Cha­rak­ter der Dumm­heit


Dumm­heit ist kein Aus­druck man­gel­haf­ter Intel­li­genz

Es gibt unter­schied­li­che Arten oder Kate­go­rien von Dumm­hei­ten. Es ist auch nicht immer leicht, sie zu defi­nie­ren:

  • Ist es bereits eine Dumm­heit, zwi­schen den Polen Dumm­heit und Klug­heit zu unter­schei­den?
  • Ist es anma­ßend und damit dumm, ein bestimm­tes Ver­hal­ten dumm und ein ande­res klug zu nen­nen?
  • Soll­ten wir nicht jedem die Frei­heit zuge­ste­hen, sich in pri­va­ten Ange­le­gen­hei­ten dumm ver­hal­ten zu dür­fen?
  • Bevor­mun­den wir ande­re, wenn wir sie dumm nen­nen?
  • Benut­zen wir die Dumm­heit ande­rer, um von unse­rer eige­nen abzu­len­ken?

Das sind Fra­gen, die nicht leicht zu ant­wor­ten sind. Trotz­dem soll­ten wir sie nicht igno­rie­ren. Unge­ach­tet des­sen gibt es eine Rei­he von Dumm­hei­ten, die ganz klar als nega­tiv zu bewer­ten sind. Das sind die schäd­li­chen oder destruk­ti­ven Dumm­hei­ten. Unter ihnen lei­det mehr oder weni­ger die gesam­te Mensch­heit. Intel­li­gen­te Men­schen kön­nen sich durch­aus dumm ver­hal­ten – und tun das auch oft.

Nicht jede Dumm­heit muss jedoch als tra­gisch bezeich­net wer­den: Ziga­ret­ten rau­chen ist zwar eine Dumm­heit, aber es gibt weit­aus Schlim­me­res. Geben wir bei­spiels­wei­se unser letz­tes Geld für etwas aus, das wir nicht brau­chen und kön­nen anschlie­ßend uns nichts mehr zu essen kau­fen, ist das ziem­lich dumm. Jedoch wirkt sich die­se Art Dumm­heit nur auf das eige­ne Leben aus. Wir kön­nen aus die­ser Erfah­rung ler­nen.

Wir soll­ten also zwi­schen pri­va­ter und all­ge­mei­ner Dumm­heit unter­schei­den. Bei­de Kate­go­rien besit­zen wohl noch ver­schie­de­ne Schat­tie­run­gen. Die pri­va­te Dumm­heit soll hier nicht wei­ter­ge­hend behan­delt wer­den.

Destruk­ti­ve Dumm­heit

Die wirk­lich schäd­li­che Dumm­heit ist daher die all­ge­mei­ne Dumm­heit. Sie kann glo­ba­le Fol­gen haben wie Krie­ge, Umwelt­ver­schmut­zung, Wirt­schafts­kri­sen und Ähn­li­ches mehr. Dumm­hei­ten, die sich auf ein gan­zes Land aus­wir­ken, dür­fen im Gegen­satz zu den per­sön­li­chen nicht igno­riert oder tole­riert wer­den, doch lei­der ist das oft der Fall: Wir „ver­zei­hen“ unse­ren Poli­ti­kern und Wirt­schafts­ma­gna­ten ihr Fehl­ver­hal­ten nach dem Mot­to: „Jeder kann sich mal irren“.

Doch die­se „Feh­ler“ müss­ten meis­tens nicht sein, wür­den unse­re Macht­men­schen ihre Auf­ga­ben ernst neh­men. Der Grund ist Fol­gen­des: Men­schen, die in Poli­tik, Wirt­schaft oder Bank­we­sen eine lei­ten­de Stel­lung haben, sind letzt­end­lich auch nur nor­ma­le Men­schen. Sie machen nicht nur Feh­ler, son­dern han­deln oft auch wider bes­se­res Wis­sen falsch – aus Bequem­lich­keit, Igno­ranz, Kurz­sich­tig­keit, Oppor­tu­nis­mus, Träg­heit oder Gleich­gül­tig­keit.

