Athe­is­mus


Ein Vorlesesaal, in dem alle Vertreter der der Atheistischen Denkrichtungen vertreten sind.

Athe­is­ti­sche Diver­si­tät

Es gibt den logisch-meta­phy­si­schen, nomi­na­lis­ti­schen, meta­phy­sisch-ratio­na­lis­ti­schen und radi­kal-szi­en­tis­ti­schen Athe­is­mus. Es gibt den neu­en, den prag­ma­ti­schen, schwa­chen, star­ken und pos­tu­la­to­ri­schen Athe­is­mus. Es gibt den szi­en­tis­tisch-prag­ma­ti­schen und agnos­ti­schen Athe­is­mus inkl. vie­ler Schat­tie­rung, Kom­bi­na­tio­nen und auch Qua­si-Athe­is­mus, wie bei­spiels­wei­se den Pan­the­is­mus. Die Inter­pre­ta­tio­nen und athe­is­ti­schen Phi­lo­so­phien sind unzäh­lig und fül­len Tau­sen­de von Büchern.

Kei­ne Ahnung, was das alles bedeu­tet. Doch als Athe­is­ten sind wir wohl auf unter­schied­li­che Arten von der Nicht­exis­tenz Got­tes über­zeugt. Doch wie kann das mög­lich sein? Wie kann man auf unter­schied­li­che Arten der Mei­nung sein, dass es etwas nicht gibt? Und was bedeu­tet das?

Die Aus­dif­fe­ren­zie­rung der Nicht­exis­tenz

Glau­ben wir an die Exis­tenz Got­tes, kön­nen wir uns trotz­dem unei­nig sein, wie die­se Exis­tenz beschaf­fen ist. Bei sei­ner Nicht­exis­tenz gibt es die­se Mög­lich­keit nicht.

Ent­we­der es gibt Gott oder es gibt ihn nicht. Für Dif­fe­ren­zie­rung gibt es kei­ne Grün­de und eigent­lich ver­bie­ten sie sich auch. Denn war­um soll­te man den Nicht­glau­ben an etwas aus­dif­fe­ren­zie­ren? Din­ge, die es nicht gibt, kann es nur auf eine Art nicht geben: Es gibt sie ein­fach nicht! Das ist schon alles, und mehr soll­te es dar­über auch nicht zu sagen geben. Falls doch, stimmt mit die­ser Nicht­exis­tenz etwas nicht.

Solan­ge wir auf unter­schied­li­che Arten davon über­zeugt sind, dass es kein Schöp­fer­we­sen gibt und dar­über viel­leicht auch strei­ten, ist unser Wis­sen von der Nicht­exis­tenz Got­tes sub­jek­tiv, (indi­vi­du­ell, per­sön­lich), und das bedeu­tet: Er ist nicht objek­tiv, sei­nem Cha­rak­ter und Wesen nach ein Glau­be.

Als Athe­is­ten behaup­ten wir, einen nüch­ter­nen Ver­stand zu besit­zen und bean­spru­chen für uns das Attri­but der Objek­ti­vi­tät. Die unter­schied­li­chen Athe­is­mus­for­men wider­spre­chen die­sem Anspruch.

Glau­be an die Nicht-Exis­tenz

Als Athe­is­ten kön­nen oder wol­len wir nicht an Gott glau­ben. Das ist natür­lich gut. Uns ist jedoch nicht bewusst, dass unser Nicht­glau­be – nüch­tern betrach­tet – nur der Glau­be an sei­ne Nicht­exis­tenz ist. Das wol­len wir nicht ein­se­hen und ver­zet­teln uns des­halb oft in frucht­lo­sen Dis­kus­sio­nen.

Unse­re Ableh­nung des Glau­bens an einen Schöp­fer­gott basiert nicht auf defi­ni­ti­ven Bewei­sen, son­dern auf logi­schen und ver­nünf­ti­gen Über­le­gun­gen  – doch die müs­sen nicht zwin­gend rich­tig sein. Denn nur weil wir der Mei­nung sind, rich­tig zu lie­gen, muss das noch lan­ge nicht so sein. Immer­hin befas­sen wir uns mit der ulti­ma­tivs­ten aller Fra­gen über­haupt:

War­um gibt es das Uni­ver­sum, war­um gibt es das »Phä­no­men der Exis­tenz« war­um gibt es Leben, bedeu­tet das alles etwas und wenn ja, was?

Um die­se Schwach­stel­le vor uns zu ver­schlei­ern, ent­wi­ckeln wir instink­tiv Phi­lo­so­phien, Theo­rien, Stra­te­gien, Rede­küns­te und benutz­ten ratio­nal-wis­sen­schaft­li­che Ter­mi­no­lo­gien. All das fin­det Aus­druck in den diver­sen Athe­is­mus­for­men.

Wirk­li­ches Wis­sen ist unmög­lich

Unser Athe­is­mus ist Wahr­schein­lich­keits­glau­be. Denn (wenn auch mit außer­ge­wöhn­lich gerin­ger Wahr­schein­lich­keit) sind wir gezwun­gen, theo­re­tisch (nuan­cier­ter aus­ge­drückt: theo­re­tisch theo­re­tisch) eine Schöp­fer­in­stanz für mög­lich zu hal­ten.

Zu die­sem Zuge­ständ­nis füh­len man­che Athe­is­ten sich (schwe­ren Her­zens) genö­tigt – wenn sie das Wis­sen, dass bis in die letz­te Kon­se­quenz nichts beweis­bar ist, nicht igno­rie­ren kön­nen.

Wenn wir uns mit der Exis­tenz­fra­ge befas­sen, kommt daher not­ge­drun­gen Glau­be, Spe­ku­la­ti­on und Wahr­schein­lich­keits­wis­sen ins Spiel, ob wir es mögen oder nicht, denn alle Welt­erklä­rungs­mo­del­le, ob archa­isch (reli­gi­ös) oder modern (wis­sen­schaft­lich), sind letzt­end­lich nur Ver­mu­tun­gen, Hypo­the­sen, Pos­tu­la­te, Spe­ku­la­tio­nen oder Theo­rien, an die wir glau­ben kön­nen oder auch nicht.

Glau­ben wir nicht an das Schöp­fer­gott­kon­zept, haben wir uns ent­schie­den zu glau­ben, dass es die­sen über­na­tür­li­chen, außer­uni­ver­sel­len Initia­tor des Urknalls nicht gibt. Leh­nen wir das natur­wis­sen­schaft­li­che Welt­erklä­rungs­mo­dell ab, haben wir uns ent­schie­den zu glau­ben, dass es falsch ist. Denn wirk­lich wis­sen tun wir weder das eine noch das ande­re – auch nicht, ob es eine Alter­na­ti­ve zum The­is­mus-Athe­is­mus-Axi­om gibt, also ein noch unbe­kann­tes Welt­erklä­rungs­mo­dell.


