Russland nötigt seine Nachbarländer, der NATO beizutreten
Russland muss einfach nur seine Nachbarländer in Ruhe lassen. Dann hätte keins dieser Länder einen Grund, der NATO beizutreten.
Es ist nicht so, dass Putin vor dem Ukraine-Krieg eine friedliche und freundliche Beziehung zu der Ukraine angestrebt hatte, diese dann aber ohne Grund Mitglied in der NATO sein wollte und Russland so gezwungen wurde, dieses Land anzugreifen.
Inhalt
Hätte Russland die Ukraine also nicht bedroht und angegriffen und auch nicht signalisiert, früher oder später noch andere Nachbarländer dem neuen russischen Großreich eingliedern zu wollen, hätte keins dieser Länder einen Grund gehabt, die NATO um Mitgliedschaft zu bitten.
Putins Behauptung, die Ukraine angriffen zu haben, um die Ausbreitung der NATO im Osten zu verhindern, ist daher eine dreiste Lüge. Die NATO-Beitrittsgesuche Russlands Nachbarstaaten ist nur das Resultat der russischen Aggressionen.
Nicht die NATO will sich im Osten ausbreiten, sondern Russlands Nachbarländer haben einfach nur Angst vor Russland! Nur aus diesem Grund haben diese Länder die NATO um eine Mitgliedschaft gebeten: Sie wollen einfach nicht überfallen werden! Und sie wollen auch kein Vasallenstaat Russlands sein (wie Belarus es ist). Kann man ihnen das etwa verübeln?
Putins wirklicher Grund für seine „militärische Spezialoperation“ ist nur das ukrainische Streben nach Eigenständigkeit, mehr Demokratie und weniger Korruption. Und das kann Putin nicht zulassen.
Angst vor einem Atomkrieg
Putin-Sympathisanten sagen, weil Russland eine Atommacht ist und man keinen Atomkrieg riskieren darf, sollte die Ukraine besser aufgeben. Doch dieses Argument ist konstruiert. Denn wir können davon ausgehen, dass sie das nicht sagen würden, wären die USA der Aggressor in einem solchen Konflikt.
Würden beispielsweise die USA Mexiko überfallen und diesem Land das Existenzrecht absprechen, würden sie nicht sagen, Mexiko solle aufgeben, um keinen Atomkrieg zu riskieren.
Natürlich ist das spekulativ, es ist aber auch bekannt, dass Wagenknecht, Weidel, Lafontaine und andere Russlandfreunde die USA in dem Maße ablehnen, wie sie Russland, den Hauptgegner der offenen und freien Welt, mögen. Deswegen ist die Vermutung nicht abwegig, sie würden in einem solchen Fall sagen: „Das darf man den USA nicht durchgehen lassen. Deshalb müssen wir Mexiko dauerhaft unterstützen, selbst wenn wir damit einen Atomkrieg riskieren.“
Kriegstreiber
Sie sind gegen Waffenlieferungen an die Ukraine, aber nicht gegen Waffenlieferungen an Russland
Putin- und Russland-Sympathisanten sagen natürlich nicht, die Waffenlieferungen an Russland sind gerecht und sollten deshalb weitergehen. Sie sprechen sich aber nicht dagegen aus, so wie sie sich gegen die Waffenlieferungen an die Ukraine aussprechen.
Die Länder, die die Ukraine zur Verteidigung mit Waffenlieferungen unterstützen, werden von Sahra Wagenknecht, Alice Weidel und anderen Putin-Sympathisanten als Kriegstreiber bezeichnet. Doch es ist zynisch, jemanden, der einem Angegriffenen hilft, sich zu wehren, als Kriegstreiber zu bezeichnen.
Kriegstreiber kann stets nur der sein, der den Krieg macht, ihn also begonnen hat. Und ich bin sicher, Wagenknecht und Weidel wissen das auch. Doch wenn Russland ein Land überfällt, gilt diese Regel für sie nicht. Außerdem:
Warum bezeichnen sie nicht auch China, Nordkorea und den Iran als Kriegstreiber? Denn diese Länder liefern Waffen und Kriegstechnik an Russland, die es Putin erst möglich machen, diesen Krieg so lange führen zu können. Ohne diese Lieferungen wäre er vielleicht schon beendet.
