Gott


Gott nach unse­rer per­sön­li­chen Vor­stel­lung

Ein blenden helles Licht, konzentrisch, spiralförmig nach Außen laufend.

Wir besit­zen Bewusst­sein und Wahr­neh­mung, den­ken über uns selbst nach und kön­nen über die Phä­no­me­ne der Welt und des Uni­ver­sums phi­lo­so­phie­ren und stau­nen. Wir bau­en kom­pli­zier­te Maschi­nen, ent­wi­ckeln mathe­ma­ti­sche Glei­chun­gen und ken­nen die kleins­ten Bau­tei­le der Mate­rie. Die Welt, in der wir leben, ist oben­drein voll­ge­packt mit Pro­ble­men, die drin­gend auf eine Lösung war­ten.

Unse­re Auf­merk­sam­keit, Neu­gier und Ener­gie soll­te eigent­lich von all­dem in Anspruch genom­men wer­den, doch selt­sa­mer­wei­se inter­es­sie­ren uns die Wun­der und Pro­ble­me der Welt nur am Ran­de:

Anstatt uns mit dem zu beschäf­ti­gen, was wirk­lich rele­vant für unser irdi­sches Leben ist, wen­den wir uns lie­ber dem zu, was jen­seits der rea­len Welt und Wahr­neh­mung ange­sie­delt ist: Mythen, Sagen oder fer­ne, fik­ti­ve Zukünf­te bedeu­ten uns oft mehr als das Leben selbst.

Und ganz beson­ders sind wir von einer Idee ange­tan: Gott & Co., denn in dem Vaku­um der reli­giö­sen Welt ist alles mög­lich. Hier kön­nen wir hin­ein­pro­ji­zie­ren, was immer uns beliebt, jeder nach sei­nem per­sön­li­chen Geschmack, denn nichts kann über­prüft wer­den. Wir erschaf­fen uns Gott nach unse­ren per­sön­li­chen Vor­stel­lun­gen und Vor­lie­ben.

Die vie­len Gesich­ter Got­tes

Es gibt vie­le ver­schie­de­ne Vor­stel­lungs­ar­ten von Gott. Für die einen ist er eine tran­szen­den­te Ener­gie, die alles durch­dringt, für ande­re ein omni­po­ten­tes über­na­tür­li­ches Super­we­sen, das jen­seits von Zeit und Raum exis­tiert und Gehor­sam ver­langt. Oder wir spre­chen vom Gött­li­chen in uns oder einem gestalt­ge­ben­den Geist usw.

Doch letzt­end­lich bedeu­ten die­se Unter­schei­dun­gen nicht viel. Sie reprä­sen­tie­ren ledig­lich unse­re unter­schied­li­chen intel­lek­tu­el­len Gemü­ter, Geschmä­cker oder kul­tu­rel­len Hin­ter­grün­de.

Das Co. wäre in die­sem Zusam­men­hang: Engel, Dämo­nen, Geis­ter, See­le, Nir­wa­na, Inkar­na­ti­ons­leh­re und Ähn­li­ches mehr – wie gesagt: nach per­sön­li­chem Geschmack.

Es könn­te ja sein, dass es das eine oder ande­re, ja viel­leicht sogar alles davon gibt (und mög­li­cher­wei­se noch viel, viel mehr), denn: Was wis­sen wir schon wirk­lich über die Hin­ter­grün­de der Exis­tenz? Wis­sen tun wir in Wirk­lich­keit gar nicht – doch das geben wir nur ungern zu.

Die Bibel: nicht seri­ös genug

Was auch immer dafür ver­ant­wort­lich ist, dass es die Welt und das Leben gibt, kann nichts mit dem zu tun haben, was unse­re archai­schen Vor­fah­ren einst glaub­ten und des­halb nie­der­ge­schrie­ben haben.

Denn: War­um soll­te es das? Etwa weil man uns bei­gebracht hat, es zu glau­ben? Das ist lächer­lich! Es ist bekannt, dass Men­schen ziem­lich oft, schnell und all zu gern alles Mög­li­che glau­ben, obwohl es nicht wahr ist. Es wird von uns erwar­tet, es zu glau­ben oder zumin­dest so zu tun, denn wir wol­len nicht abseits­ste­hen und allei­ne sein. Letzt­end­lich ist es sim­pel, denn wir sind kei­ne kom­pli­zie­ren Wesen.

War­um soll­te also der Glau­be, die Bibel wäre ein Zeug­nis eines real exis­tie­ren­den Schöp­fer­got­tes, da eine Aus­nah­me sein? Es gibt kei­ne seriö­sen Grün­de dafür. Wer sich mit den Tex­ten der Bibel (oder auch ande­ren Schöp­fungs­ge­schich­ten) beschäf­tigt, wird nichts fin­den, was die Annah­me einer sol­chen Schöp­fer­in­stanz recht­fer­tigt. Wenn wir es doch tun, dann nur, weil wir kon­di­tio­niert wur­den, sol­che Bewei­se zu sehen.

Kein krea­ti­ves Poten­zi­al

Und des­halb besitzt die­ser Glau­be kein krea­ti­ves Poten­zi­al, denn in den meis­ten Fäl­len wur­de er uns gegen unse­ren Wil­len ein­ge­pflanzt. Gleich­zei­tig wur­de durch die­sen Vor­gang ein bereits even­tu­ell vor­han­de­nes Krea­ti­vi­täts­po­ten­zi­al ver­drängt, in die Latenz ver­scho­ben oder sogar ganz ver­nich­tet.

Außer­dem: Sol­che Fra­gen (nach Gott & Co., dem Sinn des Lebens usw.) sind nicht rele­vant für unse­re tat­säch­li­che Situa­ti­on, für unser All­tags­le­ben auf die­sem Pla­ne­ten. Ande­re Sachen sind wich­ti­ger als die aus früh­ge­schicht­li­chen Zei­ten über­lie­fer­ten Welt­erklä­rungs­ver­su­che unse­rer längst ver­stor­be­nen Vor­fah­ren.

Bes­ser wäre es, uns um den erbärm­li­chen Zustand der Welt und der Mensch­heit zu küm­mern, als halb­be­täubt in säku­lar-eso­te­ri­schen Jen­seits-Tag­träu­men zu schwel­gen.

Kol­lek­ti­ve Kon­di­tio­nie­rung

Hät­ten vor ein paar Tau­send Jah­ren unse­re archai­schen Vor­fah­ren Gott nicht asso­zi­iert bzw. pos­tu­liert und anschlie­ßend die­se Idee nicht über Hun­der­te Gene­ra­tio­nen hin­weg in Form eines Glau­bens in den Kul­tu­ren ver­an­kert, wür­de heu­te nie­mand von Gott oder dem Gött­li­chen reden.

Unser Glau­be an „Gott“ ist eine tra­di­tio­nel­le Kon­di­tio­nie­rung. Sie stammt aus der Ver­gan­gen­heit, einer Welt, die es längst nicht mehr gibt. Wir alle ken­nen die­ses außer­uni­ver­sel­le Super­we­sen allein aus Erzäh­lun­gen, vom Hören und Sagen. Uns wur­de von »Ihm«, »Es« oder auch: »Ihr« ledig­lich erzählt. Auf­grund eige­ner, wirk­lich unab­hän­gi­ger Über­le­gun­gen hat im 20. und 21. Jahr­hun­dert noch nie­mand asso­zi­iert, es müs­se ein sol­ches Wesen oder die­sen Geist geben. Ohne die Über­lie­fe­run­gen unse­rer archai­schen Vor­fah­ren gäbe es den Glau­ben an ein über­na­tür­li­ches Schöp­fer­we­sen also nicht. Doch nur weil etwas über­lie­fert wur­de, muss noch lan­ge nicht wahr sein.

Wir kön­nen natür­lich sagen, wäre uns unser Glau­be an Gott nicht über­lie­fert, hät­ten wir ihn selbst ent­wi­ckelt – doch das ist eine Behaup­tung, die schnell gemacht ist und nicht über­prüft wer­den kann. Theo­re­tisch wäre das zwar mög­lich, aber wirk­lich wis­sen tun wir es nicht.

Chris­tus, Bud­dha, Krish­na, Bäu­me

Jesus, Krishna und Buddha sitzen um einen Brunnen herum und trinken Wasser, wobei Jesus selbst der Brunnen zu sein scheint.

Unse­re reli­giö­sen Erleb­nis­se haben eben­falls nicht viel zu bedeu­ten: Hat bei­spiels­wei­se jemand eine Got­tes­er­fah­rung, geschieht das stets im Rah­men der Tra­di­tio­nen und Erwar­tun­gen, die sich aus den lan­des­spe­zi­fi­schen reli­giö­sen Kon­di­tio­nie­run­gen ablei­ten las­sen. Das heißt, einem Chris­ten erscheint Jesus, Maria oder eine ande­re Gestalt aus der christ­li­chen Mytho­lo­gie, einem Bud­dhis­ten Bud­dha und einen Hin­di Krish­na. Und einem Urwald­be­woh­ner, der nie von den eta­blier­ten Welt­re­li­gio­nen gehört hat, erscheint viel­leicht irgend­ein Wald- oder Baum­gott sei­ner Stam­mes­re­li­gi­on.

Auch hier kön­nen wir ein­wen­den: Gott drückt sich in jeder Gesell­schafts­form halt anders aus, in jeder Kul­tur hat er eine ande­re Erschei­nung. Doch die­se Argu­men­ta­ti­on hat einen ernst­haf­ten Makel: Ein abso­lu­tes, unend­li­ches Super­we­sen ohne Anfang und Ende hät­te es bestimmt nicht nötig, sich kon­form zu machen (was letzt­end­lich eine Anbie­de­rung ist) um akzep­tiert zu wer­den. Nur unvoll­kom­me­ne Lebe­we­sen (bei­spiels­wei­se wir) gehen so vor.