Zerothe­is­mus

Der Wech­sel vom Poly­the­is­mus zum Mono­the­is­mus wird all­ge­mein als Fort­schritt in der Reli­gi­ons­ge­schich­te ver­stan­den. Ein wei­te­rer Fort­schritt ist dann der Wech­sel vom Mono­the­is­mus zum Zerothe­is­mus.

In einem Aspekt sind Athe­is­ten und The­is­ten gleich: Bei­de gehen nicht über das »Gott existiert/Gott exis­tiert nicht«-Axiom hin­aus. Ande­re Mög­lich­kei­ten kom­men ihnen nicht in den Sinn.

Vor­weg: Unser Leben spielt sich oft auf den Ska­len von Pola­ri­tä­ten oder Dua­lis­men oder auch Dicho­to­mien ab, die wir drin­gend benö­ti­gen, um uns im All­tag zu ori­en­tie­ren: Hell-Dun­kel, Groß-Klein, Warm-Kalt, Nass-Tro­cken, Ja-Nein, Lie­be-Hass oder Aktiv-Pas­siv sind nur ein paar all­ge­mei­ne Bei­spie­le. Dabei han­delt es sich um pola­re Zustän­de: Es gibt kein Groß ohne Klein, kei­ne Lie­be ohne Hass, kei­ne Wär­me ohne Käl­te etc.

Die The­is­mus/Athe­is­mus-Ach­se gehört die­ser Grup­pe jedoch nicht an. Das muss ver­stan­den wer­den. Denn ohne die Idee von Gott wäre es nicht mög­lich, zu sagen: „Ich glau­be nicht an Gott.“ Das Schöp­fer­gott­kon­zept steht und fällt also mit der Auf­merk­sam­keit, die wir ihm schen­ken.

Die Ent­wei­hung der Got­tes­idee

Der Weg zum Zerothe­is­mus führt also über die Pro­fa­nie­rung der Got­tes­idee (auch bei Athe­is­ten). Das ist eine gro­ße Hür­de, denn ohne es zu wis­sen, sind wir alle im The­is­mus-Athe­is­mus-Echo­raum gefan­gen. Wir mögen es zwar nicht ger­ne hören, aber auch als Athe­is­ten sind wir vom Schöp­fer­gott-Prin­zip ver­ein­nahmt. Zwar in der Art einer Hass­lie­be, doch Hass­lie­ben sind oft ambi­va­lent.

Und solan­ge es uns nicht ermü­det, uns The­ist, Athe­ist, Agnos­ti­ker oder sonst was zu nen­nen, wer­den wir kei­nen Grund haben, die­sen Raum zu ver­las­sen.

Unser Glau­be (an Gott oder die Natur) ist des­halb nicht mehr als eine kul­tu­rel­le Kol­lek­tiv­kon­di­tio­nie­rung, die wir als Ein­zel­we­sen absicht­lich nie gewollt haben. Sie hält unse­re Krea­ti­vi­tät in Schran­ken.

Um das erken­nen zu kön­nen, müs­sen wir unse­re Wahr­neh­mung erwei­tern – uns also wei­ter­ent­wi­ckeln. Dum­mer­wei­se ent­hal­ten unse­re in unse­rer Kind­heit erwor­be­nen reli­giö­sen und anti-reli­giö­sen Kon­di­tio­nie­run­gen Mecha­nis­men, die genau das ver­hin­dern. Des­we­gen ist es so schwie­rig, sie mit Abstand zu betrach­ten. Unser Glau­be ver­bie­tet uns das ein­fach.


The­se, Anti­the­se, Syn­the­se

Athe­is­mus ist nicht der Vor­läu­fer des The­is­mus, son­dern sei­ne Fol­ge. Ursprüng­lich hat­te der Aus­druck Athe­is­mus zwar die Bedeu­tung »Anders­gläu­big­keit«, fun­giert inzwi­schen aber als Sam­mel­be­griff für alle Arten des Nicht­glau­bens an Gott.

In der Schu­le haben wir gelernt: Die The­se führt zur Anti­the­se, die Anti­the­se zur Syn­the­se, die Syn­the­se zur neu­en The­se und die­se aber­mals zur Anti­the­se usw. Wenn wir die­se Ent­wick­lungs­spi­ra­le auf­bre­chen und erwei­tern, kann auf den The­is­mus­kom­plex bezo­gen gesagt wer­den:

The­se: Zuerst war der The­is­mus
Anti­the­se: Als Gegen­re­ak­ti­on ent­steht der Athe­is­mus
Syn­the­se: Die Rekom­bi­na­ti­on oder Ver­schmel­zung von The­is­mus und Athe­is­mus ist der Agnos­ti­zis­mus
Neue The­se: Der Agnos­ti­zis­mus führt zum Zerothe­is­mus

Athe­is­mus kann daher als eine ver­bor­ge­ne oder laten­te Eigen­schaft des The­is­mus ver­stan­den wer­den.

Das zerot­he­is­ti­sche Prin­zip

Zerot­he­is­ten glau­ben weder an das the­is­ti­sche noch das athe­is­ti­sche Welt­erklä­rungs­kon­zept, denn sie wis­sen, bei­de kön­nen die Exis­tenz­fra­ge in moder­nen Zei­ten nicht befrie­di­gend beant­wor­ten. Sie wer­fen nur neue Fra­gen auf, die uns vom eigent­li­chen The­ma weg­füh­ren.

Das „Gott-existiert/Gott-existiert-nicht“-Konzept als Instru­ment zur wei­ter­füh­ren­den Sinn­fin­dung wer­fen wir als Zerot­he­is­ten kom­plett über Bord, denn es behin­dert nur unse­re Asso­zia­ti­ons­kräf­te. Zerot­he­is­ten inter­es­sie­ren sich ein­fach nicht für die Fra­ge, ob es Gott gibt oder nicht. Die Gott-Fra­ge soll­te im 3. Jahr­tau­send weni­ger Beach­tung fin­den.

Wenn weder Gott noch Natur­wis­sen­schaft für den Urknall ver­ant­wort­lich sind, was könn­te sich dann hin­ter der Büh­ne der Exis­tenz ver­ste­cken?

Mit die­ser Fra­ge soll­ten wir uns in Zukunft beschäf­ti­gen.


Kein Gegen­pol zum The­is­mus nötig

Auf den ers­ten Blick scheint der Aus­druck »Zerothe­is­mus« nur ein ande­res Wort für Athe­is­mus zu sein. Doch Athe­is­mus wird auch als Gegen­pol zum The­is­mus ver­stan­den – das ver­bin­det ihn irgend­wie mit dem Got­tes­glau­ben.