Die NATO hat kein Versprechen gebrochen
Die NATO hat niemals gesagt: „Sollte Russland seine Nachbarländer angreifen oder bedrohen, sodass diese dann bei uns um Schutz in Form einer Mitgliedschaft anfragen, werden wir wegschauen und sagen, das geht uns nichts an.“ Putin und seine Sympathisanten tun aber so, als hätte sie das oder etwas Sinngemäßes gesagt. Doch die NATO hat nur gesagt, sich nicht aus expansionistischen Gründen im Osten auszuweiten – und das hat sie auch nicht getan und hat es auch nicht vor.
Durch seinen Angriff auf die Ukraine hat Putin die Ukraine, Schweden und Finnland genötigt oder auch gezwungen, die NATO um einen Beitritt zu bitten. Wie gesagt: Diese Länder haben einfach nur Angst vor Russland. Das ist der einzige Grund für ihr Mitgliedsgesuche bei der NATO.
Deshalb könnte man beinahe denken, Putin hätte bewusst seine Nachbarländer provoziert, damit diese bei der NATO um Mitgliedschaft anfragen und er ihr dann Wortbruch vorwerfen kann.
Friedensappelle der Russlandfreunde
Auf dem Wahlplakat der Partei „Die Basis“ stand: „Wie viele Tote braucht der Frieden?“ Dieser Spruch suggeriert, es wäre besser, die Ukraine kapituliert, damit niemand mehr sterben muss.
Auch Sahra Wagenknecht argumentieren so. Ebenfalls Eugen Drewermann, der früher einmal als fortschrittlicher Theologe galt, jetzt aber nur noch verbittert ist, an weltweite Verschwörungen glaubt (wie beispielsweise die Corona-Lüge und den Great Reset) und Verständnis für pädophile Kleriker hat, macht den „Westen“ für den Ukraine-Krieg verantwortlich. Oskar Lafontaine meint sogar, die USA hätten diesen Krieg schon vor Jahrzehnten geplant.
Des Weiteren Margot Käßmann, die von ihrem Karriere-Knick wohl doch mehr frustriert ist, als sie es in der Öffentlichkeit zeigen kann, Alice Schwarzer, die nicht die Anerkennung bekommt, von der sie denkt, sie würde ihr zusteht, Reichsbürger und natürlich auch viele AfD- und Links-Partei-Wähler inkl. Sahra Wagenknecht-Fans.
Nur keine toten Russen mehr
Doch würde die Ukraine aufgeben, würden das mit Sicherheit nicht bedeuten, dass niemand mehr stirbt: Es würden nur keine Russen mehr sterben – das ist alles! Der Krieg ginge inoffiziell weiter, denn die russischen Soldaten hätten selbstverständlich das starke Bedürfnis, sich an den Ukrainern für ihren massiven Widerstand zu rächen, durch den viele russische Soldaten zu Tode kamen.
Und es ist bekannt, dass in der russischen Armee ein extrem raues und hartes Klima herrscht. Als russischer Soldat hat man es nicht leicht. Die Gewalt, die im Inneren der russischen Arme herrscht, findet natürlich auch im Verhalten der Soldaten gegenüber der Zivilbevölkerung ihren Ausdruck.
Würde die Ukraine also aufgeben, würden das den Tod vieler ukrainischer Zivilisten bedeuten. Man würde foltern und auch viele Frauen vergewaltigen. Das haben die russischen Soldaten bereits seit Beginn ihres Überfalls getan und es gibt keinen Grund anzunehmen, sie würden das nicht mehr tun, nur weil die Ukraine kapituliert. Möglicherweise würde dieses Verhalten zunächst sogar noch zunehmen.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass die oben genannten Personen und Gruppierungen das nicht wissen.
Zynismus und Lebensfrust
Wenn also gefordert wird, die Ukraine sollte sich besser ergeben, damit niemand mehr stirbt, ist das reine Rhetorik und hat auch etwas Zynisches an sich. Es geht diesen Leuten gar nicht um Frieden. Ihr Lebensfrust und ihre Sympathie für Putin und den Autoritarismus sind es, die sie so denken und reden lassen.