Früh­kind­li­che Indok­tri­na­ti­on

In unse­rer Kind­heit und Jugend glau­ben wir fast alles, was uns erzählt wird, denn in die­ser Ent­wick­lungs­pha­se sind wir von Natur aus offen für jede Art von Input, selbst wenn es Unfug ist. Unser kri­ti­sches Bewusst­sein ist noch nur schwach aus­ge­präg­tes. Außer­dem sind wir abhän­gig von unse­ren Auto­ri­täts­per­so­nen – wir haben also sel­ten eine Wahl.

Nur des­we­gen über­neh­men wir in den meis­ten Fäl­len die­sen Glau­ben – nicht weil wir Got­tes Exis­tenz erfah­ren haben, füh­len oder mit­tels irgend­wel­cher Über­le­gun­gen eru­ie­ren konn­ten.

Erst wenn wir erwach­sen sind, erken­nen wir, dass Leh­rer und Eltern sich irren kön­nen oder mit­un­ter ganz bana­les, dum­mes und unre­flek­tier­tes Zeug reden. Doch dann ist es oft zu spät: Wir bekom­men die­se Kon­di­tio­nie­run­gen aus unse­ren Köp­fen nicht mehr her­aus – selbst wenn wir wol­len.

Eine intui­ti­ve Abwehr­re­ak­ti­on

Ohne dass es uns bewusst ist, wur­den wir also indok­tri­niert, man könn­te auch sagen: pro­gram­miert. Ahnen wir als erwach­se­ne Gläu­bi­ge das irgend­wie, töten wir die­ses Gefühl sofort ab, so als wären es böse Gedan­ken und Asso­zia­tio­nen, die ver­bannt wer­den müs­sen. Außer­dem mögen wir die Vor­stel­lung nicht, mani­pu­liert wor­den zu sein, denn wir emp­fin­den uns als sou­ve­rän.

Eine ande­re Vari­an­te: Wir ver­tei­di­gen die­se Beein­flus­sung als gut und rich­tig, als etwas, das uns zwar auf­ge­zwun­gen wur­de, aber nur, weil es rich­tig ist: „Man hat uns den Glau­ben an Gott zwar unge­fragt ein­ge­pflanzt“, sagen wir, „aber nur, weil er wahr ist!“ Doch die­se Sicht­wei­se wur­de uns eben­falls ein­ge­pflanzt, das ver­schwei­gen oder über­se­hen wir.

Wir mögen den Gedan­ken nicht, even­tu­ell viel Ener­gie und Zeit in etwas inves­tiert zu haben, das es gar nicht gibt. Aus die­sem Grund klam­mern wir uns mit rhe­to­ri­schen und men­ta­len Tricks so sehr an das, was uns bei­gebracht wur­de und womit wir uns jetzt iden­ti­fi­zie­ren, denn wir haben nichts ande­res. Bes­ser eine Glau­ben haben (selbst wenn er falsch ist), aus gar kei­nen.


Der Kern Got­tes

Wer­den wir gebe­ten, Gott zu defi­nie­ren, beant­wor­tet wahr­schein­lich jeder die Fra­ge anders. Abhän­gig von Kul­tur und Bil­dung sagen wir viel­leicht: Gott ist der Ursprung allen Seins, unser inners­ter Kern, Alpha und Ome­ga oder Ähn­li­ches.

Obwohl unse­re Defi­ni­tio­nen unter­schied­lich aus­fal­len, in einem Punkt sind wir uns wahr­schein­lich einig: Gott ist das ulti­ma­ti­ve Gute. Gut ist das, was Er tut, auch dann, wenn sei­ne Taten aus zivi­li­sa­to­ri­scher Sicht bar­ba­risch sind. Unser bibli­scher Gott darf Völ­ker­mord bege­hen, Men­schen fol­tern oder zer­stü­ckeln, lügen und betrü­gen, ohne dass wir es ihm übel neh­men. Wir ver­bin­den den Begriff Gott manch­mal sogar mit dem Adjek­tiv gut, obwohl die­se Wör­ter ety­mo­lo­gisch mit­ein­an­der nicht ver­wandt sind.

Die Ver­harm­lo­sung und Rela­ti­vie­rung der gött­li­chen Gewalt

Du sollst nicht töten, außer Gott befiehlt es dir.

Lesen wir die Bibel, macht Gott – nüch­tern betrach­tet! – kei­nen guten Ein­druck. Das in die­sem Buch beschrie­be­ne omni­po­ten­te Super­we­sen besitzt vie­le nega­ti­ve mensch­li­che Eigen­schaf­ten. Einen Men­schen, der so han­delt wie Jeho­va, ste­cken wir für den Rest sei­nes Lebens ins Gefäng­nis oder ver­ur­tei­len ihn zum Tode.

Sei­ne Taten sind nach huma­nen Maß­stä­ben oft das genaue Gegen­teil von gut. Da er jedoch unan­ge­foch­ten an der Spit­ze der Macht­hier­ar­chie steht und unan­greif­bar ist, darf er tun und las­sen, was immer er will. Unse­re Defi­ni­ti­on von Gut und Böse gilt für ihn nicht. Er muss sich an die Geset­ze, die er uns auf­er­legt, selbst nicht hal­ten, denn es gibt kei­nen Rich­ter über ihn, der ihn für sei­ne Taten ver­ant­wort­lich machen könn­te.

Doch das ist die Defi­ni­ti­on eines Tyran­nen. Mit dem des­po­ti­schen Cha­rak­ter Got­tes haben wir kein Pro­blem – er ist uns auch kaum bewusst, denn solan­ge wir ihm gehor­chen, sind wir auf der siche­ren Sei­te.

Got­tes Wesens­kern ist mensch­lich

Eine kleine geschnitzte Figur von einer affenähnlichen Kreatur.

Gott unter­schei­det sich nur in einem ein­zi­gen Punkt von uns: Er ist all­mäch­tig. In allen ande­ren Aspek­ten ist er genau wie wir.

Von einem Gott (einem unend­lich wei­sen Wesen) erwar­te ich jedoch, dass er nicht eifer­süch­tig ist, nicht rach­süch­tig, nicht zor­nig und auch nicht gewalt­tä­tig. Sol­che nega­ti­ven Cha­rak­ter­merk­ma­le erwar­te und akzep­tie­re ich nur bei Men­schen.

Men­schen sind dafür bekannt, gegen ihre eige­nen Regeln zu ver­sto­ßen. Von Gott soll­ten wir jedoch erwar­ten, dass er genau das nicht tut. Nur ein all­mäch­ti­ger Herr­scher, der ein gutes Vor­bild ist, kann auch respek­tiert und geliebt wer­den – andern­falls wird er nur gefürch­tet wie ein Tyrann.

Zwi­schen­be­mer­kung: Was ist gut?

Eigent­lich soll­te die­se Fra­ge eine der am ein­fachs­ten zu beant­wor­ten­den Fra­gen über­haupt sein. Mei­ner Mei­nung nach for­dert das Gute kei­ne Unter­wer­fung und Anpas­sung, wen­det nur defen­si­ve Gewalt an und stellt kei­ne Bedin­gun­gen. Das Gute ist auch nicht nach­tra­gend, eifer­süch­tig, besitz­ergrei­fend oder rach­süch­tig. Vom Guten geht nie­mals eine Gefahr aus, selbst für Men­schen nicht, die Böses tun.

Vor dem Guten muss sich also nie­mand fürch­ten, weder gute noch böse Men­schen. Denn wäre das Gute nur für gute Men­schen gut, wäre es nur der Lohn für ein ganz bestimm­tes Ver­hal­ten, das selbst nicht gut sein muss.

Stiehlt bei­spiels­wei­se jemand einem Men­schen Geld und schenkt die­ses dann einer ande­ren Per­son, kann die­se das als gut emp­fin­den und den Räu­ber als Wohl­tä­ter, als guten Men­schen. Aus der Sicht des Beschenk­ten ist der Dieb gut, aus der Sicht des Bestoh­le­nen schlecht.

Nach die­ser Defi­ni­ti­on gäbe es »das Gute« gar nicht, son­dern nur »Vor­teil­haf­tes«.

Der sün­di­ge Gott

Es gibt sie­ben soge­nann­te bibli­sche Tod­sün­den: Maß­lo­sig­keit, Hab­gier, Träg­heit, Wol­lust, Hoch­mut, Neid und Zorn. Eini­ge davon begeht Jeho­va selbst.

Zorn: Oft wird in der Bibel vom Zorn Got­tes gespro­chen. Zor­nig ist er ziem­lich oft, bei­spiels­wei­se wenn er gan­ze Städ­te oder Völ­ker aus­lö­schen lässt, oder bei der Sint­flut gleich fast alle Men­schen. Zorn ist eine extrem impul­si­ve und mensch­li­che Gemüts­er­re­gung, nicht sel­ten mit Gewalt­aus­brü­chen gekop­pelt und ein Zei­chen von star­ker Unaus­ge­gli­chen­heit.

Neid: Gott bezeich­net sich selbst als eifer­süch­tig. Eifer­sucht ist eine Form des Nei­des. Selt­sa­mer­wei­se ist er eifer­süch­tig auf ande­re Göt­ter, die es gar nicht gibt, da er laut eige­nen Anga­ben der ein­zi­ge exis­tie­ren­de ist. Sein Selbst­be­wusst­sein ist also nicht sehr hoch, wenn er sei­ne Auto­ri­tät von einer fik­ti­ven Kon­kur­renz bedroht sieht.