Zerothe­is­mus hin­ge­gen inter­es­siert sich nicht für Sachen wie Gott oder Natur­wis­sen­schaf­ten. Bei­des sind für ihn nur Wort­hül­sen, die selbst wie­der eine Erklä­rung nötig hät­ten, um im 21. Jahr­hun­dert ernst­haft mit ihnen „arbei­ten“ zu kön­nen.

Zerothe­is­mus ver­lässt daher die tra­di­tio­nel­len Asso­zia­ti­ons­räu­me und sucht nach neu­en. Er ori­en­tiert sich an kei­ner Tra­di­ti­on und ist auch kein Glau­ben in einer neu­en Gestalt. Die ein­zi­ge (ober­fläch­li­che) Bezie­hung, die er besit­zen darf (aber nicht muss), ist eine zur prä-the­is­ti­schen Zeit, als es noch kei­nen Glau­ben an Gott gab.

Als es noch kei­ne Göt­ter gab

Bevor wir an Göt­ter glaub­ten, glaub­ten wir nicht des­halb nicht an Göt­ter, weil wir die­sen Glau­ben ablehn­ten (was der Athe­is­mus tut), son­dern es die Idee von einer über­na­tür­li­chen Schöp­fer­in­stanz noch gar nicht gab.

Es wird uns nicht mög­lich sein, zu die­ser „reli­giö­sen Jung­fräu­lich­keit“ zurück­zu­keh­ren. Außer­dem wäre es nicht wün­schens­wert, denn dann hät­ten wir die the­is­ti­sche Pha­se wie­der vor uns.

Als Zerot­he­is­ten glau­ben wir nicht des­we­gen nicht an Gott oder Göt­ter, weil es das Got­tes­kon­zept noch nicht oder nicht mehr gibt, son­dern weil wir den Glau­ben oder Nicht­glau­ben an Gott nicht mehr nöti­gen haben.

Die­ses „Nicht-An-Gott-Glau­ben“ hat einen voll­kom­me­nen ande­ren Cha­rak­ter als der kon­ven­tio­nel­le athe­is­ti­sche Nicht­glau­be. Unser see­li­sches oder men­ta­les Gleich­ge­wicht, unse­re intel­lek­tu­el­le Iden­ti­tät und Inte­gri­tät ist von unse­rer wis­sen­schafts­ori­en­tier­ten Lebens­ein­stel­lung nicht mehr abhän­gig.

Athe­is­mus ist ein wich­ti­ger Schritt in die­se Rich­tung. Er führt zum Agnos­ti­zis­mus (der natür­lich auch über­sprun­gen wer­den kann und oft auch wird) und die­ser zur nächs­ten Pha­se oder neu­en The­se, die ich man­gels eines bes­se­ren Aus­drucks »Zerothe­is­mus« nen­ne.

Alte Kon­zep­te und Asso­zia­tio­nen sind nicht mehr aus­rei­chend

Dem Kon­zept des Zerothe­is­mus fehlt natür­lich noch die Aus­for­mu­lie­rung – doch das ist bei neu­en Ideen oft so. Ich mache auch kei­nen Vor­schlag, wie die Alter­na­ti­ve zum The­is­mus/Athe­is­mus-Axi­om aus­se­hen könn­te. Das wäre an die­ser Stel­le ein Schritt zu viel und über­for­dert mich bis­her auch.

Doch ich fin­de, es wäre dem 21. Jahr­hun­dert ange­mes­sen, uns zu fra­gen:

Sind unse­re tra­di­tio­nel­len Asso­zia­tio­nen noch aus­rei­chend, wenn wir uns mit den essen­zi­el­len und fun­da­men­ta­len Fra­gen des Daseins befas­sen?

Zumin­dest das Schöp­fer­gott­kon­zept ist schon Jahr­tau­sen­de alt. Es wur­de in einer ande­ren Welt für ande­re Men­schen ent­wi­ckelt. Die­se Welt gibt es jetzt nicht mehr.

Doch auch das athe­is­ti­sche, wis­sen­schaft­li­che Welt­erklä­rungs­kon­zept ist nicht ganz neu. Spo­ra­disch wur­de schon in der Anti­ke von der Mög­lich­keit gespro­chen, es könn­te die Göt­ter gar nicht geben. Und in den letz­ten paar Jahr­hun­der­ten hat sich die athe­is­ti­sche Sicht­wei­se mehr und mehr ver­brei­tet, beson­ders in den west­li­chen, säku­la­ri­sier­ten Staa­ten.

Des­we­gen ist auch der Athe­is­mus in der gegen­wär­ti­gen Form ein ver­al­te­tes und dege­ne­rier­tes Kon­zept. Wir soll­ten ihn refor­mie­ren.


19 Gedanken zu „Athe­is­mus“

  1. Nein eben nicht, Athe­is­mus ist eine beweis­ba­re Tat­sa­che. Alle Reli­gio­nen defi­nie­ren ihren jewei­li­gen Gott als all­mäch­ti­ges Schöp­fer­we­sen.
    „All­mäch­tig­keit“ steht im Wider­spruch zu den Natur­ge­set­zen, die unver­än­der­bar sind. Natur­ge­set­ze sind jedoch mit astro­no­mi­scher Sicher­heit nach­weis­bar, und mehr geht nicht!
    Der „Schöp­fer“ des ers­ten Lebens hät­te in jedem Fall schon vor dem Schöp­fungs­akt exis­tie­ren müs­sen, wäre also selbst das „ers­te Leben“ gewe­sen. Jenes hät­te nicht durch Schöp­fungs­akt ent­stan­den sein kön­nen.
    So viel zum The­ma in Kür­ze.

    Antworten
    • Nein eben nicht, Athe­is­mus ist eine beweis­ba­re Tat­sa­che.

      Habe ich denn irgend­wo geschrie­ben, dass es kei­nen Athe­is­mus gibt? Ich schrei­be über den Athe­is­mus, nicht gegen ihn. Und ich zei­ge die bedau­erns­wer­ten Par­al­le­len zwi­schen Athe­is­mus und The­is­mus auf, mehr nicht.

      Alle Reli­gio­nen defi­nie­ren ihren jewei­li­gen Gott als all­mäch­ti­ges Schöp­fer­we­sen.

      Okay, aber was hat das mit dem The­ma Athe­is­mus zu tun? Auf mei­ner Glau­bens­sys­tem­sei­te schrei­be ich zum The­ma The­is­mus ähn­li­che Sachen wie du.