Wagenknecht spricht es zwar nicht aus, doch zwischen ihren gesprochenen Zeilen merkt man, dass sie Sachen denkt wie: „So schlimm ist es doch gar nicht, wenn man von Russland überfallen wird. Warum lassen die Ukrainer das nicht einfach geschehen?“
Bei den Putin-Sympathisanten und Russland-Freunden handelt es sich überwiegend um Menschen, die vom Verlauf ihres Lebens aus unterschiedlichen Gründen stark frustriert und enttäuscht sind. Diesen Lebensfrust kompensieren und sublimieren sie, indem sie in der offenen und freien Gesellschaft (den westlichen Demokratien) den eigentlichen Feind der Menschheit sehen (obwohl sie es so radikal wahrscheinlich nicht formulieren würden).
Als verbitterte und autoritär denkende Menschen fällt es ihnen schwer, sich in Krisenzeiten kreativ und lebendig für die Gesellschaft einzusetzen. Hierfür fehlt ihnen die geistige Beweglichkeit. Mit ihrer Sympathie für das autoritäre Regierungsprinzip zeigen sie, von den Herausforderungen und Ansprüchen des 21. Jahrhunderts mental und intellektuell überfordert zu sein.
Neonazis in der Ukraine
Putin behauptet, die Ukraine auch deshalb angegriffen zu haben, weil dort angeblich Neonazis das Land regieren und die Bevölkerung misshandeln. Nazis sind Faschisten und Faschismus ist eine Gewaltherrschaft, der kommunistischen Gewaltherrschaft ähnlich. Nur in den Ideologien unterscheiden sich diese autoritären Staatsformen voneinander – nicht im Charakter.
Als 1939 Nazi-Deutschland die UdSSR überfiel, war es deshalb nicht so, dass zwei unverträgliche politische Systeme aneinandergerieten (so wie Demokratie und Diktatur). Kommunisten und Faschisten benutzen zum Machterhalt das gleiche Herrschaftsinstrument: Gewalt gegen die eigene Bevölkerung und es wird auch sehr viel gelogen, betrogen und manipuliert. Hitler-Deutschland und die UdSSR waren deshalb keine Gegner im eigentlichen Sinn, sondern nur Konkurrenten um die Vorherrschaft.
Heutzutage sind Faschismus und Kommunismus bzw. unterschiedliche Formen der Autokratie keine Konkurrenten mehr, sondern eher potenziell Verbündete. Man erkennt das auch gut daran, dass Linksextremisten und Rechtsextremisten heute gemeinsam gegen etwas demonstrieren, obwohl sie ideologisch doch diametral miteinander verfeindet sind.
Beide haben die gleichen Interessen und Ambitionen (die Herrschaft über das Volk mittels Gewalt), die sie lediglich auf unterschiedliche Arten, mit unterschiedlichen Ideologien rechtfertigen und realisieren.
Neonazis in Russland
Putin begründet unter anderem seinen Krieg gegen die Ukraine mit der Tatsache, dass es in der Ukraine Neonazis gibt. Doch in fast allen Ländern der Erde gibt es heutzutage Neonazis. Selbst in Israel gibt es inzwischen jüdische Neonazis!
Ginge es ihm also um die Bekämpfung von Neonazis, hätte er selbstverständlich erst die im eigenen Land bekämpft. Denn auch dort gibt es heute welche, wahrscheinlich sogar mehr als in der Ukraine. Gegen diese hat Putin jedoch nichts. Sind russische Neonazis denn etwas Gutes (evtl. weil Putin sie für seine Zwecke einsetzen kann)?
Keine Lust, Teil eines demokratischen, offenen und freien Europas zu sein
Putin meint, im 21. Jahrhundert in Europa einen Angriffskrieg gegen ein Nachbarland führen zu dürfen, so als hätte sich die Welt seit den 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts nicht verändert. Doch diese Welt gibt es schon längst nicht mehr.
Russland in Gestalt von Putin will nicht wahrhaben, dass es die Welt und damit den Geist des mittleren 20. Jahrhunderts, das ihn mental geprägt hat, nicht mehr gibt. Er denkt, er hätte das traditionale Recht, seine Nachbarländer als Russlands Einflussbereich zu verstehen und nach belieben über sie verfügen zu können. Dass man ihm dieses Recht nicht zugesteht, verübelt er der westlichen Welt.