Träg­heit: Wenn wir wol­len, kön­nen wir Gott auch Träg­heit vor­wer­fen: Träg­heit im Den­ken. Die Träg­heit des Den­kens ist viel­leicht die schlimms­te aller Faul­hei­ten.
Mit einem krea­ti­ven und beweg­li­chen Ver­stand wüss­te Gott, dass man Men­schen mit Gut­mü­tig­keit und Ver­ständ­nis bes­ser zur Folg­sam­keit ani­miert als mit Gewalt­an­dro­hung und Stra­fe. Denn Letz­te­res funk­tio­niert nur vor­über­ge­hend, muss also stän­dig erneu­ert wer­den.

Alles in allem wirkt der bibli­sche Gott wie ein ver­zo­ge­nes Kind, das nie gelernt hat, sei­nen Wil­len zu kul­ti­vie­ren. Von einem all­mäch­ti­gen, unend­lich wei­sen Wesen erwar­tet ich jedoch etwas völ­lig ande­res.

Es ist klar, die­se Eigen­schaf­ten spie­geln nur das Den­ken und die Ängs­te unse­rer archai­schen Vor­fah­ren wider. Doch heu­te soll­ten wir längst wis­sen, sol­che Cha­rak­ter­ei­gen­schaf­ten wider­spre­chen ekla­tant der Defi­ni­ti­on eines guten Got­tes.

Got­tes Lie­be ist nur ein Ide­al

Im 1. Korin­ther Brief Vers 13 steht geschrie­ben, dass es nichts nützt, mit Engels­zun­gen zu reden, alle Geheim­nis­se zu ken­nen, alles Wis­sen und allen Glau­ben zu haben, sein Leben zu opfern und den Armen zu hel­fen – wenn man kei­ne Lie­be kennt.

Die Lie­be ist lang­mü­tig und freund­lich, heißt es dort, eifert nicht, treibt auch kei­nen Mut­wil­len, bläht sich nicht auf und ver­hält sich nicht unge­hö­rig. Sie sucht nicht das Ihre, lässt sich nicht erbit­tern, rech­net das Böse nicht an und freut sich auch nicht über Unge­rech­tig­kei­ten.

Statt­des­sen erfreut sie sich an der Wahr­heit. Die Lie­be erträgt, glaubt, hofft und erdul­det alles und ver­geht nie, steht dort außer­dem.

Der bibli­sche Gott kann das meis­te davon jedoch nicht von sich behaup­ten. Weder ist sei­ne Lie­be lang­mü­tig noch freund­lich. Man­che sei­ner Hand­lun­gen sind mut­wil­lig, also absicht­lich pro­vo­zie­rend. Er selbst ist ziem­lich ver­bit­tert und Geduld gehört auch nicht zu sei­nen Tugen­den. Man­che sei­ne Taten sind ziem­lich unge­recht. Und mit der Wahr­heit hält er es auch nicht so genau, denn manch­mal lügt er unver­fro­ren: Und viel­leicht sei­ne unschmei­chel­haf­tes­te Eigen­schaft: Er ist fähig, Scha­den­freu­de und Rach­sucht zu emp­fin­den.

All das sind die Eigen­schaf­ten eines angeb­li­chen guten Got­tes!

Oft wird in der Bibel von der Groß­zü­gig­keit, Barm­her­zig­keit und Tole­ranz Got­tes gespro­chen. Sei­ne Anhän­ger zitie­ren die­se Eigen­schaf­ten ger­ne. Doch in der Bibel ist kei­ne ein­zi­ge Stel­len zu fin­den, in der er tat­säch­lich ein­mal barm­her­zig ist, jeman­dem sein Ver­ge­hen also ver­zeiht und auf eine Bestra­fung ver­zich­tet. Denn genau das bedeu­tet Groß­zü­gig­keit und Tole­ranz: dem ande­ren sei­ne Mis­se­ta­ten, Regel­ver­stö­ße und Ver­säum­nis­se auch mal zu ver­zei­hen.

Unser Gott ist nur ein all­mäch­ti­ger Mensch

Oft wird vom Wil­len Got­tes gespro­chen. Er will, dass wir an ihn glau­ben, sei­ne Gebo­te ein­hal­ten, auf eine bestimm­te Art leben und Ähn­li­ches mehr.

Zeigt jemand einen Wil­len, zeigt er jedoch auch, dass er unvoll­kom­men ist: Der Wol­len­de ist noch nicht per­fekt, denn er strebt eine Zustands­ver­än­de­rung an. Doch das abso­lut Voll­kom­me­ne strebt nichts an, weil es das nicht kann. Nur das Unvoll­kom­me­ne tut das, hat Inten­tio­nen, stellt Bedin­gun­gen, will sich oder etwas ver­än­dern oder errei­chen. Das trifft sicher­lich auf Men­schen zu, aber nie­mals auf Gott, dem sei­ne Gläu­bi­gen Unend­lich­keit und Voll­kom­men­heit attes­tie­ren.

Ein sol­ches Wesen könn­te nie­mals so etwas unvoll­kom­me­nes wie einen „Wil­len“ besit­zen!

Die typisch mensch­li­chen Eigen­schaf­ten Got­tes

Gott wen­det zur Durch­set­zung sei­ner Inter­es­sen manch­mal bru­ta­le Gewalt an. Die­se Vor­ge­hens­wei­se ist – wie jeder weiß – typisch mensch­lich (und tie­risch natür­lich auch).

Gewalt­an­wen­dung ist jedoch die pri­mi­tivs­te aller Pro­blem­be­wäl­ti­gungs­me­tho­den. Und so, wie wir in unse­ren Hei­li­gen Schrif­ten Gott beschrei­ben, ist er sehr gewalt­tä­tig. Nicht sel­ten ver­hält er sich auf eine Wei­se, die einem guten und sou­ve­rä­nen Gott unwür­dig sind. Das degra­diert ihn zu einen Men­schen mit all­mäch­ti­gen Fähig­kei­ten:

  • Er hat Bedürf­nis­se – genau wie ein Mensch.
  • Er stellt Bedin­gun­gen – genau wie ein Mensch.
  • Er hat Plä­ne – genau wie ein Mensch.
  • Er ist eifer­süch­tig – genau wie ein Mensch.
  • Er kennt Hass und Lie­be – genau wie ein Mensch.
  • Er will, dass an ihn geglaubt wird – genau wie ein Mensch.
  • Er ist jäh­zor­nig – genau wie ein Mensch.
  • Er kennt Genug­tu­ung – genau wie ein Mensch.
  • Er ist unge­dul­dig – genau wie ein Mensch.
  • Er sagt manch­mal die Unwahr­heit – genau wie ein Mensch.
  • Er bricht manch­mal sei­ne Ver­spre­chen – genau wie ein Mensch.
  • Er ist manch­mal unge­recht und will­kür­lich – genau wie ein Mensch.
  • Er ist grau­sam und gewalt­tä­tig – genau wie ein Mensch.
  • Er ist besitz­ergrei­fend – genau wie ein Mensch.
  • Er ist unzu­ver­läs­sig – genau wie ein Mensch.
  • Er ist unzu­frie­den – genau wie ein Mensch.
  • Er ist rach­süch­tig – genau wie ein Mensch.

All die­se Eigen­schaf­ten und Ambi­tio­nen sind nicht gött­lich, son­dern typisch mensch­lich.

Sie spie­geln die Inten­ti­on eines ego­zen­tri­schen Wil­lens wider. Gäbe es tat­säch­lich die­sen „Gott“, stän­de es schlecht um die Mensch­heit. Wir wären den Lau­nen und der Will­kür eines Wesens aus­ge­lie­fert, das nicht zurech­nungs­fä­hig ist, wäh­rend es die Macht besitzt, abso­lut alles zu ver­nich­ten.

Zur Trau­er, zum Mit­ge­fühl und zur Selbst­kri­tik ist Jeho­va übri­gens nicht fähig, obwohl die­se Fähig­kei­ten zu den wich­tigs­ten über­haupt zäh­len, die ein intel­li­gen­tes und krea­ti­ves Lebe­we­sen haben soll­te.

Die see­li­sche Unvoll­kom­men­heit Got­tes

Eine steinerne Statur mit zwei maskenhaft stilisierten Gesichtern.

Jesus droht irgend­wo im Neu­en Tes­ta­ment den Ungläu­bi­gen mit ewi­gen Höl­len­qua­len. Wäre er tat­säch­lich so fort­schritt­li­che, wie es ihm sei­ne Fans ger­ne unter­stel­len, wür­de er statt­des­sen Sachen sagen wie:

„Es ist nicht wich­tig, ob ihr glaubt oder nicht glaubt. Wich­tig ist, dass ihr fried­lich und freund­lich durchs Leben geht. Denn letzt­end­lich ist das alles, was mein Vater sich von euch wünscht.“

Doch für Fried­lich­keit und Freund­lich­keit inter­es­siert sich Jeho­va noch nicht ein­mal am Ran­de. Haupt­säch­lich geht es ihm um Aner­ken­nung. Er for­dert Respekt dafür ein, dass er ein unend­li­ches, omni­po­ten­tes Lebe­we­sen mit unend­li­cher Macht ist, das alles ver­nich­ten kann, wenn ihm danach ist. Dafür möch­te er Respekt in Form von Anbe­tung, Gehor­sam und auch Angst.

Das Bedürf­nis nach Aner­ken­nung und Unter­wer­fung ist ein Aus­druck see­li­scher Unrei­fe. Es kann einem gött­li­chen Lebe­we­sen, das über allem steht und ewig gren­zen­los jen­seits von Raum und Zeit exis­tiert, nie­mals ange­mes­sen sein.

