Der Isra­el-Krieg


War­um ist Juden das ver­bo­ten, was allen ande­ren erlaubt ist?

Wäre Isra­el kein jüdi­scher Staat, wür­den die Leu­te auf den Stra­ßen nicht rufen: Sieg den Paläs­ti­nen­sern. Man wür­de dann auch nicht von einem Geno­zid spre­chen. Die­ser Kon­flikt wäre den Leu­ten dann mehr oder weni­ger egal.

Isra­el behan­delt Paläs­ti­na, das Land, dem es sein Staats­ge­biet ver­dankt, von Anfang an unge­recht und schlecht. Es ist für Isra­el eine Schan­de, dass es Paläs­ti­na nicht aner­kennt. Gleich nach der Neu­grün­dung Isra­els 1948 hät­te man sich Paläs­ti­na gegen­über dank­bar zei­gen müs­sen: Eine groß­zü­gi­ge Ent­schä­di­gung für das ent­eig­ne­te Ter­ri­to­ri­um inkl. Aner­ken­nung und auch Freund­schaft und Part­ner­schaft wären ange­bracht und gut gewe­sen.

Aller­dings hat Paläs­ti­na es Isra­el nie leicht gemacht. Von Anfang an hat es Isra­el bekämpft, das sich natür­lich wehr­te. Doch durch sein unsen­si­bles und den Frie­den nicht för­dern­des Ver­hal­ten (Beset­zung paläs­ti­nen­si­scher Gebie­te und der Sied­lungs­po­li­tik etc.) hat auch Isra­el es Paläs­ti­na nicht leicht gemacht, eine fried­li­che Bezie­hung zu Isra­el anstre­ben zu wol­len.

Die Beset­zung des West­jor­dan­lan­des und Ost-Jeru­sa­lems ist jedoch das Resul­tat des ara­bisch-israe­li­schen Krie­ges. Der Liba­non, Iran, Ägyp­ten, Jor­da­ni­en und Syri­en grif­fen zusam­men mit den Paläs­ti­nen­sern Isra­el an, das erfolg­reich die­sen Angriff abwer­te und im Zuge die­ser Kampf­hand­lun­gen sogar Tei­le von Paläs­ti­na erober­te.

Hät­ten die­se Län­der Isra­el also nicht ange­grif­fen, hät­te Isra­el die­se Gebie­te auch nicht erobert und besetzt. Die Beset­zung die­ser Gebie­te ist daher ein Resul­tat des Angriffs auf Isra­el.

Isra­el hät­te die­ses Ter­ri­to­ri­um jedoch nicht beset­zen müs­sen. Es war bereits aus­rei­chend groß genug. Doch es war gie­rig und woll­te sich die Gele­gen­heit, sich ver­grö­ßern zu kön­nen, nicht ent­ge­hen las­sen. Das war viel­leicht der größ­te Feh­ler der israe­li­schen Außen­po­li­tik über­haupt. Daher kann man sagen:

Isra­el hat sich durch sein Expan­si­ons­stre­ben und der Wei­ge­rung, Paläs­ti­na als Staat anzu­er­ken­nen, die Ter­ror­or­ga­ni­sa­ti­on Hamas selbst „her­an­ge­züch­tet“, ähn­lich wie die tür­ki­sche Poli­tik die PKK her­vor­brach­te.

Isra­el soll­te des­halb sei­ne Angrif­fe auf paläs­ti­nen­si­sche Gebie­te ein­stel­len. Es ist mili­tä­ri­schen deut­lich stär­ker als die Hamas und hat es des­we­gen nicht nötigt, sich gegen die Hamas mit Rake­ten­be­schüs­sen zu weh­ren. Es soll­te mili­tä­risch nur noch defen­siv vor­geht, also den Rake­ten­be­schuss auf Isra­el abweh­ren. Das wür­de die all­ge­mei­ne Situa­ti­on im Nahen Osten sofort ent­span­nen und auch die Hamas ani­mie­ren, die rest­li­chen Gei­seln frei­zu­las­sen. Dann wird man sehen.

