These 1: Homosexualität ist unnatürlich
Homophobe Menschen behaupten oft, Homosexualität wäre unnatürlich, käme in der Natur also nicht vor, wäre eine Form der Perversion und müsste aus diesen Gründen verboten oder sogar bekämpft werden. Die Beobachtungen zeigen jedoch, der Anteil homosexueller Tiere ist nur geringfügig niedriger als bei Menschen. Etwa 5–10 Prozent aller Menschen sind homosexuell und im Tierreich ist der Anteil etwa genauso hoch. Homosexualität ist also definitiv natürlich.
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Nur eine sexuelle Variante
Niemand weiß, ob die Natur irgendetwas damit bezweckt, manche Menschen und Tiere darauf zu polen, das gleiche Geschlecht sexuell und partnerschaftlich attraktiv zu finden. Es könnte eine versteckte funktionelle Absicht dahinter stecken oder auch eine zufällige „Fehlschaltung“, die jedoch ohne Auswirkungen ist, da sie keinen Schaden anrichtet:
Nach wie vor wächst die Weltbevölkerung rasant an und der Anteil schwuler Männer und lesbischer Frauen hat in den letzten Jahrtausenden auch nicht zugenommen. Homosexualität ist lediglich eine natürliche Variante, wie es von vielen Dingen in der Welt verschiedene Formen gibt.
Homosexuelle Menschen werden heutzutage in liberalen Ländern lediglich stärker in der Öffentlichkeit wahrgenommen. Dort sind homosexuelle Menschen nicht mehr gezwungen, ihre Homosexualität zu verstecken.
Frauen dürfen homosexuell sein
Doch eigentlich bezieht sich die Ablehnung der Homosexualität nur auf die männliche, gegen die weibliche haben Homosexualitäts-Hasser selten etwas. Beispielsweise ist Alice Weidel, die Chefin der AfD, selbst homosexuell, obwohl die meisten Mitglieder und Anhänger dieser Partei Homosexualität für eine perverse Krankheit halten. Das ist widersprüchlich.
Der Grund für dafür ist einfach: Zwei (schöne) Frauen, die erotische Dinge miteinander machen, sind für heterosexuelle Männer „nett anzusehen“, doch zwei Männer, die das Gleiche tun, sind kein erotischer Anblick für sie.
Es ist also nicht die Homosexualität selbst, die abgelehnt wird, sondern der »unerotische Charakter«, den sie für heterosexuelle Männer besitzt. Denn Hetero-Frauen empfinden den Anblick von zwei sich küssenden oder Händchen haltenden (gut aussehenden) Männern nicht für unangenehm – eher für anregend.
Im Mittelalter mussten schwule Männer noch damit rechnen, umgebracht zu werden (was übrigens auch für Linkshänder und rothaarige Menschen galt). Heute besteht diese Gefahr in den meisten Ländern nicht mehr.
Nur eine Andersartigkeit
Homosexualität ist weder eine Krankheit noch Perversion und auch nichts, was man sich aussucht oder lernen kann, sondern nur eine Andersartigkeit, eine Abweichung von der Norm.
Und Andersartigkeiten (also Ungewohntes) lehnen wir in der Regel ab, wenn wir keine entspannte Einstellung zum Leben haben. Das Motto »Leben und leben lassen« kann uns dann ein Dorn im Auge sein.
Als homophobe Menschen sind wir meistens auch nationalistisch eingestellt, gegen Ausländer und ganz allgemein keine Menschenfreunde. Was nicht so ist wie wir selbst, mögen wir einfach nicht.
Auch Linkshänder benutzen nicht absichtlich ihre linke statt der rechten Hand als primäres Greifwerkzeug – die Natur hat sie so geschaffen. Doch im Mittelalter wurden sie manchmal aus dem gleichen Grund getötet wie homosexuelle Menschen: Man empfand Linkshändigkeit und Homosexualität als widernatürlich, als Teufelswerk, das als böse galt.
Selbst Immanuel Kant, der große Aufklärer der Moderne, hielt die linke Hand noch als minderwertig. Und auch heute glauben noch etwa 2 Prozent aller Menschen das. Doch auch hier stellt sich die Frage: Warum sollte jemand etwas mit der linken Hand tun, wenn er es mit der rechten viel besser kann?