      All­mäch­tig­keit” steht im Wider­spruch zu den Natur­ge­set­zen, die unver­än­der­bar sind. Natur­ge­set­ze sind jedoch mit astro­no­mi­scher Sicher­heit nach­weis­bar, und mehr geht nicht!
      Der “Schöp­fer” des ers­ten Lebens hät­te in jedem Fall schon vor dem Schöp­fungs­akt exis­tie­ren müs­sen, wäre also selbst das “ers­te Leben” gewe­sen. Jenes hät­te nicht durch Schöp­fungs­akt ent­stan­den sein kön­nen.

      Okay, aber auch das hat nichts mit dem zu tun, was ich auf die­ser Sei­te schrei­be.

      Zum The­ma »Beweis­bar­keit«: Defi­nie­re »Beweis­bar­keit«. Jeder redet schnell und gern davon – doch das ist kei­ne Kunst: Das kann jeder. Doch bewei­se mal wirk­lich, dass es kei­ne außer­uni­ver­sel­le Instanz gibt, die den Urknall initi­iert hat.

      Bewei­sen kann man das nicht, obwohl das Schöp­fer­gott­kon­zept völ­lig absurd und auch infan­til ist. Aber das ist nur eine Neben­säch­lich­keit, um die es gar nicht geht. Denn die­ses Schöp­fer­we­sen, an das The­is­ten glau­ben, wür­de natür­lich den Natur­ge­set­zen nicht unter­lie­gen (da es die Natur­ge­set­ze erschaf­fen hät­te).

      Außer­dem wäre sein Auf­ent­halts­ort außer­halb des der Kau­sa­li­tät unter­lie­gen­den Uni­ver­sums. Das ist kein Gedan­ke, der schwer zu asso­zi­ie­ren ist.

      Jeder Ver­such, die Exis­tenz von Gott mit Logik zu wider­le­gen oder zu bewei­sen, ist des­halb von Anfang an zum Schei­tern ver­ur­teilt. Statt­des­sen soll­ten wir die Absur­di­tät des Schöp­fer­gott­kon­zepts auf­zei­gen, das doch letzt­end­lich nichts ande­res ist, als ein archai­scher Welt­erklä­rungs­ver­such.

      Wor­um es auf mei­ner Athe­is­mus­sei­te Sei­te geht: Allein die Tat­sa­che, dass es unter­schied­li­che Athe­is­mus­for­men gibt, also unter­schied­li­che Arten, auf die Athe­is­ten nicht an Gott glau­ben, ent­larvt den Athe­is­mus als Glau­ben. Oder etwa nicht?

      Denn wenn zwei Athe­is­ten sich strei­ten kön­nen, auf wel­che Art es Gott nicht gibt, stimmt etwas mit der wis­sen­schaft­li­chen Objek­ti­vi­tät der Athe­is­ten nicht. Objek­ti­vi­tät schließt unter­schied­li­chen Sicht­wei­sen aus.

      Der Athe­is­mus ist emo­tio­nal zu sehr auf­ge­la­den. Und außer­dem auch abhän­gig vom The­is­mus. Es gibt auch eine (gehei­me) Bezie­hung zwi­schen bei­den, sie brau­chen sich gegen­sei­tig.

      Ich selbst bin weder The­ist noch Athe­ist noch Agnos­ti­ker oder sonst irgend­et­was, denn es ist nicht nötig (soll­te es zumin­dest sein), sich im 21. Jahr­hun­dert irgend­wie „reli­gi­ons­tech­nisch“ zu posi­tio­nie­ren.

      Ver­ste­he mich bit­te rich­tig: Ich bin nicht gegen den Athe­is­mus, son­dern für ihn. Viel­leicht hast du ja nur die ers­ten paar Zei­len gele­sen und dann (ähn­lich wie ein The­ist?) schnell einen Vor­ur­teils­schluss gezo­gen. Eine wis­sen­schaft­li­che Vor­ge­hens­wei­se ist das nicht.

      Ich bin ein­fach nur der Mei­nung, dass der Athe­is­mus noch unreif ist. Er geht nicht weit genug und ist teil­wei­se eine emo­tio­na­le Gegen­re­ak­ti­on auf den The­is­mus. Dafür bist du viel­leicht ein gutes Bei­spiel. Gegen­re­ak­tio­nen erlah­men jedoch mit der Zeit … pass also auf! Manch­mal sind Athe­is­ten nur ver­hin­der­te The­is­ten, ohne es zu wis­sen.

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  2. Um die Fra­ge der Exis­tenz von einem oder meh­re­ren Göt­tern zu ent­schei­den, muss man zunächst ein­mal den Got­tes­be­griff defi­nie­ren.

    Einen all­mäch­ti­gen Gott kann es nicht geben, weil das den Natur­ge­set­zen wider­spre­chen wür­de. Die Natur­ge­set­ze kann man mit astro­no­mi­scher Sicher­heit nach­wei­sen, und mehr als das geht nicht.

    Einen Schöp­fer­gott kann es auch nicht geben, denn jener müss­te bereits exis­tiert haben, bevor er das ers­te Leben geschöpft hat. Somit käme die Fra­ge auf, wie denn der Schöp­fer­gott ent­stan­den sein könn­te. Er könn­te mit Sicher­heit nicht selbst durch Schöp­fung ent­stan­den sein, denn damit wür­de sich die­se Fra­ge nur wei­ter auf die / den Schöp­fer des Schöp­fers ver­la­gern.

    Athe­is­mus ist dem zu Fol­ge eine beweis­ba­re Tat­sa­che und kein Glau­be

    Antworten
    • Um die Fra­ge der Exis­tenz von einem oder meh­re­ren Göt­tern zu ent­schei­den, muss man zunächst ein­mal den Got­tes­be­griff defi­nie­ren.

      Und war­um?

      Einen all­mäch­ti­gen Gott kann es nicht geben, weil das den Natur­ge­set­zen wider­spre­chen wür­de.

      Und war­um?

      Die Natur­ge­set­ze kann man mit astro­no­mi­scher Sicher­heit nach­wei­sen, und mehr als das geht nicht.

      Na und? Was hat das mit der Got­tes­fra­ge zu tun?
      Außer­dem: Die Natur­ge­set­ze kön­nen wir nur bis zurück zum Urknall nach­wei­sen. Alles, was davor war, kön­nen die Natur­ge­set­ze nicht beschrei­ben. Doch erst ab die­sem Punkt wird es inter­es­sant, denn vor dem Urknall befin­det sich wahr­schein­lich die »Exis­tenz­grund­la­ge des Uni­ver­sums«.

      Einen Schöp­fer­gott kann es auch nicht geben, denn jener müss­te bereits exis­tiert haben, bevor er das ers­te Leben geschöpft hat.