Isra­el muss ein­se­hen, dass es Paläs­ti­na von Beginn an unge­recht behan­delt. Als „natio­na­ler Orga­nis­mus“ muss sich Isra­el daher drin­gend sen­si­bi­li­sie­ren. Das könn­te den Weg für diplo­ma­ti­sche Bemü­hun­gen frei machen, die dann in einer Zwei-Staa­ten­lö­sung gip­felt.

Isra­els arro­gan­te und unsen­si­ble Poli­tik ist nicht aus­rei­chend

Trotz allem: Das alles reicht nicht, um den Hass und die Wut auf Isra­el und Juden in der Welt zu erklä­ren. Denn wären die Bür­ger in Isra­el kei­ne Juden, son­dern irgend­ein ande­res Volk, wür­de man jetzt nicht auf den Stra­ßen rufen: „Sieg den Paläs­ti­nen­sern, Tod dem ande­ren Volk.“

Den meis­ten Men­schen wäre die­ser Kon­flikt wahr­schein­lich egal, ähn­lich, wie es ihnen egal ist, dass Chi­na seit Jahr­zehn­ten Tibet besetzt hält und seit 10 Jah­ren die Uigu­ren gei­ßelt. Der Nah­ost­kon­flikt wäre nur einer von vie­len andern Kon­flik­ten in der Welt, wenn es sich bei den Israe­lis nicht um Juden han­deln wür­de!

Dar­an ist zu erken­nen, die Wut und der Hass auf Isra­el ist kei­ne Reak­ti­on auf die schlim­me Außen­po­li­tik Isra­els, son­dern nur ordi­nä­rer Anti­se­mi­tis­mus – also prin­zi­pi­el­le Juden­feind­lich­keit – wenn auch nicht in extre­mer Form.

In Wirk­lich­keit ist den (christ­li­chen) Paläs­ti­na-Freun­den das Land Paläs­ti­na und deren Ein­woh­ner egal. Isra­els kata­stro­pha­le Poli­tik und das Leid der Paläs­ti­nen­ser wird nur als Vor­wand benutzt, um mit gutem Gewis­sen Juden Hass ent­ge­gen­schleu­dern zu kön­nen, ohne sich dabei als Anti­se­mit füh­len zu müs­sen.


Juden sind für die Neu­grün­dung Isra­els gar nicht ver­ant­wort­lich

Es ist nicht wahr, dass Juden 1948 den Paläs­ti­nen­sern ein Teil ihres Ter­ri­to­ri­ums weg­ge­nom­men haben. Das haben das UNS­COP und die Ver­ein­ten Natio­nen getan!

Paläs­ti­na-Freun­de und Isra­el-Has­ser geben „den“ Juden die Schuld an der Ent­eig­nung der Paläs­ti­nen­ser, obwohl die­se damit gar nichts zu tun haben – und erst recht nicht die heu­te dort Leben­den.

In der Char­ta der Hamas steht, dass man mög­lich vie­le (idea­ler­wei­se also alle) Juden töten will. Doch kein ein­zi­ger die­ser Juden hat irgend­et­was mit der Neu­grün­dung Isra­els zu tun.

Nur weil Isra­el vor 75 Jah­ren zu Unrecht gegrün­det wur­de, soll es okay sein, dass heu­te Zivi­lis­ten, die damals noch gar nicht gebo­ren waren, getö­tet wer­den? Ich bin sicher: Wenn es sich bei die­sen Leu­ten nicht um Juden han­deln wür­de, däch­ten sie nicht so.

Der wah­re Schul­di­ge ist das UNS­COP

Der Teil des paläs­ti­nen­si­schen Ter­ri­to­ri­ums, der heu­te Isra­el ist, wur­de den Juden von dem UNS­COP (United Nati­ons Spe­cial Com­mit­tee on Pal­es­ti­ne) zuge­wie­sen. Die Ent­schei­dung, Paläs­ti­na auf­zu­tei­len, war eine Gemein­schafts­ent­schei­dung vie­ler Staat – Juden waren dar­an gar nicht betei­ligt. Die­se haben das Ange­bot, dort, wo sie 2000 Jah­ren zuvor bereits einen eige­nen Staat hat­ten, einen neu­en grün­den zu dür­fen, ledig­lich ange­nom­men - das war schon ihr gan­zes „Ver­bre­chen“!