Selt­sa­mer­wei­se stö­ren sich sei­ne Anhän­ger nicht an dem rach­süch­ti­gen Cha­rak­ter ihres Got­tes, dem Schöp­fer des Uni­ver­sums. Es ist ihnen auch egal, dass er eifer­süch­tig und hin­ter­lis­tig sein kann bzw. über­haupt die Fähig­keit besitzt, es sein zu kön­nen! Ich fin­de, Rach­sucht, Eifer­sucht und Hin­ter­list sind Bestand­tei­le eines unrei­fen Bewusst­seins.

Der böse Gott

Theo­di­zee beschäf­tigt sich mit dem Wider­spruch, dass Gott das Böse und Leid in der Welt zulässt, obwohl er es ver­hin­dern könn­te. Dabei über­se­hen oder igno­rie­ren wir, dass Gott einen nicht unbe­deu­ten­den Teil des Lei­des und der Unge­rech­tig­keit (zumin­dest in archai­schen Zei­ten) selbst in die Welt setzt.

In der Bibel wer­den die Grau­sam­kei­ten und Unge­rech­tig­kei­ten Jeho­vas aus­führ­lich doku­men­tiert und detail­reich beschrie­ben. Der bibli­sche Gott zet­telt Krie­ge an, befiehlt Völ­ker­mord sowie schreck­li­che Grau­sam­kei­ten und bestraft sei­ne Anhän­ger, soll­ten die­se einen Feind aus­nahms­wei­se ein­mal ver­scho­nen. Die Theo­di­zee soll­te sich also eher mit fol­gen­der Fra­ge befas­sen:

War­um hal­ten wir an einem Gott fest, der nach­weis­lich nicht gut ist?

Denn ein guter Gott tötet kei­ne Unschul­di­gen (und idea­ler­wei­se auch kei­ne Schul­di­gen), brand­schatzt nicht und befiehlt auch kei­ne Gräu­el­ta­ten – selbst in „jun­gen Jah­ren“ nicht. Das soll­te selbst­ver­ständ­lich sein.

Der heuch­le­ri­sche Gott

Jeho­va ist manch­mal unehr­lich und hin­ter­lis­tig: So ver­birgt er sich laut Bibel absicht­lich vor ande­ren Völ­kern, nur um die­se dann für ihren Nicht­glau­ben bestra­fen zu kön­nen. Heut­zu­ta­ge nen­nen wir ein sol­ches Ver­hal­ten Zynis­mus der übels­ten Sor­te.

Lot, der sei­ne Töch­ter sexu­ell miss­braucht und dann dem Mob vor­wirft, nur damit zwei Engel nicht beläs­tigt wer­den, ist ein Lieb­ling Got­tes. Das sagt viel!

Als Gott die letz­ten Pla­gen über das ägyp­ti­sche Reich kom­men lässt, bricht er sein Ver­spre­chen, die Pla­gen ein­zu­stel­len, wenn der Pha­rao die Juden frei­lässt. Denn der hat­te bereits ange­kün­digt, das zu tun. Statt­des­sen ver­här­tet Gott das Herz des Pha­ra­os! Die letz­ten Pla­gen waren also nichts wei­ter als pri­mi­ti­ve, ordi­nä­re Rache.

An die­sen paar Bei­spie­len ist abzu­le­sen, in Wirk­lich­keit gibt es kei­nen Wider­spruch: Es gibt das Böse und das Leid nicht nur, weil Gott es „zulässt“ – er selbst ist Teil der Ursa­che.

„Mein ist die Rache“, spricht Gott im Brief an die Römer. Das hört sich an, als wür­de er sich schon hän­de­rei­bend dar­auf freu­en. Und tat­säch­lich: Manch­mal kon­stru­iert er absicht­lich eine Kon­flikt­si­tua­ti­on, um anschlie­ßend einen Grund zu haben, sich „rächen“ zu dür­fen.

Ich fin­de, beschä­men­der und ent­lar­ven­der kann es für einen angeb­lich guten Gott und sei­ner Fan-Gemein­de gar nicht mehr sein.


23 Gedanken zu „Gott“

  1. Wie mir scheint, hast du über eine Men­ge Din­ge in dei­nen bis­he­ri­gen Leben
    reflek­tiert.

    Die­se mühe machen sich lei­der heu­te die meis­ten Men­schen nicht,
    daher kom­men, die gro­ßen Pro­ble­me vor allen im west­li­chen Kul­tur­kreis
    aus mei­ner Sicht.

    Aller­dings mei­nem Gott, als Tyran­nen dar­zu­stel­len ist uner­träg­lich!

    Nenn mir ein Fall, in den letz­ten Jahr­zehn­ten, in dem Gott per­sön­lich einen
    Völ­ker­mord beging, Men­schen fol­ter­te oder zer­stü­ckel­te.
    (Mir ist auch kein Fall aus der Geschich­te bekannt.)

    In mei­ner Lebens­zeit, das sind inzwi­schen doch schon eini­ge Jahr­zehn­te, wur­den
    und wer­den die grau­sams­ten Ver­bre­chen began­gen. Doch bis­her nie von Gott!
    Es waren immer bös­ar­ti­ge Men­schen.

    Wenn man Gott etwas vor­wer­fen kann, dann sei­ne Tole­ranz. Und sei­nen Glau­be
    an die Mensch­heit.

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    • Wie mir scheint, hast du über eine Men­ge Din­ge in dei­nen bis­he­ri­gen Leben reflek­tiert.

      Ich weiß nicht … eigent­lich nicht beson­ders viel. Was ich hier schrei­be, hat mit mir nichts zu tun.

      Aber wie es scheint, hast du nicht über dein Leben nach­ge­dacht. Denn du soll­test es eher als uner­träg­lich fin­den, dich als ver­nunft­be­gab­tes Wesen im 21. Jahr­hun­dert an den 3000 Jah­re alten Vor­stel­lun­gen unse­rer archai­schen Vor­fah­ren zu ori­en­tie­ren. Denn nichts ande­res tust du. Du soll­test dich fra­gen, wie es dazu kom­men konn­te.

      Die­se mühe machen sich lei­der heu­te die meis­ten Men­schen nicht, daher kom­men, die gro­ßen Pro­ble­me vor allen im west­li­chen Kul­tur­kreis aus mei­ner Sicht.

      Na ja, viel­leicht war das vor 100 oder 200 hun­dert Jah­ren noch so, doch inzwi­schen kann man das über den west­li­chen Kul­tur­kreis nicht mehr sagen. In den meis­ten euro­päi­schen Staa­ten kön­nen die Men­schen inzwi­schen rela­tiv frei ihr eigens Leben gestal­ten und brau­chen kei­ne Angst mehr haben, dass sie umge­bracht oder ins Gefäng­nis gesteckt wer­den, wenn sie die Regie­rung, den Herr­scher oder die Reli­gi­on kri­ti­sie­ren. Das ist eine gro­ße und sehr wert­vol­le Errun­gen­schaft.

      Aller­dings mei­nem Gott, als Tyran­nen dar­zu­stel­len ist uner­träg­lich!

      Ich spre­che vom bibli­schen Gott, dem mytho­lo­gi­schen Gott, der in der Bibel beschrie­ben wird, dem Gott, der eine Pro­jek­ti­on der ethi­schen Defi­zi­te unse­rer archai­schen Vor­fah­ren ist. Das soll­te klar sein. Mehr­mals schickt er laut Bibel sein aus­er­wähl­tes Volk los, um ein ande­res Volk aus­zu­lö­schen. So etwas macht ein guter Gott nicht. Das müss­test du eigent­lich wis­sen. Beson­ders im Deu­te­ro­no­mi­um wer­den vie­le Grau­sam­kei­ten geschil­dert. Das weißt du bestimmt viel bes­ser als ist.
      Außer­dem lügt und betrügt Gott manch­mal und hin­ter­häl­tig ist er eben­falls. Das stößt dich nicht ab? Beson­ders ungött­lich und unreif sind sei­ne Nei­gun­gen zur Eifer­sucht und Rach­sucht. Eifer­sucht und Rach­sucht zeu­gen von einem labi­len, unrei­fen Cha­rak­ter. Oder etwa nicht?

      Also: Was soll dei­ne Empö­rung? Jeho­va soll ein fried­li­cher, freund­li­cher, groß­zü­gi­ger und ver­ständ­nis­vol­ler Gott sein? War­um ist in der Bibel davon nichts zu lesen?

      Nenn mir ein Fall, in den letz­ten Jahr­zehn­ten, in dem Gott per­sön­lich einen Völ­ker­mord beging, Men­schen fol­ter­te oder zer­stü­ckel­te. (Mir ist auch kein Fall aus der Geschich­te bekannt.) In mei­ner Lebens­zeit, das sind inzwi­schen doch schon eini­ge Jahr­zehn­te, wur­den und wer­den die grau­sams­ten Ver­bre­chen began­gen. Doch bis­her nie von Gott! Es waren immer bös­ar­ti­ge Men­schen.

      Was hat dei­ne Lebens­zeit damit zu tun? Wie kommst du nur dar­auf, dass ich vom 20. Jahr­hun­dert spre­che? Das ist mir abso­lut unbe­greif­lich.

      Es spielt also kei­ne Rol­le, dass Gott in den letz­ten Jahr­zehn­ten oder Jahr­hun­der­ten nicht mehr per­sön­lich in Akti­on getre­ten ist. Der Samen der gött­lich tole­rier­ten Gewalt wur­de vor 3000 Jah­ren gesetzt und wirkt bis heu­te wei­ter. Du darfst nicht ver­ges­sen, dass der Glau­be an Gott sich über die Jahr­tau­sen­de nur des­we­gen hal­ten konn­te, weil er so typisch mensch­lich ist.

