Alltagsgewohnheiten
Das, was ich tue, tue ich, weil ich es tun will.
Dieser Satz klingt ziemlich trivial, nicht selten behaupten wir jedoch das Gegenteil. Wir sagen: „Ich handle zwar so, aber nur, weil ich es muss.“ Auf unsere Jobs bezogen stimmt das meistens auch. Es trifft eigentlich auf jede Form von Arbeit zu, ob nun in der Firma oder im eigenen Haushalt. (Ausnahmen sind Berufe, in denen wir kreativ sein können, also Künstler, Wissenschaftler etc.)
Oder wir sagen: „Eigentlich will ich das nicht tun, aber da ich es muss, will ich es auch tun.“ Das ist eine Form von Zweckoptimismus: Wir machen aus einer Not eine Tugend. Von solchen Tätigkeiten spreche ich hier jedoch nicht, sondern nur von denen, die nicht mit dem Attribut „Arbeit/Job/Broterwerb“ etikettiert werden können.
Erkenntnisvermeidung
Unsere Bequemlichkeiten werden oft von unseren Gewohnheiten bestimmt. Es ist bequem, das zu tun und zu denken, was wir gewohnt sind. Denn für die meisten bedeutet Abweichungen von unseren Alltagsgewohnheiten Stress und Anstrengung.
Bequemlichkeitsdenken (also das Assoziieren in gewohnten Bahnen) ist ein unterbewusster Mechanismus – wie so vieles andere in unserem Leben. Ohne es zu merken, gehen wir auch im Denken den Weg des geringsten Widerstandes, denn das bewegt sich stets in den gleichen Strukturen. Es ist schwierig bis fast unmöglich, diese Routinen zu verlassen.
Unliebsame Erkenntnisse vermeiden wir durch Vereinfachung, Verkomplizierung, Ignoranz oder Umdeutung. Dabei sind diese »Erkenntnisvermeidungstechniken« nicht besonders raffiniert, denn wir sind nicht anspruchsvoll, wenn es darum geht, Ausreden zu finden: Hauptsache, sie funktionieren!
Eigentlich bräuchten wir auch keine, doch da uns unser unkorrektes Verhalten unterschwellig bewusst ist, sehen wir uns intuitiv dazu genötigt: Wir müssen unser potenziell schlechtes Gewissen beruhigen, damit unser Selbsttäuschungsmanöver dauerhaft funktioniert. So halten wir die Fassade vor uns selbst aufrecht. „Wir würden ja wollen, doch wir können nicht“, entschuldigen wir unsere Inkonsequenz vor anderen und auch vor uns selbst. In Wahrheit ist es umgekehrt: Wir könnten, wollen aber nicht, denn es würde keinen Spaß machen, da es anstrengend ist.
Auf den nächsten zwei Seiten zwei Beispiele für typisches Bequemlichkeitsdenken: Autos und Fleischkonsum.
hallo michael, also würdest du sagen wenn ich mich erniedrigen lasse, will ich erniedrigt werden. aber wieso will ich erniedrigt werden? weil ich mit dem willen geboren wurde nichts wert zu sein, mich zu hassen? oder es mir beigebracht wurde nichts wert, hassenswert zu sein und es jetzt bequemer für mich ist mich erniedrigen zu lassen weil ich es nicht gewohnt bin mich respekt- und liebevoll zu behandeln und auch so behandelt zu werden? fazit: ich will gewalt, wieso? weil ich es will, weil es so beqem=angenehm=erstrebenswert=lebenswert ist erniedrigt zu werden? weil ich es nicht anders gewohnt bin? wieso meinst du will ein mensch erniedrigt werden obwohl es so ein wiederliches gewalterlebnis ist? wieso will ein mensch nicht geliebt werden? weil er’s will befriedigt meine neugier(gier ist so negativ behaftet trotzdem mag ich die vorstellung vom neugierigen kind, naja weniger die des neugierigen penetranten nachbarn)/ wissensdurst nicht. bin sehr gespannt auf deine antwort :)
Hallo Wer ich wir,
ich weiß jetzt nicht, ob ich irgendwo geschrieben habe, dass ich meine, wir würden uns gerne erniedrigen lassen, zumindest nicht auf der Seite „Bequemlichkeitsdenken“. Vielleicht liest du das aber zwischen den Zeilen heraus, oder interpretierst es so – vielleicht ist dieser Gedanke aber auch ein neuer Gedanke, der von dir kommt. Deswegen auf jeden Fall erst mal danke für diese Anregung. Es ist mit Sicherheit ein komplexes Thema.