Haupt­säch­lich waren es Aus­tra­li­en, Gua­te­ma­la, Indi­en, Iran, Jugo­sla­wi­en, Kana­da, die Nie­der­lan­de, Peru, Schwe­den, die Tsche­cho­slo­wa­kei sowie Uru­gu­ay, die dafür ver­ant­wort­lich waren. Die eigent­li­chen Ver­ant­wort­li­chen für den Nah­ost-Kon­flikt sind also die­se Län­der.

Paläs­ti­na und Isra­el, zwei semi­ti­sche Völ­ker

Natür­lich ist die augen­blick­li­che Situa­ti­on für die paläs­ti­nen­si­sche Zivil­be­völ­ke­rung kata­stro­phal. Die israe­li­schen Rake­ten zer­stö­ren nicht nur mili­tä­ri­sche Gebäu­de, son­dern auch Häu­ser der Bevöl­ke­rung. Beab­sich­tigt ist das sicher­lich nicht, trotz­dem ster­ben dabei Zivi­lis­ten und das ist übel. Und es ist auch frag­lich, ob die Rake­ten­be­schüs­se in die­sem Umfang wirk­lich nötig sind.

Doch was für eine Wahl hat Isra­el? Jedes ande­re Land wür­de genau­so han­deln, wie es Isra­el gera­de tut, wenn es ange­grif­fen wird. Und die Leu­te, die Isra­els har­te Gegen­re­ak­ti­on kri­ti­sie­ren, hät­ten sicher auch Ver­ständ­nis dafür. Doch wenn Isra­el das tut, was ande­ren Län­dern erlaubt ist, sind sie dage­gen. War­um nur? War­um ist Isra­el das ver­bo­ten, was ande­ren selbst­ver­ständ­lich erlaubt ist?

Die Hamas, von den paläs­ti­nen­si­schen Bevöl­ke­rung gewählt

Wir dür­fen nicht ver­ges­sen: Die Hamas ist eine paläs­ti­nen­si­sche Orga­ni­sa­ti­on, die den Wil­len des paläs­ti­nen­si­schen Vol­kes reprä­sen­tiert, denn sie wur­de 2006 mit 60 Pro­zent von den Paläs­ti­nen­sern genau für die­sen Zweck in die Regie­rung gewählt.

Die Hamas besteht also fast ganz aus Paläs­ti­nen­sern, sie ist kei­ne Frem­den­le­gi­on. Und es ist mit Sicher­heit allen bekannt, dass die­se Orga­ni­sa­ti­on sich zur Auf­ga­be gemacht hat, ein Nach­bar­land (Isra­el mit allen Men­schen drin) zu ver­nich­ten. In gewis­ser Wei­se greift die Hamas Isra­el also im Auf­trag des paläs­ti­nen­si­schen Bevöl­ke­rung an.

Die paläs­ti­nen­si­sche Bevöl­ke­rung wuss­te defi­ni­tiv, wen sie da in die Regie­rung wähl­te. Sie wur­de also nicht getäuscht und kann des­we­gen nicht sagen: „Wir wuss­ten nicht, dass die Hamas eine schreck­li­che Ter­ror­or­ga­ni­sa­ti­on ist, die unschul­di­ge, und unbe­tei­lig­te Men­schen umbringt.

Und auch die paläs­ti­nen­si­schen Rake­ten auf Isra­el rich­ten viel Scha­den an und töten Men­schen. Und die­se Rake­ten sind nicht auf mili­tä­ri­sche Zie­le gerich­tet, son­dern auf zivi­le Ein­rich­tun­gen und sol­len Zivi­lis­ten töten.