      Das ist übri­gens bei allen Göt­tern so: Mard­uk und Tiamat, die grie­chi­schen, römi­schen, indi­schen oder azte­ki­schen Göt­ter und was es sonst noch gibt: Sie sind fast alle extrem gewalt­tä­tig, grau­sam und hin­ter­häl­tig – also typisch mensch­lich. Und Jeho­va macht da kei­ne Aus­nah­me. Er hat sich nur im Lau­fe der letz­ten Jahr­hun­der­te kul­ti­viert, weil wir uns etwas kul­ti­viert haben.

      Das Gute begeht ein­fach kei­ne Schre­ckens­ta­ten – aus kei­nem Grund und in kei­ner Pha­se. Da gibt es nichts zu dis­ku­tie­ren oder zu rela­ti­vie­ren. Das ver­steht sich von selbst, denn »Gut« kann kei­ne Defi­ni­ti­ons­sa­che sein. Andern­falls wäre es mehr oder weni­ger bedeu­tungs­los. Das Gute mor­det nicht, betrügt nicht, und ist auch nicht rach­süch­tig usw.

      Wenn man Gott etwas vor­wer­fen kann, dann sei­ne Tole­ranz. Und sei­nen Glau­be an die Mensch­heit.

      Du meinst, der bibli­sche Gott ist tole­rant, mög­li­cher­wei­se sogar zu tole­rant? Wo hast du denn das her? Lies die Bibel. Für das kleins­te Ver­ge­hen wird man von Gott aufs Schreck­lichs­te bestraft. Bei­spiel: Lots Frau dreht sich aus Neu­gier um und wird als Stra­fe in eine Salz­säu­le ver­wan­delt. Das ist äußerst into­le­rant. Tole­rant wäre es gewe­sen, wenn Gott gesagt hät­te: „Okay, ich hat­te dir zwar ver­bo­ten, noch ein­mal zurück­zu­bli­cken, aber ich kann ver­ste­hen, dass du neu­gie­rig warst. Schwamm drü­ber.“

      Ande­rer­seits: Wer im Namen Got­tes Wider­li­ches tut, gilt als gerecht. Bei­spiel: Lot lie­fert sei­ne Töch­ter (die er zuvor sexu­ell miss­braucht hat, was Gott selt­sa­mer­wei­se nicht stört) dem Mob aus, damit zwei Engel (denen sowie­so nichts pas­siert wäre) nicht „beläs­tigt“ wer­den. So etwas gefällt dir? So etwas fin­dest du gerecht? Die­se Geschich­te spie­gelt nur das unrei­fe Gerech­tig­keits­ver­ständ­nis unse­rer archai­schen Vor­fah­ren wider.

      Und dass HEU­TE so vie­le Men­schen (bei­spiels­wei­se du) sich davon nicht abge­sto­ßen füh­len, ist der eigent­li­che Skan­dal.

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  2. Viel­leicht ist es aus guten Grün­den so ein­ge­rich­tet, dass wir Men­schen nur Ahnun­gen und
    Vor­stel­lun­gen von „Gott“ haben kön­nen.
    Nie­mals sprach er in mensch­li­che Gehör­gän­ge!
    Das bibli­sche arge Got­tes­bild, von Men­schen gebas­telt und gemalt, ist zur Zeit ganz zer­bro­chen.

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  3. Was ist Gott? Uns allen fehlt die Defi­ni­ti­on.
    Als die jun­ge Minis­te­rin Schrö­der mal sag­te, even­tu­ell kön­ne man auch „das Gott“ sagen, reg­ten sich die meis­ten Zei­tungs­le­ser sehr auf, aber ich nei­ge auch zu sol­chen und ähn­li­chen Über­le­gun­gen.
    Ich ahne, dass „Gott“ nicht all­mäch­tig ist und auch nicht hiera­chisch hoch über uns wie ein Kai­ser oder Dik­ta­tor.

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  4. In Punk­to Reli­gi­on soll es sowie­so nur dar­um gehen, dass wir in guter Gesin­nung, also in gutem Geist mit uns und ande­ren Leu­ten umge­hen. Das ist der Sinn unse­res Lebens. Alles ande­re bringt gro­ßes Unglück und zwar nach­hal­tig.

    Den Him­mel und die Höl­le kön­nen wir in uns und rings­her­um bau­en. Wir nei­gen mehr zum Letz­te­rem – lei­der.
    Die Men­schen kom­men mir auch reli­gi­ös sehr ver­letzt vor.
    Das Lau­schen in die eige­ne Inner­lich­keit hilft mir sehr in die­ser har­ten Umbruchs­zeit.

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    • Dan­ke für dei­ne anre­gen­den Gedan­ken.

      Viel­leicht ist es aus guten Grün­den so ein­ge­rich­tet, dass wir Men­schen nur Ahnun­gen und Vor­stel­lun­gen von „Gott“ haben kön­nen.

      Aber von wem könn­te das ein­ge­rich­tet sein?

      Das bibli­sche arge Got­tes­bild, von Men­schen gebas­telt und gemalt, ist zur­zeit ganz zer­bro­chen.

      Fragt sich nur, war­um wir ein sol­ches Got­tes­bild haben. Ohne Zwei­fel reflek­tiert es die Asso­zia­tio­nen unse­rer archai­schen Vor­fah­ren. Aber gäbe es heut­zu­ta­ge über­haupt Reli­gi­on, den Glau­ben an ein außer­uni­ver­sel­les Super­we­sen, wenn unse­re archai­schen Vor­fah­ren die Reli­gi­on nicht „erfun­den“ hät­ten? Ich fin­de, das ist eine berech­tig­te Fra­ge.

      Was ist Gott? Uns allen fehlt die Defi­ni­ti­on.

      Ich ver­mu­te, Gott ist das, was wir uns dar­un­ter vor­stel­len. Jeder bas­telt sich sei­nen Gott nach sei­nen per­sön­li­chen Bedürf­nis­sen zurecht. Das war vor 3000 Jah­ren so und ist es heu­te bestimmt auch noch.

      In Punk­to Reli­gi­on soll es sowie­so nur dar­um gehen, dass wir in guter Gesin­nung, also in gutem Geist mit uns und ande­ren Leu­ten umge­hen.

      Das könn­te das Ide­al sein. Doch dafür brau­chen wir kei­ne Reli­gio­nen. Um freund­lich und fried­lich zu sein, sind Reli­gio­nen oder der Glau­be an einen Gott nicht nötig. Man­che Leu­te ani­miert die Reli­gi­on zum Guten, doch viel­leicht noch mehr Leu­te wer­den von ihr zum Schlech­ten ani­miert. Wer fried­lich und freund­lich ist, ist es meis­tens unan­hän­gig von irgend­ei­ner Reli­gi­on.

      Gibt es also ein außer­uni­ver­sel­les Super­we­sen, außer wir asso­zi­ie­ren es? Ist viel­leicht jede Form der Reli­gio­si­tät auf direk­te oder indi­rek­te Indok­tri­na­ti­on zurück­zu­füh­ren? Kön­nen wir wirk­lich ganz sich sein, dass wir nicht mani­pu­liert wor­den sind?

      Soviel auf die Schnel­le zu dei­nen wirk­lich anre­gen­den Gedan­ken.

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  5. Über das In-sich-lau­schen las ich letz­tes Jahr noch etwas, als ich mich über die jet­zi­ge Ent­wick­lung der Quä­ker, also der Ahnen mei­ner eige­nen Kin­der noch genau­er infor­mie­ren woll­te.
    Dabei erkann­te ich die Gefahr, dass ein Denk­feh­ler pas­siert und auch im Aus­land oft publi­ziert wird, als sei das, was die inners­te Inner­lich­keit eines jeden Men­schen aus­macht,
    ein­fach das Gewis­sen ist.

    Es ist aber viel mehr! Zum Bei­spiel Krea­ti­vi­tät, Ver­söh­nung, Freu­de, Echt­heit, Zunei­gung, Fest­lich­keit, Auf­er­ste­hung indi­vi­du­ell und in Gemein­schaft.

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    • Doch was ist Gewis­sen? Hat jeder Mensch eins? Und wenn ja, ist es bei allen gleich?

      Es gibt Men­schen, die kein Gewis­sen zu haben schei­nen. Ist das Gewis­sen die­ser Leu­te viel­leicht ver­küm­mert oder unter­drü­cken sie es nur? (Und falls Letz­te­res zutrifft, wie machen sie das? Bewusst oder unbe­wusst?) Oder haben sie tat­säch­lich keins?

      Ist Gewis­sen etwas, was wir ler­nen kön­nen oder bringt jeder eins ins Leben mit, das dann kul­ti­viert wer­den muss?

      Das sind Fra­gen, die ich mir nicht wirk­lich beant­wor­ten kann, denn dafür müss­te ich in die Köp­fe der Leu­te rein­schau­en kön­nen.

      Es gibt Men­schen, die es nicht mögen, wenn ande­re Lei­den und es gibt Men­schen, denen das Leid ande­rer völ­lig egal ist und es gibt Men­schen, denen es sogar gefällt, wenn ande­re lei­den.
      Wie ist es mög­lich, dass wir so unter­schied­lich sind? War­um wol­len nicht alle eine fried­li­che und freund­li­che Welt? War­um sind man­che (viel­leicht sogar vie­le) Men­schen zur Krea­ti­vi­tät unfä­hig?

      Viel­leicht sind die­se Fähig­kei­ten (Krea­ti­vi­tät, Ver­söh­nung, Freund­lich­keit usw.) tat­säch­lich nur in uns ver­schüt­tet, wenn wir sie nicht zu haben schei­nen. Viel­leicht gibt es aber auch wirk­lich Men­schen, die die­se Fähig­kei­ten schlicht und ein­fach nicht besit­zen (die Ver­an­la­gung zur Krea­ti­vi­tät) und es des­we­gen es auch nicht mög­lich ist, sie ihnen zu leh­ren.