      Was ist denn das für eine Logik? Wer etwas erschaf­fen will, MUSS natür­lich VOR­HER exis­tie­ren. NACH­HER wäre zu spät.

      Somit käme die Fra­ge auf, wie denn der Schöp­fer­gott ent­stan­den sein könn­te.

      Ja klar, auf mei­ne Glau­bens­sys­tem-Sei­te beschrei­be ich das aus­führ­lich.
      Aber die Logik, die du auf den Schöp­fer­gott anwen­dest, kann man auch auf die Exis­tenz anwen­den. Die kann näm­lich genau­so wenig erklärt wer­den, wie die­ses omi­nö­se Super­we­sen, an das The­is­ten glau­ben. Wenn die Exis­tenz ohne Ursprung sein kann (was du ja impli­zit behau­test), kann auch etwas ande­res (in die­sem Fall Gott) ohne Ursprung sein. Ich kann kei­nen wesent­li­chen Unter­schied zwi­schen dei­ner Argu­men­ta­ti­on und der der The­is­ten erken­nen.
      The­is­ten sagen: Gott kann ohne Ursprung exis­tiert, das Uni­ver­sum aber nicht.
      Athe­is­ten sagen: Das Uni­ver­sum kann ohne Ursprung exis­tie­ren, Gott aber nicht.

      Kei­nem der bei­dem fällt die­ser Wider­spruch auf .… seufz

      Athe­is­mus ist dem zu Fol­ge eine beweis­ba­re Tat­sa­che und kein Glau­be

      Selbst­ver­ständ­lich ist der Athe­is­mus eine Tat­sa­che! Wie kommst du dar­auf, dass irgend­je­mand das Gegen­teil behaup­tet? Ich jeden­falls nicht. Oder schrei­be ich irgend­wo: „Es gibt kei­nen Athe­is­mus?“ (Was hei­ßen wür­de: Es gibt die Ableh­nung des Schöp­fer­gott­kon­zep­tes nicht.)

      Die eigent­li­che Fra­ge soll­te des­halb lau­ten: Wel­che Moti­ve haben wir als Athe­is­ten? Sind sie denen der The­is­ten wirk­lich so unähn­lich, wie wir oft behaup­ten? Mein Ein­druck ist: Der Unter­schied zwi­schen The­is­ten und Athe­is­ten ist klei­ner, als wir uns glau­ben machen wol­len.

      Du sprichst von Beweis­bar­keit, doch wenn es um die exis­ten­zi­el­len Hin­ter­grün­de des Uni­ver­sums geht, ist gar nichts beweis­bar. Wir wis­sen nur, dass es das Uni­ver­sum gibt. Weder das infan­ti­le Schöp­fer­gott­kon­zept noch die neus­ten wis­sen­schaft­li­chen Erkennt­nis­se kön­nen erklä­ren, was die Exis­tenz ist, war­um es sie gibt und was sich davon ablei­ten lässt. Der wis­sen­schaft­li­che Ansatz geht natür­lich sehr viel wei­ter als der reli­giö­se, aller­dings reicht er nur bis zum Urknall zurück, lässt also die eigent­li­che Fra­ge, war­um es über­haupt etwas gibt, unbe­ant­wor­tet.

      Dei­ne Form des Athe­is­mus‘ ist ledig­lich der Ver­such, etwas ratio­nal ver­ste­hen zu wol­len, das gar nicht ver­stan­den wer­den kann. The­is­ten und Athe­is­ten kön­nen oder wol­len sich nicht damit abfin­den, dass sich das Phä­no­men der Exis­tenz unse­rem Ver­ständ­nis und unse­rem Asso­zia­ti­ons­ver­mö­gen ent­zieht. Jeder ent­wi­ckelt halt ande­re Kon­zep­te, um mit die­ser intel­lek­tu­ell unbe­frie­di­gen­den Situa­ti­on umzu­ge­hen. Mein Vor­schlag des­halb: Da weder The­is­mus, Athe­is­mus, Agnos­tizi­mus oder irgend­ei­ne ande­re Leh­re, Theo­rie oder Phi­lo­so­phie das Phä­no­men der Exis­tenz erklä­ren kön­nen, soll­ten wir es gar nicht erst ver­su­chen. Denn was kommt schon dabei her­aus: Letzt­end­lich nur Glau­be, ob es uns jetzt bewusst ist oder nicht.

      Tut mir leid, aber du argu­men­tiert wie ein The­ist: Du behaup­test ein­fach etwas und meinst dann, damit wäre alles klar.

      Hast du mei­nen Auf­satz zum Athe­is­mus über­haupt rich­tig gele­sen? Ich spre­che mich doch FÜR den Athe­is­mus aus, NICHT dage­gen.

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  3. Die Laut­ma­le­rei eines Wor­tes ist für mich – seit der Kind­heit – sehr wich­tig.

    Ich wuss­te nicht, was Athe­is­mus ist, frag­te auch nie­man­den dar­nach, weil mir die Laut­ma­le­rei nicht gefiel, sie als sehr hart emp­fand.

    Dar­an muss­te ich den­ken, als ich eine Sze­ne im fran­zö­si­schen Film „Cho­co­lat“ sah.
    Zwei Schul­jun­gen schau­en sehr neu­gie­rig durch die engen Lücken des höl­zer­nen Gar­ten­zauns
    auf die dort arbei­ten­de Mut­ter einer neu­en Schul­ka­me­ra­din. Einer der Jungs flüs­tert sehr betont:
    „Sie ist eine Athe­is­tin!“ Der ande­re fragt: „Was ist das?“ und bekommt die Ant­wort:
    „Das weiß ich doch auch nicht!“
    Am nächs­ten Schul­tag kommt das Mäd­chen heim und will es wis­sen, weil sie so genannt wor­den ist und zwar ohne Freund­lich­kei
    .…

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  4. Neben mei­nem jahr­zehn­te­wäh­ri­gem Inter­es­se für Geschich­te ist Beschäf­ti­gung mit Sprach­wis­sen­schaft zu mei­nem Hob­by gewor­den, obwohl ich die ent­spre­chen­de Magis­ter­ar­beit mei­ner Toch­ter fast gar nicht ver­stan­den habe!
    Also jetzt die Fra­ge der Ter­mi­no­lo­gie: Was mei­nen wir denn, wenn wir die vier Buch­sta­ben „g“ „o“ „t“ „t“
    hin­ter­ein­an­der nie­der­schrei­ben?
    Es sind Asso­zia­tio­nen aus der Kind­heit, sagt Micha­el auf­rich­tig.

    Und ich den­ke das auch und ließ sie fal­len, was sehr früh begann, als die Bibel mir als Kind Schre­cken ein­jag­te.