Juden­hass getarnt als Isra­el­kri­tik

Der tra­di­tio­nel­le Anti­se­mi­tis­mus wur­zelt wahr­schein­lich in der Wei­ge­rung der Juden, Jesus als Mes­si­as bzw. Got­tes Sohn anzu­er­ken­nen. Es waren also Chris­ten, die den Anti­se­mi­tis­mus in die Welt gebracht haben. Dar­aus hat sich im Lau­fe der Jahr­hun­der­te die uni­ver­sel­le Sün­den­bock­funk­ti­on der Juden ent­wi­ckelt.

Die Isra­el-Feind­lich­keit im 20. und 21. Jahr­hun­dert (wenn sie kei­ne isla­mi­sche ist) hat ande­re Ursa­chen. Die deut­schen Hamas-Sym­pa­thi­san­ten sind haupt­säch­lich Men­schen, die mit die­ser offe­nen und frei­en Gesell­schaft ein grund­le­gen­des Pro­blem haben. Wenn sie gegen Juden bzw. Isra­el schimp­fen, bau­en sie so ihren per­sön­li­chen Lebens­frust ab.

Mit ihrem Hass auf Juden und Isra­el ver­su­chen sie sich selbst von ihrem Lebens­frust abzu­len­ken. Den Zorn, den sie eigent­lich gegen sich selbst rich­ten müss­ten, pro­ji­zie­ren sie auf ande­re. Tra­di­tio­nell bie­ten sich da Juden an.

Isra­el, ein neu­er Staat auf altem Ter­ri­to­ri­um

Dass man es den Juden ein­fach nicht gönnt, nach so lan­ger Zeit der Dia­spo­ra, der vie­len Pogro­me und des Holo­causts end­lich wie­der einen eige­nen Staat zu haben, ist beschä­mend und ent­täu­schen.

Vor 2000 Jah­ren hat­ten Juden bereits dort, wo sie jetzt einen neu­en haben, einen eige­nen Staat. Er wur­de ihnen damals zu Unrecht von den Römern weg­ge­nom­men. Wenn es in der Welt also ein Volk geben soll­te, das einen eige­nen Staat ver­dient hat, dann doch wohl das jüdi­sche. Was spricht dage­gen?

Wie gesagt: Wäre Isra­el kein jüdi­scher Staat, wäre die­sen Leu­ten der Nah­ost­kon­flikt mehr oder weni­ger egal. Das ist ent­lar­vend.


Frei­heit für Paläs­ti­na – war­um nicht auch für Isra­el?

Sie machen sich Sor­gen um die Zivi­lis­ten der Angrei­fer, doch die Zivi­lis­ten der Ange­grif­fe­nen sind ihnen egal. War­um?

Nur weil Isra­el vor 75 Jah­ren zu Unrecht gegrün­det wur­de, soll es okay sein, heu­te israe­li­sche Zivi­lis­ten zu töten, die damit gar nichts zu tun hat­ten? Das wäre, als wür­de man sagen: Weil Deutsch­land vor 80 Jah­ren einen Krieg ange­zet­telt hat, der 60 Mil­lio­nen Tote zur Fol­ge hat­te, ist es okay, heu­te Deut­sche zu töten, die damals noch gar nicht gebo­ren waren.

Die Hamas tötet gezielt Zivi­lis­ten, also Men­schen, die abso­lut nichts dafür kön­nen, dass es Isra­el gibt und sich letzt­end­lich nur zufäl­lig in Isra­el auf­hal­ten. Doch wenn beim israe­li­schen Kampf gegen die paläs­ti­nen­si­schen Angrif­fe paläs­ti­nen­si­sche Zivi­lis­ten getö­tet wer­den (denen bewusst war, dass die Hamas eine Ter­ror­or­ga­ni­sa­ti­on ist, die Isra­el ver­nich­ten will), empö­ren sich die Hamas-Sym­pa­thi­san­ten aufs Schärfs­te!

Wie kann es sein, dass Paläs­ti­na-Freun­de der Hamas das geziel­te und absicht­lich mas­sen­haf­te töten von Unschul­di­gen und Unbe­tei­lig­ten durch­ge­hen las­sen oder sogar für gerecht­fer­tigt hal­ten, sich aber ent­rüs­ten, wenn beim israe­li­schen Abwehr­kampf auch paläs­ti­nen­si­sche Zivi­lis­ten ster­ben? Das ent­larvt die Hamas-Sym­pa­thi­san­ten als Heuch­ler.