      Also … ich habe kei­ne Ahnung. Viel­leicht gibt es ja einen gan­zen ande­ren Grund für das alles, der mir nicht bekannt ist.

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  6. Mit­ge­fühl

    Baff bin ich über mich, dass ich seit weni­gen Jah­ren genau das mei­ne, was ich frü­her immer bekämpf­te, gefähr­lich deter­mi­nis­tisch emp­fand:

    Wir Men­schen tun halt das, was sie zur Zeit kön­nen. Ich kann das und das nicht von mir und schon gar nicht von ande­ren Leu­ten erwar­ten.
    Mit­ge­fühl ist höchst­wahr­schein­lich auch erb­lich bedingt.

    Ich spa­zier­te mit einem älte­ren Herrn im schö­nen Son­nen­schein in der City von Mön­chen­glad­bach. Und andau­ernd hat­te ich das Gefühl, er sei in in einem gro­ßen, schön geputz­ten Glas­kas­ten ein­ge­sperrt. Auch wäh­rend unse­res Gedan­ken­aus­tau­sches kam er nicht her­aus.
    Mein gan­zes Leben lang kann­te ich ihn und mache mir nun noch mehr Gedan­ken,
    lie­bend um ihn.

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  7. Es ist schon vor­ge­kom­men, dass Men­schen­af­fen ein schla­fen­des Baby aus dem im Gar­ten ste­hen­den Kin­der­wa­gen gekid­nappt haben und mit ihm sehr weit, jen­seits aller mensch­li­chen Sied­lun­gen, weg­ge­lau­fen sind und sei­ne Eltern es nie­mals mehr gese­hen haben, weil die Poli­zei nach einem ande­ren Ent­füh­rer
    – sie­he den Fall Lind­bergh in USA – gesucht haben.
    Sol­che klei­nen Men­schen ster­ben trotz ihres Refle­xes, sich im Fell der Affen­mut­ter sehr fest­kral­len zu kön­nen frü­her oder spä­ter. Stel­len wir uns vor, dass es ein Kind geschafft hat,
    12 Jah­re zu über­le­ben und ohne jemals einen Men­schen gese­hen­zu haben.
    Was denkt und fühlt es dann??????
    Ja, man kann dies dann PHi­lo­so­phie­ren, Theo­lo­gi­sie­ren nen­nen!

    Mir selbst ging es näm­lich so!
    Im gro­ßen Kreis Ver­wand­ter erzähl­te mei­ne Mut­ter aus­führ­lich, dass und wie ich mit Pup­pen spie­le. Mein Cou­sin Fer­ry Hirsch­mann war gera­de Stu­dent gewor­den und ich schäm­te mich der­art, dass ich in die­ser Run­de anfing, furcht­bar zu flen­nen und ein­fach nicht auf­hö­ren konn­te und trotz­dem nicht aus dem Zim­mer ging…

    Ich ent­schloss mich, nie mehr im Leben mit Pup­pen zu spie­len und lieh mir zur Freu­de der kin­der­rei­chen oft müden Nach­ba­rin­nen dort fast sämt­li­che Babys aus. Es wun­dert mich jetzt, dass sie mich – doch wirk­lich klein- auch lan­ge Stre­cken z.B. Die 3 km zur Donau den Kin­der­wa­gen schie­ben lie­ßen. Auf einer Brü­cke sprach mich auch eine frem­de Frau ein­mal dar­auf­hin an.

    Ich konn­te das klei­ne Gesicht beim Gehen nicht gut sehen, setz­te den weni­ge Mona­te alten Bognar­jun­gen des­halb auf, stütz­te ihn gut mit dem Kis­sen ab und fuhr wei­ter mit dem Blick auf ihn.
    Ich weiß, dass es nicht die braun­äu­gi­ge Hei­di Uber war, denn ich sah in hel­le blaue Augen.
    Und dann erschrak ich von einem Moment auf den ande­ren von die­sem Blick!
    Es war Ehr­furcht! Und der Gedan­ke: „Das ist ja Gott!“ „Der Blick ist Gott!“ Oder „Rai­ner ist Gott!“

    auch nicht

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    • So könn­ten Reli­gio­nen ent­stan­den sein: Man weiß von nichts, hat aber einen fra­gen­den, suchen­den Ver­stand. Die Fra­gen wer­den wahr­schein­lich von der Situa­ti­on des Kin­des abhän­gen. Hat es ein erfüll­tes, glück­vol­les Leben, wird es viel­leicht nie­mals nach dem War­um und den wei­ter­füh­ren­den Hin­ter­grün­den sei­ner Exis­tenz fra­gen. Hat es das nicht, dann stellt es sich sol­che Fra­gen viel­leicht. Dann kommt es auf das Asso­zia­ti­ons­ver­mö­gen des Kin­des an. Die Ant­wor­ten müs­sen dann aller­dings kei­nen theo­lo­gi­schen Cha­rak­ter besit­zen. Theo­lo­gie ist für mich sowie nur der Ver­such, der Reli­gi­on eine phi­lo­so­phi­sche Tie­fe zu ver­lei­hen (anzu­dich­ten), die sie eigent­lich nicht hat.

      In den Augen eines klei­nen Kin­des – beson­ders wenn es erst ein paar Wochen alt ist – glau­ben wir oft den Blick oder das Ant­litz Got­tes erken­nen zu kön­nen. Die­ses Kind ist noch voll­kom­men offen und unbe­schrie­ben, wur­de also noch nicht kon­di­tio­niert und des­we­gen scheint es für uns rein und unver­dor­ben zu sein – eben gött­lich.

      Lei­der nei­gen wir dazu, uns als Kin­der der Erwach­se­nen­welt mehr anzu­pas­sen, als es eigent­lich gut ist. Wir wol­len ja geliebt und aner­kannt wer­den und sind abhän­gig vom Wohl­wol­len der Erwach­se­nen und besit­zen natür­lich noch nicht die Mög­lich­keit, die­sen Mecha­nis­mus zu durch­schau­en. Und selbst wenn wir es täten: Unse­re Abhän­gig­keit von den Erwach­se­nen ist ein­fach zu groß, als dass wir uns dage­gen weh­ren kön­nen. Auf die eine oder ande­re Art wer­den wir also unglück­lich, sodass der gött­li­che Fun­ken in unse­ren Augen bald ver­lischt.
      Und so kann es pas­sie­ren, dass wir (als beson­ders sen­si­ble und neu­gie­ri­ge Kin­der) uns eine Ersatz­welt schaf­fen – unbe­wusst – in der wir die Gefüh­le aus­le­ben kön­nen, die uns die Erwach­se­nen­welt nicht erlaubt.

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  8. Die mensch­li­chen Eigen­schaf­ten, die vor allem oder nur im Alten Tes­ta­ment *Gott* zuge­dacht wer­den, sind nach mei­nem Dafür­hal­ten all­zu mensch­li­che, uner­lös­te Pro­jek­tio­nen mensch­li­chen Seins auf Gott.
    Wenn es Gott, einen All­mäch­ti­gen gibt, wür­digt die­ses Got­tes­bild Gott her­ab. Im mus­li­mi­schen Glau­ben darf man sich kein B i l d , also kei­ne Vor­stel­lung von Gott machen. Des­halb sind auch Bil­der von Allah, Moha­med, sei­nen Pro­phe­ten in einer Moschee nicht erlaubt. Exis­tiert nicht auch im Alten Tes­ta­ment das Ver­bot sich von Gott ein Bild zu machen? Auch in Syn­ago­gen sind m.E. kei­ne Bil­der vom Unaus­sprech­li­chen vor­han­den.
    Die Vor­stel­lung Gott mensch­li­che Eigen­schaf­ten zu geben, ent­spre­chen vor allem den Glau­bens­in­hal­ten des Alten Tes­ta­men­tes und ste­hen im Wider­spruch zum Neu­en Tes­ta­ment.
    Jesus hat mei­nes Wis­sens nicht von Eigen­schaf­ten Got­tes, Gott­va­ter gespro­chen.
    Auch des­halb wird vom „Neu­en Bund“ durch Jesus-Bot­schaf­ten gespro­chen.
    Dem Satz “ Es ist klar, dass die­se Eigen­schaf­ten nur die Ängs­te unse­rer archai­schen Vor­fah­ren wider­spie­geln “ dürf­te eher der Wahr­heit ent­spre­chen.

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    • Nicht nur eine Abbil­dung ist ein Bild – eine Beschrei­bung ist es eben­falls. Viel­leicht sogar ein noch stär­ke­res. In die­sem Sinn gibt es auch im Islam Bil­der von Gott – auch dort wer­den Gott alle mög­li­chen Eigen­schaf­ten nach­ge­sagt. Die ers­te und wich­tigs­te ist wohl sei­ne Grö­ße und Macht, sei­ne zwei­te viel­leicht Grau­sam­keit. In jeder ein­zel­nen Sure steht geschrie­ben, dass die Ungläu­bi­gen und Frev­ler ins Feu­er gewor­fen wer­den sol­len oder das man ihnen kochend hei­ßes Was­ser ein­flö­ßen soll. Das ist eine schlim­me Fol­ter. Auf eine ande­re schlim­me Art fol­tert der alt­tes­ta­men­ta­ri­sche Gott Men­schen – sie­he das Deu­te­ro­no­mi­on. Das sind die Bil­der, die wir uns von Gott gemacht haben. Da braucht es kei­ne opti­schen Abbil­dun­gen. Die mensch­li­chen Eigen­schaf­ten von Gott sind unse­re Bil­der, die wir uns von ihm machen.
      Aber auch im neu­en Tes­ta­ment haben wir Bil­der von Gott. An irgend­ei­ner Stel­le sagt Jesus bei­spiels­wei­se: „… Gott mag es, wenn ihr lei­det …“ Das ist schon ein ziem­lich kras­ses Bild.

