werden also gar nicht oder nur gering bezahlt. Und wenn sie Pech haben, dauert diese Phase ein paar Jahre, bis sie einen befriedigenden Job finden. Als Handwerker hingegen wird man gleich vom ersten Tag an bezahlt und bekommt sogar in der Ausbildung schon eine Ausbildungsvergütung. Wer also schnell möglichst viel Geld verdienen will, sollte besser keine akademische Laufbahn einschlagen.
Außerdem gibt es in akademischen Berufen oft nicht die arbeitsrechtlichen Sicherheiten (Kündigungsschutz und Ähnliches), die man als Angestellter oder Arbeiter hat. Ich möchte jedenfalls kein Akademiker sein, auch wenn ich dann mehr Geld verdienen würde.