    Und jetzt mei­ne ich, dass der Begriff “ d a s Gott “ das sagt, was ich glau­be.
    Die Tat­sa­che, dass sich Wahr­heit immer her­aus­kris­tal­li­siert, dass eine geheim­nis­vol­le Ord­nung in allem ver­meint­li­chen Cha­os steckt, dass die Lie­be ahnt, nein sogar sehr genau weiß,
    dass es nach unse­rem Ster­ben wei­ter­geht, dass die leich­ten und schwe­ren Lern­pro­zes­se mei­ner Mit­men­schen, aber auch der Völ­ker vol­ler Sinn sind, dass es dabei zu Semes­tern in der Eli­te­uni­ver­si­tät des Lei­des kom­men kann und das aus guten Grün­den.

    Ich möch­te übri­gens abso­lut gar nicht, dass es nach mei­nem Ster­ben irgend­wie wei­ter­geht, aber ich weiß es.
    Mit dem Ahnungs­buch und Got­tes­vor­stel­lun­gen der Bibel und des Korans habe ich nichts mehr zu tun.

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    • Dann wäre es bes­ser, du wür­dest auf die­sen Aus­druck ver­zich­ten. Denn er ist (zumin­dest in der heu­ti­gen Zeit) miss­ver­ständ­lich. Mann kann den Aus­druck „Gott“ nicht benut­zen, ohne dass bei ande­ren eine bestimm­te Asso­zia­ti­on ent­steht. Die­se muss nicht mit dem iden­tisch sein, was man selbst dar­un­ter ver­steht. Wenn Christen/Moslems/Juden die­ses Wort hören, den­ken sie natür­lich sofort an den bibli­schen Gott. Hören Pan­the­is­ten die­ses Wort, den­ken sie an den Kosmos/das Uni­ver­sum. Ande­re Leu­te asso­zi­ie­ren mit die­sem Begriff viel­leicht „Lie­be“ usw. usf.

      Wir sind natür­lich (fast) alle kon­di­tio­niert wor­den, an Gott zu glau­ben. Wenn wir es nicht auf tra­di­tio­nel­le Art tun kön­nen (viel­leicht, weil wir uns seit unse­rer Kind­heit intel­lek­tu­ell wei­ter­ent­wi­ckelt haben), fin­den wir alter­na­ti­ve Arten des Glau­bens. Wir glau­ben dann viel­leicht, wir hät­ten uns der „tra­di­tio­nel­len Indok­tri­na­ti­on“ ent­zo­gen, doch in Wirk­lich­keit sind wir in eine Fal­le gelau­fen. Der „Same des glau­ben-wol­lens“ wur­de wäh­rend unse­rer Kind­heit in uns ein­ge­pflanzt und fin­det sei­nen Weg zur Kei­mung, ohne dass es uns bewusst ist. Denn Haupt­sa­che ist, dass wir glau­ben! Wel­che Form die­ser Glau­be letzt­end­lich annimmt, ist nicht so wich­tig. Auch wenn wir es anders nen­nen, etwas ande­res dar­un­ter ver­ste­hen oder etwas ande­res Emp­fin­den: das alles sind nur Details, auf die es nicht wirk­lich ankommt. Letzt­end­lich läuft es auch das Glei­che hin­aus

      Wenn wir also erst erklä­ren müs­sen, was wir mit „Gott“ mei­nen und auch irgend­wie wis­sen, dass unse­re Defi­ni­ti­on nie­mals dem gerecht sein wird, was wir im Inne­ren fühlt (bzw. glau­ben, dort zu füh­len), wäre es bes­ser, auf die­sen Aus­druck zu ver­zich­ten – ihn nach Mög­lich­keit sogar ersatz­los zu strei­chen. Denn wozu brau­chen wir ihn? Er hilft uns nicht, das Wun­der der Exis­tenz bes­ser zu ver­ste­hen. Er ver­klärt bes­ten­falls die Situa­ti­on, also die Tat­sa­che, dass die Existenz/das Leben/das Uni­ver­sum nicht mit unse­rem beschränk­ten Ver­stand ver­stan­den wer­den kann (oder gau­kelt uns vor, es zu kön­nen). Doch Ver­klä­rung kann die zukünf­ti­ge Mensch­heit nicht mehr gebrau­chen, sich nicht mehr leis­ten.

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  5. Kein Mensch liebt den Begriff „Gott“, weil die Asso­zia­tio­nen – bei j e d e m Men­schen, ob er sich des­sen bewusst ist oder nicht – unge­heu­er­lich sind. Nicht mal die Ambi­va­len­zen und Wider­sprü­che schaf­fen Erho­lung,
    sind sogar dop­pelt scha­den­brin­gend, weil sonst ja schon jeder die soge­nann­te hl. Bücher in’s aller­tiefs­te Meer geschmis­sen hät­te, es also gar kei­ne mehr gäbe. In einem nord­eu­ro­päi­schen Land hat man gründ­lich wie du über die­se Ter­mi­no­lo­gie nach­ge­dacht, woll­te aus guten Grün­den auf kei­nen Fall mehr „Gott“ sagen und hat ein neu­es Wort geschaf­fen!
    Es ist eine skan­di­na­vi­sche Über­set­zung von „etwas ist?was?“ als ein ein­zi­ges Wort.
    Mich ärgert es halt, dass wir Men­schen so unbe­haust leben, so wenig wis­sen, und ein­an­der so viel antun, und uns selbst oft ver­tun.
    Der gut­her­zi­ge Hein­rich Böll dach­te viel dar­über nach, schrieb viel­leicht nicht sehr gut, fand die Kir­che wider­lich
    und unser selt­sa­mes Seh­nen als Got­tes­be­weis, als „etwa­sist­was“.

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  6. Ohne Got­tes­vor­stel­lun­gen kann ich wie die meis­ten Men­schen nicht leben,
    auch wenn ich das – eben­falls von Men­schen gemach­te – bibli­sche und kora­ni­sche Got­tes­bild und jede reli­giö­se Insti­tu­ti­on nach wie vor als ver­al­tet und ungut erken­ne.
    Erst nach unse­rem Ster­ben wer­den wir wis­sen, wozu die­ses anspruchs­vol­le Lebens­stu­di­um
    nötig war. Da bin ich mir ganz sicher.

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  7. Micha­el, Du schreibst ja selbst am 7. Novem­ber vom „Wun­der des Lebens“ und unse­rem „beschränk­ten mensch­li­chen Ver­stand“.
    Klar, des­halb machen wir Men­schen uns ja Vor­stel­lun­gen.
    Im inne­ren Frie­den, ohne kräf­te­rau­ben­de Kämp­fe möch­te ich dies tun.
    In mei­nem gan­zen Leben habe ich zu viel gekämpft. Damit habe ich den Men­schen und mir mehr gescha­det als genützt.