      Die Vor­stel­lung Gott mensch­li­che Eigen­schaf­ten zu geben, ent­spre­chen vor allem den Glau­bens­in­hal­ten des Alten Tes­ta­men­tes und ste­hen im Wider­spruch zum Neu­en Tes­ta­ment.

      Aber ist nicht Gott selbst eine rei­ne Vor­stel­lung, also nicht nur sei­ne Eigen­schaf­ten? Und so wider­sprüch­lich sind die­se bei­den Tes­ta­men­te auch nicht. Das neue ist nur mode­ra­ter als das alte – weni­ger men­schen­feind­lich, weni­ger grau­sam – aber nicht ohne Men­schen­feind­lich­keit und ohne Grau­sam­kei­ten. Auch Jesus gibt manch­mal grau­sa­me und men­schen­ver­ach­ten­de Wor­te von sich. So droht er ziem­lich oft mit ewi­gen Höl­len­qua­len, Ver­damm­nis und Ähn­li­chem bzw. von der Straf­an­dro­hung gegen Anders­gläu­bi­ge ganz all­ge­mein. Freund­li­che, ver­ständ­nis­vol­le Men­schen machen so etwas nicht.
      Im Lukas­evan­ge­li­um steht, wenn Jesus sich der Welt erneut offen­bart, wird es so sein, wie zu Zei­ten der Sint­flut. Inhu­ma­ner geht es kaum! (LK. 19; 24, 26–32)

      Und so geht es wei­ter. Auch das neue Tes­ta­ment ist voll von Grau­sam­kei­ten. Sein angeb­lich huma­ner Cha­rak­ter ist nur eine Legen­de, eine Schön­fär­be­rei.

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      • Herr Micha­el,
        Ihr Ein­ge­hen auf mei­nen Kom­men­tar über­zeugt mich nicht. Lukas war kein Zeit­zeu­ge und Jün­ger von Jesus, wie auch ande­re Evan­ge­lis­ten, Apos­teln und ins­be­son­de­re auch Paulus.Von Jesus ist mir gegen­wär­tig nur die Ent­schie­den­heit gegen­über den Geld­wechs­lern im Tem­pel bekannt, die auf eine ange­mes­se­ne und nach­voll­zieh­ba­re Aggres­si­on (= adgre­di) hin­deu­ten. Wenn Sie bit­te Aus­sa­gen von Jesu und nicht sei­nen Apos­teln zitie­ren, die die Grau­sam­keit Jesus bezeu­gen kön­nen. Sei­ne Bot­schaft war ein­deu­tig die Nächs­ten­lie­be, die „Aga­pe“ und nicht Destruk­ti­vi­tät. Sich haupt­säch­lich auf Aus­sa­gen im Alten Tes­ta­ment zu bezie­hen und nicht auf das Neue Tes­ta­ment führt an der Wahr­heit über Jesus vor­bei.

      • Herr oder Frau Ste­pha­noi,
        alles was Sie schrei­ben, stim­men wohl, doch mit der eigent­li­chen Sache oder Fra­ge hat es nur wenig zu tun.

        Als Ers­tes fällt mir auf: Wenn Sie den Aus­sa­gen der Apos­tel und Evan­ge­lis­ten schon nicht trau­en kön­nen, wie kom­men sie dar­auf, den Aus­sa­gen der His­to­ri­ker zu trau­en? Nach wel­chen Kri­te­ri­en gehen Sie vor, wenn sie sagen: „Die­ser Quel­le kann man trau­en, der ande­ren aber nicht?“ Außer­dem ist die Exis­tenz des his­to­ri­schen Jesus kei­nes­falls gesi­chert. Man spricht ledig­lich von einer 50-pro­zen­ti­gen Wahr­schein­lich­keit. Letzt­end­lich ist Jesus also nur eine Legen­de. Und wenn es Jesus tat­säch­lich gege­ben hat, wird er wahr­schein­lich nur einer von vie­len Pre­di­gern gewe­sen sein, den man spä­ter zu dem hoch­sti­li­siert hat, was er heu­te für uns ist. Ähn­lich war es auch bei der Artus-Sage. Die­ser Mecha­nis­mus ist bekannt.

        Als Zwei­tes: Die Aus­sa­gen (von Jesus), die Ihnen gefal­len, stu­fen Sie als authen­tisch ein, die Aus­sa­gen, die Ihnen nicht gefal­len, als etwas, was ihm in den Mund gelegt wur­de. Ihre Vor­ge­hens­wei­se scheint zu sein: „Wenn es mir gefällt, ist es wahr – wenn es mir nicht gefällt, unwahr.“ Anhand die­ser „Kri­te­ri­en“ veri­fi­zie­ren wir meis­tens unse­re soge­nann­ten Wahr­hei­ten.

        Sie Schrei­ben:
        Sich haupt­säch­lich auf Aus­sa­gen im Alten Tes­ta­ment zu bezie­hen und nicht auf das Neue Tes­ta­ment führt an der Wahr­heit über Jesus vor­bei.

        Aber die paar weni­gen Bei­spie­le, die ich zitie­re, sind doch alle aus dem neu­en Tes­ta­ment! Bei mei­nen Zita­ten über Jesus bezie­he ich mich zu 100% auf das neue Tes­ta­ment. Ihren letz­ten Satz ver­ste­he ich des­halb nicht. Das, was Sie in ihrem letz­ten Satz behaup­ten, tue ich schlicht und ein­fach nicht!

        Fest­zu­hal­ten ist: Wenn wir (reli­gi­ös) glau­ben, glau­ben wir stets das, was man uns bei­gebracht hat zu glau­ben. Das geschieht meis­tens in unse­rer Kind­heit. Oder wol­len Sie etwa behaup­ten, dass wir als Erwach­se­ne Jesus „ent­de­cken“? Selbst wenn wir in unse­rer Kind­heit nichts mit Jesus und der Reli­gi­on anfan­gen konn­ten und erst spä­ter zu ihm „gefun­den“ haben, war das nur mög­lich, weil man uns in unse­rer Kind­heit bereits davon erzählt hat­te. Nie­mand ent­deckt die Reli­gi­on als Erwach­se­ner, wenn ihm in sei­ner Kind­heit nicht davon erzählt wur­de. Doch in unse­rer Kind­heit wur­den wir alle indok­tri­niert und mani­pu­liert. Das ist uns sel­ten bewusst und gefal­len tut uns die­se Vor­stel­lung erst recht nicht – des­we­gen leh­nen wir sie ent­schie­den ab.
        In unse­rem Reli­gi­ons­un­ter­richt hat man uns also Legen­den und Mythen erzählt. Man hat uns natür­lich bei­gebracht, zusätz­lich zu glau­ben, dass es kei­ne Legen­den und Mythen sind – denn sonst wür­de das Gan­ze nicht funk­tio­nie­ren.

        Wer glau­ben will, aber nicht an Jesus oder Gott glau­ben kann, der glaubt viel­leicht an UFOs oder Ver­schwö­rungs­theo­rien. Wer auch dar­an nicht glau­ben kann, glaubt viel­leicht an den Kom­mu­nis­mus, Natio­na­lis­mus oder irgend­ei­ne ande­re Ideo­lo­gie. Irgend­et­was fin­den wir halt immer, wor­an wir glau­ben kön­nen, wenn wir uns glau­bend in Leben ori­en­tie­ren wol­len. Ich kann da kei­nen wesent­li­chen Unter­schied erken­nen.

        Übri­gens: „Herr Micha­el“ ist ein wirk­lich schlech­ter Stil. Wenn Sie mich nicht duzen wol­len, soll­ten Sie eine Anre­de weg­las­sen oder im Impres­sum nach­schau­en. Da steht mein Nach­na­me.

      • Zunächst dan­ke für das Ein­ge­hen auf mei­nen Kom­men­tar.
        Ich glau­be und ver­traue auf Bot­schaf­ten ( von Jesus), die eine tie­fe mensch­li­che, exis­ten­zi­el­le Wahr­heit sind und auch psy­cho­lo­gisch nach­voll­zo­gen wer­den kön­nen, wie bei­spiels­wei­se die Berg­pre­digt, die Selig­prei­sun­gen und die Gleich­nis­se. Die­se Aus­sa­gen kamen nicht aus dem Nichts, son­dern müs­sen von einem
        sehr spi­ri­tu­el­len Men­schen aus­ge­spro­chen wor­den sein. Sie wer­den Jesus zuge­spro­chen und haben zwei­tau­send Jah­re über­lebt und sehr vie­le Men­schen tief bewegt. Was spricht dage­gen, dass die­se Wor­te, die die Alte Welt erreicht hat, nicht von einem Jesus gekom­men sind ? Aus der Berg­pre­digt, den Selig­prei­sun­gen, den Gleich­nis­sen spricht eine tie­fe Zuwen­dung und Empa­thie zum Men­schen und zeugt von der zen­tra­len Bot­schaft der Lie­be und nicht der Ver­ur­tei­lung und Ver­dam­mung.
        Die­se Wor­te wur­den ver­mut­lich auch nicht von Apos­teln, Evan­ge­lis­ten und auch nicht der römi­schen Staats­kir­che ver­än­dert, obwohl sie nicht im Inter­es­se der welt­li­chen Macht stan­den.
        Zu den ande­ren Fra­gen möch­te ich ger­ne spä­ter ein­ge­hen.