Angeb­lich nur Isra­el-Kri­tik

Gre­ta Thun­berg behaup­tet, kei­ne Anti­se­mi­tin zu sein, sagt aber: „Kein Geno­zid in Gaza“. Doch es ist anti­se­misch, den Israe­lis zu unter­stel­len, sie hät­ten einen Geno­zid in Gaza vor – wür­den also alle Paläs­ti­nen­ser töten wol­len.

Damit behaup­tet sie zwi­schen den Zei­len, dass das, was Anti­se­mi­ten „den“ Juden „vor­wer­fen“, wahr wäre: Isra­el wäre der eigent­li­che Aggres­sor im Nah­ost-Kon­flikt und müs­se des­we­gen bekämpft wer­den, weil Juden wesens­ge­mäß einen kri­mi­nel­len Cha­rak­ter besit­zen. Mit die­ser Aus­sa­ge hat sie gezeigt, dass sie die übli­chen Res­sen­ti­ments gegen Juden teilt.

Auch wenn sie kei­ne ernst­haf­te Anti­se­mi­tin im typi­schen Sinn ist, pflegt sie trotz­dem die bekann­ten Res­sen­ti­ments gegen­über „Juden“. Das ist sehr scha­de, muss jedoch einen Grund haben.

Als auf­ge­klär­ter, halb­wegs nüch­ter­ner Mensch soll­te man erken­nen kön­nen, dass all das, was Juden seit Jahr­hun­der­ten vor­ge­wor­fen wird, ein­fach nur Quatsch ist. Nichts davon lässt sich jen­seits des Inter­nets, in wirk­li­chen Welt, beob­ach­ten. Es ist beschä­mend und ent­täu­schend für alle, die Gre­ta für eine fort­schritt­li­che, moder­ne Den­ke­rin hiel­ten. Ich wür­de mich nicht wun­dern, wenn sie auch den Über­fall Russ­lands auf die Ukrai­ne rela­ti­viert.

Angrif­fe auf Juden, die mit Isra­el gar nichts zu tun haben

Vie­le Paläs­ti­na-Freun­de sagen, sie wären kei­ne Anti­se­mi­ten, sie wür­den nur die israe­li­sche Poli­tik kri­ti­sie­ren. Da stellt sich dann aller­dings die Fra­ge, war­um sie gegen die in Deutsch­land leben­den Juden vor­ge­hen, die doch mit dem, was in Isra­el geschieht, gar nichts zu tun haben! Denn eins ist doch wohl klar:

Gäbe es seit Jahr­hun­der­ten kei­nen tra­di­tio­nel­len welt­wei­ten Anti­se­mi­tis­mus, könn­te es jetzt in den nicht-ara­bi­schen Staa­ten (also bei­spiels­wei­se in Deutsch­land) auf­grund der Neu­grün­dung Isra­els auf paläs­ti­nen­si­schem Gebiet und all den ande­ren Unge­rech­tig­kei­ten der israe­li­schen Regie­rung, auch kei­ne Isra­el­feind­lich­keit geben.

Denn war­um soll­te man sich in Deutsch­land für einen mili­tä­ri­schen Kon­flikt inter­es­sie­ren, der in einem fer­nen, frem­den Land zwi­schen zwei semi­ti­schen Völ­kern besteht, mit denen man sowie­so nichts zu tun hat? Der soge­nann­te Nah­ost­kon­flikt wäre den meis­ten Deut­schen dann genau­so egal, wie alle andern mili­tä­ri­schen Kon­flik­te in der Welt.