Ihr oppor­tu­nis­ti­sches Ver­hal­ten ist letzt­end­lich dumm, denn sie mer­ken nicht, dass sie indi­rekt ihren eige­nen Inter­es­sen scha­den. Das erken­nen sie jedoch erst mit Ver­zö­ge­rung, da sie als gut- oder best­ver­die­nen­de über Res­sour­cen ver­fü­gen, die es ihnen erlau­ben, auf einer »sozia­len Insel« zu leben.

Die eige­ne Dumm­heit igno­rie­ren und schön­re­den

Unbe­wusst wis­sen wir, dass unser Han­deln oft wider­sprüch­lich ist, doch wir sind unfä­hig, etwas dage­gen zu tun, denn wir wol­len kei­ne Ver­än­de­rung und Umstruk­tu­rie­rung unse­res Lebens im Den­ken und Han­deln. Wir wol­len kei­ne Stö­rung unse­rer Rou­ti­nen und Tages­ab­läu­fe. Das ist uns wich­ti­ger als alles ande­re und des­we­gen gehen wir auch manch­mal sehen­den Auges ins Unglück. Selt­sa­mer­wei­se emp­fin­den wir unse­re Zwän­ge und Gewohn­hei­ten als Aus­druck von Frei­heit:

Wir sind frei, das zu tun, wor­an wir uns gewöhnt haben, frei, uns falsch und unver­nünf­tig zu ver­hal­ten, frei, uns unse­re Zukunft selbst zu ver­bau­en. Die­se Frei­heit ver­bin­den wir schi­zo­phre­ner­wei­se mit Sou­ve­rä­ni­tät.

Doch sie ist das genaue Gegen­teil: selbst ver­schul­de­te Gefan­gen­schaft und Abhän­gig­keit – das Ergeb­nis von Gleich­gül­tig­keit und Träg­heit.

Krea­ti­ve Dumm­heit

Doch nicht alle Dumm­hei­ten sind prin­zi­pi­ell abzu­leh­nen. Es kann sogar sehr bele­bend sein, hin und wie­der dumm zu han­deln. In einem harm­lo­sen Rah­men tun wir so etwas oft – bei­spiels­wei­se Ziga­ret­ten rau­chen (solan­ge es nicht zu viel sind), an Fei­er­ta­gen zu viel essen, blö­de Fil­me sehen (kind­li­che Trie­be befrie­di­gen), zu lan­ge schla­fen, weil wir kei­ne Lust ver­spü­ren, auf­zu­ste­hen, zu spät schla­fen gehen, weil wir noch kei­ne Lust haben, ins Bett zu gehen, der Kon­sum von zu viel Alko­hol oder ande­rer Dro­gen und Ähn­li­ches mehr.

Oft bereu­en wir am nächs­ten Tag unse­re Inkon­se­quen­zen vom Vor­abend, aber wir brau­chen unse­re Spiel­räu­me, damit uns klar wird, was wirk­lich wich­tig ist.

Die­ses Ver­hal­ten kön­nen wir als irra­tio­nal bezeich­nen. Haben wir uns durch unse­re Dumm­heit eine Mög­lich­keit ver­baut oder unnö­ti­ge Arbei­ten auf­ge­bür­det, bereu­en wir im Nach­hin­ein unser unklu­ges Tun und wer­den beim nächs­ten Mal weit­sich­ti­ger han­deln.

Irra­tio­na­li­tät und Dumm­heit

Man­che gute Idee ent­steht aus einer Dumm­heit, also durch Zufall. Doch das wis­sen wir vor­her nicht.

Unse­re irra­tio­na­le Sei­te (solan­ge sie kei­ne krank­haf­ten Zwän­ge oder Pho­bien sind) kann uns manch­mal neue Impul­se und Ideen geben, die unser Leben berei­chern oder erwei­tern. Prag­ma­tis­mus und Ratio­na­li­tät sind gut und wich­tig, solan­ge Funk­tio­na­li­tät und Effi­zi­enz in Vor­der­grund ste­hen. Andern­falls kön­nen bei­de unse­re Krea­ti­vi­tät behin­dern oder blo­ckie­ren.