Mit „bewusst hingenommener oder gewollter Erniedrigung“ habe ich mich bisher noch nicht beschäftigt. Meine erste Assoziation dazu ist: Wenn sich jemand erniedrigen lässt, dann bestimmt nicht, weil er darauf steht, erniedrigt zu werden. Außer, er ist vielleicht masochistisch veranlagt und dann ist auch noch die Frage, was Masochismus eigentlich ist. Allerdings unterwerfen sich manche Menschen gern. Unterwerfung ist der Erniedrigung zwar ähnlich, aber trotzdem qualitativ etwas anderes. Unterwerfung wird normalerweise belohnt (man unterwirft sich einem Herrscher, einem Diktator oder einer Doktrin etc.) und erhält als Gegenleistung beispielsweise einen eigenen Machtbereich in der Hierarchie.
Es kommt vielleicht auch noch darauf an, was man persönlich unter Erniedrigung versteht oder empfindet. Manche Menschen glauben, das Erniedrigung zum Leben dazugehört und empfinden ihre eigene Erniedrigung dann gar nicht als Erniedrigung, sondern vielleicht als Strafe, die sie verdient haben. Bei strenggläubigen Menschen ist es vielleicht so. „Du bist nichts und Gott ist alles“. Früher (und zum Teil bestimmt auch heute noch) war die Meinung weit verbreitet, dass der Mensch als solcher sündhaft oder schlecht ist, sodass man schon froh war, wenn man am Leben gelassen wurde. Erniedrigung gehörte zum Leben dazu, wenn man nicht zufällig dem Adelsstand angehörte.
Ich glaube nicht, dass wir „mit dem Willen, nichts wert zu sein“, geboren werden. Wenn jemand so von sich denkt, dann deshalb, weil er so konditioniert wurde. Das geht ganz einfach: Verprügele ein Kind bei jeder Gelegenheit, beschimpfe und bespucke es und früher oder später wird es vielleicht denken, dass es tatsächlich nichts wert ist und die Erniedrigung verdient hat. Wenn Menschen es also bewusst hinnehmen, ihr Leben lang erniedrigt zu werden, dann eher aus Resignation, Hilflosigkeit und Angst. Es ist ein Überlebensmechanismus und erinnert mich an das sogenannte Stockholmsyndrom.
Und sollte jemand tatsächlich darauf stehen, erniedrigt zu werden, dann würde ich das als Krankheit bezeichnen. Aber ich glaube, das kommt selten vor.
Du schreibst: „Wieso meinst du, will ein Mensch erniedrigt werden (…)? Aber das habe ich nie geschrieben! Wenn ich schreibe: „Aber in Wirklichkeit mögen wir die Gewalt“, meine ich natürlich die Gewalt, die Menschen anderen Menschen antun, und nicht die Gewalt, die uns angetan wird. Habe ich mich da vielleicht missverständlich ausgedrückt? Wenn ja, werde ich das ändern.
Oft rechtfertigen wir unsere Gewalttätigkeit, indem wir behaupten, dass wir dazu gezwungen sind (wenn wir Kinder verprügeln oder Frauen schlagen), doch das ist nur eine Ausrede, denn aggressive Gewalt (im Gegensatz zur defensiven Gewalt) ist niemals nötig.
Ich vermute inzwischen immer mehr, dass du meinen Text falsch interpretiert hast, denn ich schreibe auch nicht, dass Menschen nicht geliebt werden wollen. Selbst wenn ein Mensch das von sich behaupten sollte, ist das wahrscheinlich nur eine Schutzbehauptung, weil er nicht zugeben kann, das er geliebt werden will.
Übrigens: Wenn ich von „wir“ rede, meine ich natürlich nicht dich oder mich oder uns alle. Ich unterstelle natürlich nicht jedem Menschen, dass er gewalttätig ist. Mit „wir“ meine ich uns Menschen im Allgemeinen, nicht im Speziellen.
Sollte ich mich also an einigen Stellen missverständlich ausgedrückt haben, würde ich mich freuen, wenn du mir diese Stellen nennst. Ich werde diese Stellen dann entsprechen überarbeiten.
Gruß
Micha