Chi­ne­si­sche und rus­si­sche Gräu­el­ta­ten sind okay

Und war­um pro­tes­tie­ren und ran­da­lie­ren die­se Leu­te nicht auch gegen die chi­ne­si­sche und rus­si­sche Poli­tik? Putin hat den Über­fall auf die Ukrai­ne begrün­det, weil es in der Ukrai­ne Neo­na­zis gibt – wie in fast jedem Land der Erde. Doch wenn es ihm tat­säch­lich um die Bekämp­fung von Neo­na­zis gin­ge, wäre er zuerst gegen die im eige­nen Land vor­ge­gan­gen, denn die gibt es mit Sicher­heit – wahr­schein­lich sogar mehr als in der Ukrai­ne.

Chi­na ver­ge­wal­tigt schon seit Jah­ren nicht nur im Wort­sinn, son­dern auch im über­tra­ge­nen Sinn das uigu­ri­sche Volk – das übri­gens aus Mos­lems besteht! Die Mos­lems in Paläs­ti­na müs­sen beschützt wer­den, die uigu­ri­schen jedoch nicht? War­um? Sind paläs­ti­nen­si­sche Mos­lems denn mehr wert als uigu­ri­sche?

Und noch eine Beob­ach­tung: Die deut­schen Hamas-Sym­pa­thi­san­ten mögen meis­tens kei­ne Mos­lems in Deutsch­land. Nor­ma­ler­wei­se rufen sie „Aus­län­der raus“, womit natür­lich auch die mos­le­mi­schen Ein­wan­de­rer bzw. Immi­gran­ten gemeint sind. Doch wenn es um Juden geht, sind Mos­lems plötz­lich Gesin­nungs­ge­nos­sen.

Anfäl­lig für Ver­schwö­rungs­theo­rien

Viel die­ser Leu­te hal­ten den Kli­ma­wan­del für eine Lüge, auch die Coro­na-Pan­de­mie, fin­den es rich­tig, dass Putin die Ukrai­ne über­fal­len hat, miss­trau­en der Demo­kra­tie und sym­pa­thi­sie­ren statt­des­sen mit Auto­kra­tien. Nicht weni­ge schwär­men oben­drein für Donald Trump (obwohl der fast immer lügt, wenn er etwas sagt und sie das oft auch wis­sen und sogar mögen). Gene­rell sind sie all­ge­mein anfäl­lig für den Glau­ben an Ver­schwö­rungs­theo­rien jeder Art.

Das trei­ben­de Motiv für die­se Anfäl­lig­keit die­ser Men­schen ist das Unzu­frie­den­heits­syn­drom, von dem sie beherrscht wer­den. Isra­el, Paläs­ti­na und der Nah­ost-Kon­flikt sind ihnen in eigent­lich egal, doch sie benut­zen all das, um ihren per­sön­li­chen Lebens­frust kom­pen­sie­ren bzw. abre­agie­ren zu kön­nen.

Das ist im Prin­zip schon alles, was über die­se Leu­te gesagt wer­den kann, die auf deut­schen Stra­ßen rufen: „Sieg den Paläs­ti­nen­sern, Tod den Israe­lis.“ Sie haben kei­ne Lust, sich mit sich selbst und ihrem Leben aus­ein­an­der­zu­set­zen, also beschimp­fen sie das, was aus tra­di­tio­nel­len Grün­den sich dafür anbie­tet.


Isra­el, ein im Prin­zip geschei­ter­tes Pro­jekt

Man kann den Juden die Neu­grün­dung Isra­els ohne paläs­ti­nen­si­sche Erlaub­nis auf deren Ter­ri­to­ri­um vor­wer­fen. Und man muss ihnen die Sied­lungs­po­li­tik in den besetz­ten Gebie­ten West­jor­dan­land und Ost-Jeru­sa­lem vor­wer­fen, sowie den all­ge­mein unsen­si­blen und ver­roh­ten Umgang mit den Paläs­ti­nen­sern ganz all­ge­mein.

Die Neu­grün­dung Isra­els ist aller­dings schon 75 Jah­ren her und des­halb soll­ten Paläs­ti­na und die ande­ren ara­bi­schen Staa­ten end­lich ein­se­hen, dass es für nie­man­den mehr gut ist und kei­nen Sinn macht, Isra­el wei­ter­hin als Staat nicht anzu­er­ken­nen. Isra­el ist nun mal da und das lässt sich nicht mehr rück­gän­gig machen.