    Übri­gens, in mei­nen Augen ist Gott nicht all­mäch­tig, aber lie­bend.

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    • Da zitierst du mich falsch: Ich schrei­be vom Wun­der der Exis­tenz, nicht des Lebens. (Aber viel­leicht ist der Aus­druck „Wun­der“ miss­ver­ständ­lich. Mit die­sem Wort asso­zi­ie­ren man­che Leu­te einen über­na­tür­li­chen Vor­gang. Viel­leicht wäre des­halb der Aus­druck „Mys­te­ri­um“ bes­ser. Aber auch dem haf­tet etwas „unnor­ma­les“ an. Am bes­ten wäre viel­leicht der Aus­druck Phä­no­men.)
      Das Leben ist (nur) ein Bestand­teil der Exis­tenz, nicht die Exis­tenz selbst. Ich schrei­be: „Er [Gott] hilft uns nicht, das Wun­der der Exis­tenz bes­ser zu ver­ste­hen …“ denn, wür­de er exis­tie­ren, wäre er eben­falls ein Teil der Exis­tenz (des Seins), also dem, was es zu erklä­ren gilt. Wie ich auf mei­ner Glau­bens­sys­tem­sei­te schrei­be: “… ein Kon­zept ist unge­eig­net ein Phä­no­men zu erklä­ren, wenn es selbst Bestand­teil des Phä­no­mens ist!“
      Das, was es zu erklä­ren gibt, ist nicht das Leben, son­dern die Tat­sa­che, dass es über­haupt etwas gibt. Das ist das eigent­li­che Phä­no­men. Um die­ses zu erklä­ren, hilft uns das Got­tes­kon­zept also nicht wei­ter.

      Du schreibst … „Übri­gens, in mei­nen Augen ist Gott nicht all­mäch­tig, aber lie­bend.“

      Ich habe natür­lich kei­ne Ahnung, aber nach mei­nem Emp­fin­den gibt es das, was wir Lie­be nen­nen, nicht ohne sein Gegen­teil, den Hass. Wenn Gott lie­bend ist, kann ihm das also nur mög­lich sein, weil er auch has­send ist. „Gott ist Lie­be“ ist des­halb nur ein Spruch, denn wir auf­schnap­pen und nach­plap­pern, weil er so ein­gän­gig ist.
      Gott ist nicht genug!

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  8. Ich bin kein Athe­ist und nur für ein schul­pro­jekt hier, aber was ist Ihre Mei­nung zu dem Kin­der­buch von Micha­el Schmidt-Salo­mon „Wo bit­te gehts zu Gott? frag­te das klei­ne Fer­kel“, wür­de mich mal sehr inter­es­sie­ren :)

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    • Hal­lo Vanes­sa

      Ich kann­te das Buch nicht, habe es dann aber als Hör­buch auf You­tube gefun­den und ein paar kri­ti­sche Rezen­sio­nen dazu gele­sen.

      Ich fin­de, die Kri­tik an die­sem Buch ist etwas über­trie­ben. Anti­se­mi­tis­mus kann ich dar­in bei­spiels­wei­se nicht ent­de­cken, denn es kri­ti­siert ledig­lich den jüdi­schen Glau­ben und nicht die Juden als sol­che. Viel­leicht ist die­ses Buch etwas ober­fläch­lich. Ich habe aller­dings kei­ne Ahnung, ob die­se Form der Reli­gi­ons­kri­tik für Kin­der sinn­voll ist.

      Wer Gott nicht kennt, dem fehlt etwas“, heißt es auf dem Pla­kat. Doch eigent­lich soll­te es hei­ßen: „Wer nicht so denkt wie ich, dem fehlt etwas“. Denn ich kann mir nicht vor­stel­len, dass irgend­je­mand Gott kennt, nur weil er an ihn glaubt.

      Mein Ansatz, Kin­dern Reli­gi­on zu erklä­ren, wäre schon ein ande­rer. Wie der aus­sä­he, weiß ich jedoch nicht. Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich das über­haupt ver­su­chen wür­de und in die­ser Form päd­ago­gisch sinn­voll ist.

      Dass die­ses Buch Kin­dern jedoch die Lust auf Reli­gi­on ver­der­ben könn­te, glau­be ich nicht. Bei eini­gen wird das viel­leicht der Fall sein, bei ande­ren könn­te es aber auch das Gegen­teil bewir­ken, nach dem Mot­to: Jetzt glau­be ich erst recht!

      Irgend­wo im Inter­net steht: „Die­ses Buch gehört nicht in die Hand von Kin­dern. Es macht Kin­dern Angst vor Reli­gi­on.“ Na ja, könn­te pas­sie­ren, aber jagen die Reli­gio­nen den Men­schen nicht selbst schon jede Men­ge Angst ein, ganz beson­ders in frü­he­ren Zei­ten?

      Mein Ansatz, Reli­gi­on zu kri­ti­sie­ren, besteht dar­in, dar­auf hin­zu­wei­sen, dass es sich bei allen Reli­gio­nen um die Welt­erklä­rungs­ver­su­che unse­rer archai­schen Vor­fah­ren han­delt. Und es ist ziem­lich selt­sam, dass sich so vie­le Men­schen heu­te immer noch dar­an ori­en­tie­ren. Das fin­de ich sehr scha­de, denn die­se aus der Bron­ze­zeit stam­men­den Ver­su­che, die Welt und das Leben zu erklä­ren, sind alle ziem­lich infan­til und auch naiv. Sie zei­gen das natur­ge­mäß beschränk­te Asso­zia­ti­ons­ver­mö­gen unse­rer archai­schen Vor­fah­ren auf. Was hät­te man vor 3000 Jah­ren schon ande­res den­ken sol­len?

      Weder Chris­ten­tum, Islam noch Juden­tum sagen: „Es ist nicht wich­tig, ob ihr an Gott glaubt oder nicht. Wich­tig ist, dass ihr fried­lich und freund­lich durchs Leben geht.“ Denn Fried­lich­keit und Freund­lich­keit ist alles, was die Welt braucht.

      Statt­des­sen wer­den Anders­gläu­bi­ge und Nicht­gläu­bi­ge nach wie vor pro­gram­ma­tisch ver­dammt, stig­ma­ti­siert und in eini­gen Län­dern immer noch getö­tet. Selbst Jesus droht den Nicht­gläu­bi­gen mehr­mals mit ewi­ger Höl­len­stra­fe. Fort­schritt­lich ist das nicht.