Ein undis­zi­pli­nier­tes Leben kann erfri­schen­de und inspi­rie­ren­de Momen­te beinhal­ten. Einem durch­ge­styl­ten, durch­or­ga­ni­sier­ten Leben man­gelt es oft an Ori­gi­na­li­tät, denn Funk­tio­na­li­tät ist nicht alles.

Wir soll­ten also nicht ver­su­chen, feh­ler­los durchs Leben zu gehen. Das funk­tio­niert sowie­so nicht. Ver­su­chen wir es trotz­dem, neh­men wir unse­re dum­men Feh­ler ledig­lich nicht mehr wahr und glau­ben bloß, kei­ne zu machen.

Per­fek­ti­on kann uns die Sicht auf das Wesent­li­che ver­stel­len und lässt uns ein­di­men­sio­nal wer­den. Wir wol­len uns ja alle wei­ter­ent­wi­ckeln (oder soll­ten es zumin­dest wol­len), doch das geht nur, indem wir uns den Blick für Neu­es offen hal­ten und nicht ver­sper­ren. Mer­ken wir also, uns dumm ver­hal­ten zu haben, soll­ten wir uns freu­en, dazu „fähig“ zu sein und es bemerkt zu haben. Das zeigt uns, wir sind leben­dig und ent­wick­lungs­fä­hig. Nur Maschi­nen machen kei­ne Dumm­hei­ten.


8 Gedanken zu „Cha­rak­ter der Dumm­heit“

    • Na ja, ich glau­be, sie ist heu­te nicht weni­ger oder mehr blöd, als schon immer.
      Heut­zu­ta­ge kön­nen die Dumm­hei­ten, die frü­her noch harm­los waren, jedoch glo­ba­len Scha­den anrich­ten.
      Das ist der Unter­schied.

      Antworten
      • Irgend­was stimmt nicht mit der Welt, in der wir leben. Fin­den wir doch gemein­sam her­aus, was alles schief läuft!

      • Ich bin mir nicht sicher, ob mit der Welt tat­säch­lich etwas nicht stimmt. Viel­leicht ist das ja der Weg, über den die Mensch­heit sich ent­wi­ckelt. Wir müs­sen unse­re Dumm­hei­ten aus­le­ben, um sie erken­nen zu kön­nen.

        Wenn etwas nicht stimmt, also schief­läuft (in einem Sys­tem, einer Gesell­schaft etc.), gibt es in der Regel einen „Stör­fak­tor“, einen Aus­lö­ser, der für die­se „Abwei­chung vom Ide­al“ ver­ant­wort­lich ist. Was könn­te das sein?

        Was könn­te die Men­schen dazu ver­an­las­sen, gegen ihre eige­nen Inter­es­sen zu han­deln und auch zu den­ken?

      • Nun, wenn ich so denk, also da macht der Mensch halt sehr viel, tie­re begnü­gen sich mit essen, trin­ken, ruhen und ein bis­si spie­len, man­che kämp­fen mal, jagen, recht über­sicht­lich. Der Mensch? Pff, tja, da werd ich nicht fer­tig, und ich glaub eben so auch jeder ande­rer Mensch, Allein was pro­du­ziert wird..kaugummi, zie­gel­stein… tape­te, app, web.. naja eben, das is schon mal nahe­zu unend­lich, dazu­kom­men dann zik reli­gio­nen, denk­wei­sen, sys­te­me ‚ach eben so viel, ohne mal dar­über nach­zu­den­ken das es auch ein zuviel geben könn­te, na, rück­schritt? das wäre ja o nein schreck­lich, also eben, wei­ter, wei­ter, mond, mars… tech­nik, virus­wa­r­us naja so is halt…

        Eigent­lich wollt ich nur mein Lob aus­spre­chen für die­se wirk­lich sehr intres­san­ten inhal­te, respekt!

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