Die Beset­zung des West­jor­dan­lan­des und Ost-Jeru­sa­lem sowie die Ansied­lung von Israe­lis dort, ist aller­dings aktu­ell und wird von den Ver­ein­ten Natio­nen und den Inter­na­tio­na­len Gerichts­hof auch als Ver­let­zung des Völ­ker­rechts bezeich­net.

Das ego­is­ti­sche und rück­sichts­lo­se Vor­ge­hen Isra­els

Isra­el macht eine Poli­tik, die genau­so ego­is­tisch und kurz­sich­tig ist wie die Poli­tik vie­ler ande­rer Staa­ten in der Welt. Es nutzt sei­ne Mög­lich­kei­ten zur Vor­teils­si­che­rung auf Kos­ten ande­rer Län­der – das machen im Prin­zip alle Natio­nen!

Isra­el hat sich in den letz­ten Jahr­zehn­ten auch in eine Art Poli­zei­staat ver­wan­delt oder ist zumin­dest auf dem Weg dort hin. Es gibt star­ke anti­de­mo­kra­ti­sche Strö­mun­gen dort (beson­ders von den ortho­do­xen Juden). Inzwi­schen gibt es sogar jüdi­sche Neo­na­zis. Und Netan­ja­hu ist (oder war?) bereits damit beschäf­tigt, die unab­hän­gi­ge Jus­tiz abzu­schaf­fen.

Das alles ist schlimm, doch auch das kann kein fun­da­men­ta­ler Vor­wurf sein, denn vie­le ande­re Staa­ten prak­ti­zie­ren eine nicht weni­ger schlim­me Poli­tik gegen das eige­ne Volk. Gegen die­se Län­der (bei­spiels­wei­se Tür­kei, Russ­land, Bela­rus, Syri­en, Chi­na etc., in denen Kri­tik an der Regie­rung schon mal als Ter­ro­ris­mus bezeich­net wird) haben Anti­se­mi­ten und Isra­el­has­ser nichts – meis­tens gefal­len sie ihnen sogar.

Wir kön­nen dem Staat Isra­el also nichts vor­wer­fen, was wir vie­len ande­ren Staa­ten nicht eben­falls vor­wer­fen kön­nen. Wenn wir es trotz­dem tun, dann nur, weil Israe­lis Juden sind.

Die Ent­eig­nung der Paläs­ti­nen­ser

Weil die Vor­fah­ren der Juden vor 2000 Jah­ren dort ein­mal gelebt haben, dach­te man 1948, immer noch so etwas wie ein natür­li­ches Anrecht auf die­ses Ter­ri­to­ri­um zu besit­zen.

Hät­ten die Juden, als man ihnen anbot, auf paläs­ti­nen­si­schem Gebiet einen neu­en Staat grün­den zu dür­fen, gesagt: „Wir neh­men das Ange­bot an, aber nur, wenn die gro­ße Mehr­heit der Paläs­ti­nen­ser damit ein­ver­stan­den ist“, wäre alles okay gewe­sen. Doch das ist nicht gesche­hen.

Die Art und Wei­se, wie der Staat Isra­el 1948 ent­stand, ist ziem­lich frag­wür­dig. Er wur­de gegen den Wil­len der Paläs­ti­nen­ser auf deren Ter­ri­to­ri­um errich­tet, umge­ben von Staa­ten, die damit nicht ein­ver­stan­den waren. Man hat den Paläs­ti­nen­sern einen Teil ihres Ter­ri­to­ri­ums weg­ge­nom­men und einem Volk gege­ben, das von Paläs­ti­na und den ande­ren Nach­bar­län­dern gehasst wur­de.

Das war nicht nur unsen­si­bel, son­dern auch extrem dumm, denn aus die­sem Grund gibt es bis heu­te per­ma­nent Kon­flik­te und Krie­ge zwi­schen Isra­el und Paläs­ti­na sowie den ande­ren ara­bi­schen Län­dern.