Die Natürlichkeit der Unnatürlichkeit
Doch selbst wenn Homosexualität unnatürlich wäre (was sie nicht ist, da sie in der Natur vorkommt), könnte man den Schwulen und Lesben keinen Vorwurf machen, denn vieles in der Menschenwelt ist unnatürlich:
Unsere Autos, Fernseher, Handys, Flugzeuge, Weltraumraketen, Computer, Bücher, Musikinstrumente, Toiletten sowie viele andere Erfindungen sind nicht natürlich entstanden. Auch unsere Riten, Bräuche, Traditionen und Gesellschaftssysteme sind es nicht: All das ist letztendlich unnatürlich, doch niemand stört sich daran.
Schon in der Steinzeit haben wir begonnen, Werkzeuge aus Tierknochen, Steinen oder Ästen herzustellen. Wir kochen oder braten unsere Nahrung, bevor wir sie essen und laufen auch nicht nackt herum.
Es gibt noch Tausende weitere Beispiele für Unnatürlichkeiten. Man könnte also sagen: Der Mensch hat die Unnatürlichkeit erfunden, kultiviert und nützlich gemacht. Ohne unsere Unnatürlichkeiten säßen wir wahrscheinlich immer noch in Höhlen.
Das unnatürliche Verhalten der Tiere
Aber auch in der Tierwelt beobachten wir Unnatürlichkeiten: Biber fällen Bäume und bauen Staudämme daraus. Delfine benutzen Schwämme, um ihre Schnauze bei der Nahrungssuche vor Verletzungen zu schützen.
Ameisen züchten Pilze auf Blättern und Vögel benutzen Blätter und Zweige zum Nestbau und zur Polsterung. Manche Tiere benutzen sie sogar als Werkzeug. Sie alle missbrauchen und zweckentfremden Pflanzen, um daraus etwas herzustellen, das es sonst nicht geben würde.
Dieses Verhalten kann als unnatürlich interpretiert werden, denn wir können davon ausgehen, dass die Pflanzen ihre Blätter, Zweige und Äste nicht haben wachsen lassen, damit Tiere oder Menschen irgendetwas herstellen.
Mit anderen Worten: Auch die sog. Unnatürlichkeit ist letztendlich natürlich, was wiederum bedeutet: Eigentlich gibt es keine Unnatürlichkeit, sondern nur Umgestaltungen und Modifikationen, also Möglichkeiten, die genutzt werden können oder auch nicht.
Homosexualität jedoch kann niemals unnatürlich sein, denn es gibt sie auch zu gleichen Teilen in der von Menschen unberührten Tierwelt. Oder wollen Schwulenhasser etwa behaupten, die schwulen Tiere hätten sich die Homosexualität bei den Menschen abgeschaut?
These 2: Homosexualität ist erlernbar
Manche Menschen sagen, Homosexualität wäre erlernbar und letztendlich eine Gewohnheit und freie Wahl. Das bedeutet, zumindest theoretisch könnte jeder Mensch schwul oder lesbisch werden, also auch homophobe Menschen.
Schwulenhasser müssten sich daher die Frage gefallen lassen: „Du könntest dir vorstellen, Männer attraktiv zu finden?“ Und wenn sie ehrlich sind, müssten sie antworten: „Im Prinzip … theoretisch schon.“ Denn es macht keinen Sinn zu sagen: „Alle Menschen könnten theoretisch homosexuell werden, nur ich nicht.“
Erlernbare (also abgeschaute oder nachgemachte) Homosexualität kann mit folgender Analogie beschrieben werden: Angenommen, wir lieben Schokolade, Grünkohl mögen wir jedoch überhaupt nicht. Doch dann beobachten wir einen Arbeitskollegen in der Kantine beim Essen von Grünkohl, woraufhin Schokolade uns plötzlich nicht mehr schmeckt und wir den Kohl jetzt so lecker finden, wie zuvor die Schokolade.
Anders ausgedrückt meint die These von der erlernbaren Homosexualität: Schwule Männer würden sich eigentlich wie alle anderen Männer auch zu Frauen hingezogen fühlen, diesen Trieb jedoch ignorieren oder unterdrücken und sich stattdessen dem zuwenden, was sie nicht mögen.
Doch warum sollte das jemand tun?