Von 50 Jahren hätte die Weltgemeinschaft Russland den Überfall auf ein europäisches Nachbarland wahrscheinlich durchgehen lassen. Doch wir leben heute in einer anderen Welt, in der ein solches imperialistisches Verhalten in Europa nicht mehr geduldet werden kann. Wäre Putin ein Mensch des 21. Jahrhunderts, wüsste er das. Und wären seine Sympathisanten das auch, wüssten sie es ebenfalls.
Russland muss aufhören, eine Bedrohung für seine Nachbarländer zu sein
Die europäische Welt im 21. Jahrhundert kann keine mehr sein, in der ein Land sich einfach ein Nachbarland einverleibt. Das war vor 100 Jahren vielleicht noch üblich und wurde von anderen Ländern toleriert, solange diese selbst darunter nicht zu leiden hatten.
Doch diese Zeiten sind vorbei. Putin hat jedoch nicht verstanden, dass es die Welt von damals nicht mehr gibt. Er wird immer noch vom Geist des Kalten Krieges beherrscht. Deswegen kann die demokratische Weltgemeinschaft es nicht zulassen, was Putin gerade tut.
Als Putin 2001 im Deutschen Bundestag eine Rede hielt und den Kalte Krieg für beendet erklärte, haben alle geglaubt, Russland würde jetzt beginnen sich der Welt zu öffnen und mehr Demokratie zulassen. Doch er hatte wohl eher gedacht, weiterhin eine Politik betreiben zu können, wie sie im 20. Jahrhundert üblich war – nur unbehelligt von den westlichen Staaten.
Seine Ankündigungen von damals waren also eine Lüge mit der Absicht, Deutschland (und den anderen europäischen Länder) eine falsche Realität vorzugaukeln.
Die Lösung:
Russland muss aufhören, eine Gefahr und Bedrohung für seine Nachbarländer zu sein. Putin hat noch nicht verstanden, dass es die Welt des 20. Jahrhunderts nicht mehr gibt. Am besten wäre es, wenn er sofort seine Soldaten zurückzieht und die sogenannte „militärische Spezialoperation“ für gescheitert erklärt. Dann tritt er als Präsident zurück.
Das wäre natürlich sein politisches Ende, doch der Start für ein modernes und zukunftsorientiertes Russland. Und wenn ihm Russland am Herzen läge, würde er seine Karriere auch gerne dafür opfern. Anschließend sollte Russlands neue Regierung diplomatische Beziehungen zum „Westen“ anstreben und versuchen, den entstanden Schaden zu reparieren.
Das wird höchstwahrscheinlich nicht passieren – trotzdem würde es funktionieren. Doch so wie es aussieht, interessiert sich Putin nicht für Russland, sondern nur für sich selbst.
Putins Politik
Wenn sich Russland in Gestalt von Putin gedemütigt oder ungerecht behandelt fühlt (Richard David Precht hat es sinngemäß so gesagt), liegt das nicht an einer ungerechten Behandlung vom Westen und der NATO. Russland hat sich durch sein aggressives Verhalten lediglich isoliert und so gezeigt, kein Teil einer freien und offenen Welt sein zu wollen.
Putin führte Krieg gegen Tschetschenien, Abchasien, Südossetien und Georgien, bedroht allgemein seine Nachbarstaaten und lässt oppositionelle Politiker umbringen, sowie andere unliebsame Person, beispielsweise kritische Journalisten. Außerdem hilft er Syriens Diktator Assad dabei, das syrische Volk zu bekämpfen. All das macht er vor der Weltöffentlichkeit.
Dass Länder wie Estland, Lettland und Litauen der NATO beigetreten sind, hat Putin durch sein Drohverhalten gegen diese Länder selbst provoziert. Hätte sich Russland als freundliches und friedliches Nachbarland gezeigt, hätten diese Länder keinen Grund gehabt, der NATO beizutreten und es auch nie getan.