Natür­lich tat man das haupt­säch­lich, um den staa­ten­lo­sen Juden, die nach dem Holo­caust nir­gend­wo rich­tig will­kom­men waren, end­lich eine eige­ne Hei­mat zu geben. Und da in Paläs­ti­na schon immer vie­le Juden leb­ten, lag der Gedan­ken nah, dort den neu­en Staat zu errich­ten.

Doch man tat es ohne die Ein­wil­li­gung der paläs­ti­nen­si­schen Bevöl­ke­rung. Des­halb hät­te dem UNS­COP schon damals klar sein sol­len, dass bestimm­te Grup­pie­run­gen in Paläs­ti­na sowie die ara­bi­schen Nach­bar­staa­ten, sich nie­mals damit abfin­den wür­den – was einen ewi­gen Kon­flikt her­auf­be­schwö­ren wür­de.


Der Nah­ost­kon­flikt

Isra­el muss sich gegen sei­ne Nach­bar­staa­ten abschot­ten und über­le­ben nur, wei­le es von den USA und der NATO beschützt und unter­stützt wird. Das ist auf Dau­er kein akzep­ta­bler Zustand und es gibt auch kei­ne Anzei­chen, er könn­te sich irgend­wann ein­mal ändern. Wenn doch, wird es wohl noch 100 Jah­re dau­ern.

Die Situa­ti­on ist absurd: Die Paläs­ti­nen­ser wer­den auf ihrem Ter­ri­to­ri­um als Staat nicht aner­kannt, wäh­rend ein ande­res Volk sich dort einen eige­nen grün­den durf­te. Paläs­ti­na hat­te nichts getan, was die­se Ent­eig­nung und Behand­lung gerecht­fer­tigt hät­te. Aller­dings:

75 Jah­re nach Neu­grün­dung Isra­els in Jahr 1948, wur­den sehr vie­le Men­schen dort gebo­ren. Die israe­li­sche Bevöl­ke­rung besteht nun zu 99 Pro­zent aus Ein­hei­mi­schen, die des­we­gen das legi­ti­me Recht haben, Isra­el ihre Hei­mat zu nen­nen und dort selbst­ver­ständ­lich auch leben dür­fen.

Die Grün­dung Isra­els auf paläs­ti­ni­schem Gebiet war zwar unrecht­mä­ßig und ein gro­ßer Feh­ler, kann aber nicht mehr rück­gän­gig gemacht wer­den, ohne ein neu­es Unrecht zu bege­hen.

Zio­nis­mus

Zio­nis­mus ist das Bestre­ben der Juden, einen (neu­en) eige­nen Staat zu besit­zen, auf einem Ter­ri­to­ri­um, das sie ihr eige­nes nen­nen kön­nen. Die­ses Bestre­ben wird den Juden vor­ge­wor­fen, so als wäre es etwas Ver­werf­li­ches, wenn ein Volk ohne Ter­ri­to­ri­um danach strebt.

Die Neu­grün­dung Isra­els auf paläs­ti­nen­si­schem Gebiet war wie gesagt ein gro­ßer Feh­ler. Sie ist den Juden gelun­gen, obwohl Isra­el den Juden nur geschenkt wur­de, und das gan­ze gegen den Wil­len der Paläs­ti­nen­ser. Aller­dings ist das inzwi­schen Geschich­te und kann nicht mehr rück­gän­gig gemacht wer­den, sodass man sagen kann: Es gibt kei­nen Zio­nis­mus mehr, da die Neu­grün­dung Isra­els inzwi­schen Rea­li­tät ist, und die Juden nicht mehr ohne eige­nen Staat sind.

Ich fra­ge mich des­halb, war­um man immer noch vom Zio­nis­mus spricht, dem Stre­ben nach einen eige­nen Staat der Juden. Außer­dem war die­ses Bestre­ben nur ein natür­li­ches und nor­ma­les Bedürf­nis.

War­um dür­fen alle Völ­ker der Welt ein eige­nes Ter­ri­to­ri­um besit­zen, nur Juden nicht?


ANTI­SE­MI­TIS­MUS


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