      • Ich fin­de die Theo­rie von Vic­to­ria Ratio­ni (Das Reli­gi­ons­pa­ra­dox) inter­es­sant, dass die meis­ten reli­giö­sen Men­schen eine man­gel­haf­te Bezie­hung zu ihrem Vater haben … (bei mir stimmt es – trau­rig aber wahr … )
        Leon­hard

  9. Mit Gott hat­te ich den aller­meis­ten Lie­bes­kum­mer und ich stritt viel mit Jesus, jahr­zehn­te­lang.
    Und ein­mal „sag­te“ ich auf dem Weg zum Super­markt hier inner­lich kurz zu ihm:

    Du hast Dich mit Dei­ner kom­pli­zier­ten, wider­sprüch­li­chen Bot­schaft nur 30 Mona­te abge­stram­pelt und wir schmerz­voll jahr­zehn­te­lang!!!“
    Das ist unfair.

    Aber seit ich weiß, dass Jesus ein ein­fa­cher jun­ger Mann war, der über­legt hat und sich prüf­te, ob er in die­ser Zeit der beson­ders gro­ßen Mes­si­as­er­war­tun­gen die­se even­tu­ell stil­len könn­te, müss­te, tut mir das Gan­ze nicht mehr so weh.

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  10. Hal­lo Ste­pha­noi,
    einen Satz schrie­ben Sie miss­ver­ständ­lich: „Lukas ist nicht Augen­zeu­ge gewe­sen wie die ande­ren Evan­ge­lis­ten, beson­ders Pau­lus .……“
    Was mein­ten Sie?
    Es gibt doch kei­nen ein­zi­gen Augen­zeu­gen unter den Ver­fas­sern des Neu­en Tes­ta­ments,
    hier­in sind sich auch die Bibel­treu­en einig. Und Pau­lus war an Erzäh­lun­gen über die Aus­sa­gen des sehr jun­gen, also lebens­un­er­fah­re­nen Jesus (sie­he u.a..seine extrem unver­stän­di­ge Mei­nung über Schei­dung der Ehen, die sowie­so fast immer nicht aus frei­em Ent­schluss zustan­de kamen!) ein­fach nicht inter­es­siert.
    Das erkennt man sehr leicht an den ech­ten, sowie an den, unter sei­nem Namen ver­fass­ten, also drei­zehn!

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  11. Das erkennt man an den drei­zehn Brie­fen des Pau­lus ein­deu­tig.
    Er wird der eigent­li­che Grün­der des Chris­ten­tums genannt. Er hat Chris­tus kre­iert!

    Und die­sen gabes nie. Und der, der Jesus war, hat­te lei­der auch nicht recht.

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  12. Ste­pha­noi,
    ver­zei­hen Sie, im obi­gen Schrei­ben habe ich „Zeit­zeu­gen“ und „Augen­zeu­gen“ gleich­ge­setzt.
    Es ärgert mich, dass ich bei mei­nem jah­re­lan­gen Schrei­ben kei­ne ein­zi­ge Sei­te ohne Feh­ler hin­krie­ge, sei er ethisch oder intel­lek­tu­ell.
    Wich­tig war mir aber zu beto­nen, dass Pau­lus und Jesus sich nie ken­nen­ge­lernt haben, ver­tra­gen hät­ten sie sich aber dabei eh nicht!
    Aber alles hat Sinn. Ohne Feh­ler­quo­te wür­den wir das Suchen nach dem Wah­ren auf­ge­ben,
    Zwi­schen­er­kennt­nis­se miss­ach­ten.
    Tap­fer haben wir zu sehen, dass die Bot­schaft Jesu den unte­ren Level des huma­nen Umgangs mit den doch sowie­so lei­den­den Men­schen ein­fach nicht errei­chen konn­te.

    Guten Wil­lens war der Men­schen­sohn, das Men­schen­kind Jesu, aber fehl­bar.
    Er hat­te teils Empa­thie, aber die Men­schen trotz­dem doch sehr erpresst, ihnen Angst gemacht,
    see­lisch gefähr­li­che ambi­va­len­te, also zwie­späl­ti­ge Got­tes­vor­stel­lun­gen wei­ter wei­ter ver­kün­digt. Dann hat er – wie Pro­phe­ten in der alt­tes­ta­ment­li­chen Zeit – ver­langt, dass wir die­sen Gott lie­ben müs­sen, was doch krank machen kann, wenn man kei­ne schüt­zen­de Non­cha­lance hat.
    Fein­des­lie­be ist eine gute Sache, also gute Gesin­nung auch gegen­über Ter­ro­ris­ten usw.zuhaben,
    aber Jesus lieb­te sei­ne Fein­de nicht!
    Als Kind geschie­de­ner Eltern emp­fand ich fol­gen­den Satz häss­lich, miss­gön­ne­risch, unlie­bend, ja auch undif­fe­ren­ziert:
    „Wer eine Geschie­de­ne freit, ist ein Ehe­bre­cher!“
    Hät­ten die Römer ihn nicht getö­tet, wäre er viel­leicht 60 oder gar 90 Jah­re alt gewor­den, hät­te er sich even­tu­ell sehr geschämt und sich ent­schul­digt, weil er t a t s ä c h l i c h zu vie­len Selbst­tö­tun­gen bei­getra­gen hat.
    Auch wegen sehr vie­len ande­ren Sachen hät­te er sich hof­fent­lich geniert. Dass er nicht erfüll­tes­te Hoff­nun­gen gemacht hat, sich immer wie­der krass wider­spro­chen hat, mensch­li­che See­len defor­mier­te durch über­for­dern­de Auf­la­gen, was dann auch noch 2000 Jah­re zwang­haft wei­ter­ge­ge­ben wor­den ist.
    Fort­set­zung folgt, aber schrei­ben Sie bit­te, bevor ich auf die wich­tigs­ten Über­le­gun­gen ein­ge­he.

    Antworten
    • Bei allem, was wir wis­sen, wis­sen wir tat­säch­lich nichts.
      Ein Bei­spiel:
      Vor 2000 Jah­ren glaub­ten die römi­schen Ärz­te allen Din­gen auf den Grund gegan­gen zu sein.
      Sie wur­den genau­so ver­ehrt und wie Halb­göt­ter behan­delt wie die heu­ti­gen Ärz­te, wel­che ihrer­seits behaup­ten, nun letzt­end­lich alles zu wis­sen.
      Im Jah­re 4000 wer­den Men­schen das­sel­be behaup­ten.
      Genau­so im Jah­re 6000, 8000 usw.
      Doch die Wahr­heit ist, daß wir den Grund allen Seins nie­mals erfah­ren wer­den.
      Jeden­falls nicht, wenn wir die Lösung bei uns Men­schen suchen.
      Man kann sich auch nicht am eige­nen Schopf aus dem Sumpf zie­hen.

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      • Bei allem, was wir wis­sen, wis­sen wir tat­säch­lich nichts.
        Ein Bei­spiel:
        Vor 2000 Jah­ren glaub­ten die römi­schen Ärz­te allen Din­gen auf den Grund gegan­gen zu sein.
        Sie wur­den genau­so ver­ehrt und wie Halb­göt­ter behan­delt wie die heu­ti­gen Ärz­te, wel­che ihrer­seits behaup­ten, nun letzt­end­lich alles zu wis­sen.

        Ich habe noch nie gehört, dass Ärz­te heut­zu­ta­ge behaup­ten, alles zu wis­sen. Wie kommst du dar­auf? Wo hast du das gele­sen?
        Und ob die alten Römer wirk­lich glaub­ten „allen Din­gen auf den Grund gegan­gen zu sein“, bezweif­le ich auch. Mag ja sein, dass ihnen nicht bewusst war, wie wenig sie in Wirk­lich­keit wuss­ten und ihr tat­säch­li­ches Wis­sen des­halb über­schät­zen. Doch auch ihnen wird klar gewe­sen sein, dass es noch viel zu ler­nen gaben.

        Im Jah­re 4000 wer­den Men­schen das­sel­be behaup­ten.
        Genau­so im Jah­re 6000, 8000 usw.

        Klar wird es so sein. Du musst aber auch berück­sich­ti­gen, dass mit dem Zuwachs an Wis­sen auch die Weis­heit zunimmt. Und da die Mensch­heit als Gan­zen heu­te ein klein wenig wei­ser ist als noch vor 2000 Jah­ren, kön­nen wir anneh­men, dass sie in wei­te­ren 2000 Jah­ren wie­der ein klein­we­nig wei­ser sein wird usw. Und die Abstän­de wer­den wahr­schein­lich immer kür­zer.

        Doch die Wahr­heit ist, daß wir den Grund allen Seins nie­mals erfah­ren wer­den.
        Jeden­falls nicht, wenn wir die Lösung bei uns Men­schen suchen.
        Man kann sich auch nicht am eige­nen Schopf aus dem Sumpf zie­hen.

        Genau!
        Du über­siehst dabei aber, dass die Reli­gio­nen genau DAS ver­su­chen: „Die Lösung bei uns Men­schen suchen“ bedeu­tet: mit einem Kon­zept, dass von Men­schen ent­wi­ckelt wur­de, den Grund allen Seins zu erklä­ren. Gott ist ein von Men­schen ent­wi­ckel­tes Kon­zept, es ist unse­rem Ver­stand ent­sprun­gen.

        Vor 3000 Jah­ren war Reli­gi­on, der Glau­be an ein über­na­tür­li­ches Wesen, sozu­sa­gen die Natur­wis­sen­schaft, mit der man sich die Welt erklär­te. Die­se von Men­schen ent­wi­ckel­te Idee eines Schöp­fer­we­sens ist sozu­sa­gen ein stein­zeit­li­cher Ver­such „sich am eige­nen Schopf aus dem Sumpf zu zie­hen“. Eine rei­ne Kopf­ge­burt.

        Also, mit ande­ren Wor­ten sagst du: Reli­gi­on kann uns die Lösung nicht lie­fern.

        Ich sage: Weder Reli­gi­on noch Wis­sen­schaft noch irgend­et­was ande­res kann das.

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