Verständnis für Putins Aggressivität
Wie ist es möglich, dass Putins Sympathisanten (die sich selbst als Demokraten bezeichnen) Putin sein demokratiefeindliches Verhalten nicht übel nehmen? Schließlich lässt er keine Kriminellen oder Terroristen umbringen oder wegsperren. Und die Kriege, die er führt, sind keine Verteidigungskriege. Die Leute, die er umbringen oder wegsperren lässt, haben nur seine Politik kritisiert und fordern mehr Demokratie in Russland.
Dafür kann es nur einen Grund geben: Putins Sympathisanten sind keine allgemeinen Demokratiefreunde – sie tun nur so. Menschen, die im Leben nicht den Erfolg oder die Befriedigung finden, die sie sich wünschen, neigen leider tendenziell dazu, andere dafür verantwortlich zu machen.
Das Märchen von der Gegnerschaft zwischen Russland und dem Westen
Putin versteht die NATO bzw. den Westen als Gegenspieler, aber das müsste nicht sein. Russland hätte die Möglichkeit, sich dem westlichen Standard anzupassen, also auch ein offenes, demokratisches und freies Land zu werden. Aber das will Putin nicht bzw. die russischen sozial-politischen Strukturen lassen eine Demokratisierung nicht zu.
„Putinversteher“ sympathisieren sich mit Putin, weil Russland angeblich von der westlichen Welt, der NATO, der UNO und der EU gedemütigt, provoziert und betrogen wurde. Doch das ist gelogen. Sie selbst mögen diese Organisationen nicht. Dabei hat keine davon etwas getan, das als demütigend oder provozierend gewertet werden könnte.
Der Westen kritisiert nur das imperialistische und aggressive Vorgehen Putins, da dies der heutigen Zeit nicht mehr angemessen ist.
Kein Interesse an einem modernen Russland
Warum ist Putin nicht an einem modernen Russland interessiert, das gleichberechtigt neben den anderen Staaten existiert? Er könnte es möglich machen. Wahrscheinlich liegt es daran, dass die westeuropäischen Staaten offen und frei sind. Von Offenheit und Freiheit fühlt sich Putin jedoch bedroht, da beides seine uneingeschränkte Macht gefährden würde.
Mehr wirtschaftliche Zusammenarbeit mit dem Westen war ihm willkommen, doch mehr Offenheit und einen kultivierteren Umgang mit Russlands Nachbarvölkern und der eigenen Bevölkerung lehnt er ab.
Putins Sympathisanten
Die Leute, die Verständnis für Putins Verhalten haben, leiden alle mehr oder weniger unter fundamentalem Lebensfrust. Sie leben in einer offenen und freien Gesellschaft, haben also alle Möglichkeiten, können diese jedoch nicht nutzen und sich nicht so entfalten, wie sie es gerne täten. Dieses permanente unterschwellige Gefühl der Unzufriedenheit lässt sie verbittern.
Es kann überall beobachtet werden: Dort, wo Menschen vom Verlauf ihres Lebens frustriert und enttäuscht sind, sympathisieren sie schnell mit Putin und anderen Autokraten. Das kann kein Zufall sein. Gleiches gilt für Verschwörungsgläubige. Ich nenne dieses Verhalten deshalb »Das Unzufriedenheitssyndrom«.
Anfällig für Verschwörungstheorien
Putins Sympathisanten sind politisch immer am linken und rechten Rand angesiedelt. Diese Beobachtung ist interessant, denn eigentlich sollte man annehmen, dass entweder nur linkspolitisch oder nur rechtspolitisch ambitionierte Menschen auf Putins Seite stehen könnten.
Deshalb scheint es diesen Leuten gar nicht um Putins Politik selbst zu gehen (die sie für gut oder unterstützenswert halten) sondern um ihre Abneigung, ihre Opposition gegen die westliche demokratische, offene und freie Welt.
Sie bekommen nicht die Aufmerksamkeit, von der sie denken, dass sie ihnen zusteht und um die sie sich betrogen fühlen. Obwohl die meisten Putin-Freunde nicht an die großen Verschwörungen glauben (beispielsweise Mondlandungslüge, Reptiloide, Erdkugelverschwörung, Deep State etc.), misstrauen sie doch stark den demokratischen und offenen Systemen.