Heterosexuell trotz Frauenmangel
Würde die Theorie von der erlernbaren Homosexualität stimmen, müsste es in den Regionen der Welt, in denen es Frauenmangel gibt, überdurchschnittlich viele schwule Männer geben.
Homosexualität wäre dort auch weniger geächtet, da durch den hohen Anteil schwuler Männer Homosexualität eine größere Akzeptanz hätte.
Beispielsweise gibt es in Indien und China in vielen ländlichen Gegenden deutlich weniger Frauen als Männer, weil weibliche Föten dort bevorzugt abgetrieben werden. Viele Männer finden dort aus diesem Grund keine oder nur schwer eine Partnerin.
Doch der Anteil homosexueller Männer ist dort nicht höher als im Rest des Landes und der Welt. Und Homosexualität ist dort auch nicht weniger geächtet als in anderen schwulenfeindlichen Ländern.
Das beweist endgültig: Die These von der erlernbaren Homosexualität ist falsch.
Sexualität, Befangenheit und Menschenscheu
Wir sollten endlich lernen, zu akzeptieren, dass die Natur und das Leben vielseitig sind.
Als erwachsene Menschen sollten wir fähig sein, Abweichungen von der Norm zumindest tolerieren zu können, wenn sie uns irritieren, ohne dahinter gleich einen Zersetzungsakt oder eine bösartige Perversion zu vermuten. Wenn wir unangenehm davon berührt sind, liegt das an uns selbst.
Homophobie (die nur dem Wortlaut nach eine Angst ist, sondern eigentlich eine funktionelle Feindschaft) ist nur eine Form von Menschenfeindlichkeit. Frauenfeindlichkeit, Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit sind es ebenfalls.
Wir müssen auch nicht nachvollziehen können, wie es möglich ist, dass ein Mann einen anderen Mann erotisch anziehend finden kann. Er wird es schon selbst wissen – und mehr ist auch nicht nötig. Außerdem geht es uns nichts an, denn es beeinträchtigt weder unser Leben noch die Gesellschaft.
Angst vor der Sexualität
Es ist bekannt, dass ein Teil der Schwulenhasser-Community selbst schwul ist oder zumindest homoerotische Tendenzen kennt. Sie fühlen sich in einer reinen Männergemeinschaft wohl.
Einige von ihnen glauben, ihre homoerotischen Gefühle durch eine aggressive Schwulenfeindlichkeit abtöten zu können. Doch manchmal ist es einfach nur Tarnung nach dem Motto: „Was ich beschimpfe und bekämpfe, kann ich ja selbst nicht sein.“
Letztendlich ist die Ablehnung der Homosexualität darauf zurückzuführen, dass sie uns daran erinnert, sexuelle Lebewesen zu sein – genau wie Tiere. Manche Menschen haben ein Problem mit dieser Tatsache.
Je angespannter unsere Beziehung zu unserer eigenen Sexualität ist (egal ob es uns bewusst ist oder nicht), desto weniger mögen wir es, in der Öffentlichkeit daran erinnert zu werden.
Bezeichnen wie Homosexualität also als unnatürlich oder krankhaft, konstruieren wir nur ein Argument, mit dem wir unsere irrationale Angst vor der Sexualität (egal welche Form sie hat) rationalisieren wollen. Zusätzlich erzeugen wir uns so einen weiteren Feind, der uns als Projektionsfläche für unseren ausgelagerten Lebensfrust dient. Mehr steckt meistens nicht dahinter.
Der Mann soll nicht beim Manne liegen.
Seid fruchtbar und mehret Euch.
Ehre Deinen Vater und Deine Mutter.
Wenn du nicht beim Manne liegen willst, ist das deine Sache. Jeder sollte die Freiheit haben, das selbst zu entscheiden. Wenn ich irgendwann dafür in die Hölle komme, dann ist das ganz allein mein Schicksal, ich schade niemandem damit – und das Risiko gehe ich ein.
Wenn der Mann nicht beim Manne liegen darf, dann wird er doch stehen dürfe!
Die Schwulität beginnt mit der Pubertät, sie ist eine genetische Prägung durch die genetisch gestörte Metamorphose und geht mit der psychischen Fehlreifung einher. Psychosen entwickeln durch mangelhafte medizinische Auf- und Abklärung und sich selbst implizierende Fehlprägung. Das Coming Out ist in der Regel der Reset, die Inizialisierung in Ritus, Kultus und Habitus des Andersseins.