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  9. Ich wach­se als Athe­is­tin auf, da mei­ne Mut­ter sobald sie mit der Schu­le fer­tig war, aus der katho­li­schen Kir­che aus­ge­tre­ten ist und seit dem Athe­is­tin ist. Für mich war das immer Nor­mal­zu­stand und ich habe nie infra­ge gestellt, ob es eine Göt­tin oder einen Gott gibt. In den letz­ten Jah­ren hat­te ich aber, unter ande­rem in der Schu­le, vie­le Aus­ein­an­der­set­zun­gen mit dem The­ma Reli­gi­on. Ich bezeich­ne­te mich immer – und tue es immer noch – als Athe­is­tin, wuss­te aber, bis dar­auf, dass es bedeu­tet an kei­ne Göt­tin und kei­nen Gott zu glau­ben, nicht wirk­lich was das Wort bedeu­tet. Gera­de recher­chie­re ich, um bes­ser über mei­nen „Glau­ben“ oder eher Nicht­glau­ben bescheid zu wis­sen. So bin ich auf dei­nen Arti­kel gesto­ßen und ich fin­de ihn wirk­lich sehr inter­es­sant. Genau wie den Aus­tausch hier in den Kom­men­ta­ren. Vie­len Dank dafür.

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    • Dan­ke für das Lob. Ich selbst bin in einem „neu­tra­len“ Eltern­haus auf­ge­wach­sen. In die Kir­che gegan­gen wur­de weder zu Weih­nach­ten noch zu Ostern und ich glau­be, mei­ne Eltern hat­ten noch nicht ein­mal eine Bibel irgend­wo in der Woh­nung. Des­we­gen war auch Athe­is­mus kein The­ma. Den Reli­gi­ons­un­ter­richt in der Schu­le habe ich ein­fach mit­ge­macht, ohne mich dafür zu inter­es­sie­ren.

      Mil­li­ar­den Men­schen prak­ti­zie­ren ihre Reli­gi­on immer noch im tra­di­tio­nel­len Sinn: Wir glau­ben an einen Gott und beten zu einem „über­na­tür­li­chen“ Wesen, das uns erschaf­fen hat und bestimm­te Absich­ten ver­folgt. Aus mei­ner Sicht ist die­se Vor­stel­lung in moder­nen Zei­ten infan­ti­le. Des­we­gen bespre­che ich die­ses The­ma.

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  10. Wenn ich Dich rich­tig ver­ste­he, lie­ber Micha­el, geht es (Dir) also um Eman­zi­pa­ti­on vom (reli­giö­sen) Glau­ben (unse­rer Ahnen), der Erkennt­nis, dass (nai­ver Aber-) Glau­be eine (über­kom­me­ne) Ent­wick­lungs­stu­fe des Mensch­seins dar­stellt, uns aber nicht hilft, zu erklä­ren, war­um wir und unse­re Mit­welt exis­tie­ren, dass wir erken­nen und akzep­tie­ren müssen/können, dass unse­re Erkennt­nis immer begrenzt sein wird, selbst mit Hil­fe unse­rer erfin­dungs­rei­chen Wis­sen­schaft und Tech­nik. D’ac­cord!
    Ich habe mich schon lan­ge gefragt, war­um man „glau­ben“ muß/soll, um das Leben hier auf unse­rem Pla­ne­ten zu „bewäl­ti­gen“. Etwas Nutz­lo­se­res, ja Hin­der­li­che­res gibt es kaum. Es wur­den und wer­den Krie­ge dar­um geführt. Reicht es nicht zu wis­sen, dass man gebo­ren wur­de und auch wie­der abtritt? Und in der Zwi­schen­zeit ist man hier und setzt sich mit den Befind­lich­kei­ten sei­ner Mit­welt aus­ein­an­der.
    Wen­den wir uns also lie­ber dem Hier und Jetzt zu, begrei­fen die Bewäl­ti­gung unse­res mensch­li­chen – auch zwi­schen­mensch­li­chen – „Daseins“ als sinn­voll, indem wir unse­re Sin­ne dazu benut­zen, uns aber gleich­zei­tig ihrer Begrenzt­heit (auch der unse­res Den­kens) bewußt sind (!). Alles ande­re ist anma­ßend.
    „Kro­ne der Schöp­fung“ – ein­fach nur lächer­lich, wenn es nicht gleich­zei­tig auch gefähr­lich wäre.

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    • Hal­lo Uwe

      Eman­zi­pa­ti­on könn­te tat­säch­lich das Schlüs­sel­wort sein.

      Es scheint, dass wir, wenn wir glau­bend durchs Leben gehen, dies nur aus Grup­pen­zwang, Tra­di­ti­on und Gewohn­heit tun. Kaum jemand ent­schei­det sich bewusst und absicht­lich zum reli­giö­sen oder anti-reli­giö­sen Glau­ben. Der gesell­schaft­lich Kon­for­mi­täts­druck nötig uns, uns einem Glau­ben anzu­schie­ßen. Wel­cher das ist, ist eigent­lich egal.

      War­um wir die­sem Druck oder Zwang in der Regel nach­ge­ben, ist ein­fach: Wir wol­len nicht allein sein und nicht als iso­lier­ter Außen­sei­ter oder Außen­sei­te­rin unser Leben fris­ten müs­sen. Unser Glau­be ist daher oft eine natür­li­che Anpas­sung (in streng gläu­bi­gen Län­dern auch eine Über­le­bens­stra­te­gie), an die wir uns gewöhnt haben und mit der Zeit als nor­mal emp­fin­den.

      Das zeigt mei­ner Mei­nung nach: Wenn wir uns einem Glau­ben anschlie­ßen, geht es uns eigent­lich gar nicht ums Glau­ben, auch nicht dar­um, an etwas Bestimm­tes zu glau­ben und auch nicht dar­um, dass das, wor­an wir glau­ben, wirk­lich wahr ist. Wie wol­len ein­fach nicht allei­ne sein – das ist alles.

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      • Nun ja, das Reflek­tie­ren über die eige­ne Per­son und wie sie zu dem wird wie sie ist, oder auch über die Mit­welt und die Bezie­hun­gen zu ihr ist etwas, was sich – ich will’s mal so for­mu­lie­ren – ruhig noch ein Biss­chen mehr bei jedem Erden­bür­ger ent­wi­ckeln könn­te. Das ist ja nun nicht nur auf den Glau­ben beschänkt.
        Vie­le füh­len sich eben auf­ge­ho­ben und aner­kannt, wenn sie in einer Schub­la­de sit­zen. Das ver­leiht Sicher­heit. Oder wenn man in einem Käfig sitzt, ist man natür­lich sicher; aber man ist auch gefan­gen. Man­che suchen nach einer Tür, ande­re nicht. Sie wis­sen viel­leicht nicht mal, wo sie sich befin­den und wel­che Mög­lich­kei­ten sich ihnen eröff­nen könn­ten.

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