Unwirtschaftlichkeit der Pkw
Die meisten Menschen besitzen heutzutage ein Auto. Pkw sind in der Regel dafür ausgelegt, vier oder fünf Personen zu transportieren. Steht man an einer Straße und schaut in die vorbeifahrenden Fahrzeuge hinein, sieht man fast immer nur eine Person. Manchmal sind es zwei, selten ist das Auto voll besetzt.
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Das Fortbewegungsmittel Personenkraftwagen ist für sich genommen schon eine ziemlich unökonomische Maschine. Ein Mittelklassewagen wiegt etwa 1500 Kilogramm, voll besetzt vielleicht 1800. Um vier Personen zu transportieren, die zusammen 300 Kilogramm wiegen, muss also die 6‑fache Menge an Energie aufgebracht werden, die der Transport von vier Personen erfordert. Sitzt nur eine Person in dem Fahrzeug, ist das Missverhältnis noch dreimal höher. Denn die Hauptlast, die ein Auto zu transportieren hat, ist es selbst.
In der Natur gibt es nirgendwo auch nur annähernd ein solches Beispiel der Unverhältnismäßigkeit. Solche unwirtschaftlichen Systeme haben dort keine Chance sich durchsetzen und etablieren zu können.
Selten zwingende Gründe zum Autofahren
Hauptsächlich benutzten wir unsere Autos, um damit zur Arbeit zu kommen. Anders könnten wir unseren Arbeitsplatz nicht erreichen, ist meistens unsere Begründung. Hätten wir die Möglichkeit, würden wir auf ein Auto verzichten, behaupten wir manchmal.
Es gibt natürlich Arbeitsplätze, die ohne ein eigenes Fahrzeug nicht oder nur schwer zu erreichen sind. Manche Menschen wohnen abgelegen. Dabei handelt es sich aber um Ausnahmen. Die meisten Arbeitsstätten sind heutzutage gut an das öffentliche Verkehrsnetz angebunden. Wenn wir wollten, könnten wir also fast alle mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit fahren. Doch wir benutzen lieber unsere Autos.
Unnötiger Stress schon vor Arbeitsbeginn
Dieses Verhalten ist ziemlich seltsam: Es ist viel bequemer mit der U‑Bahn oder dem Bus den Arbeitstag zu beginnen. Dort können wir noch eine Weile entspannen oder dösen, sollten wir noch nicht ganz wach sein. Wir können ein bisschen lesen oder uns unterhalten, wenn uns danach ist. Wir können unsere Gedanken in Ruhe schweifen lassen und haben die Möglichkeit, uns auf den bevorstehenden Arbeitstag mental einzustellen.
Im Auto haben wir diese Möglichkeit nicht. Wir müssen das Fahrzeug selbst steuern – ein Vorgang, der Konzentration verlangt und eine Form von Arbeit ist. Normalerweise bedeutet das Lenken eines Fahrzeugs Stress und Anspannung, auch wenn uns das nicht bewusst ist, da wir daran gewöhnt sind.
Auch sind die Betriebskosten für ein Auto deutlich höher als der Preis einer Monatskarte. Eigentlich sprechen alle Argumente gegen die Benutzung eines eigenen Pkw, trotzdem wollen wir nicht darauf verzichten.
Ökonomische Gründe gibt es für dieses Verhalten ebenfalls nicht. Die Anfahrtszeit mit einem Auto ist meistens nicht wesentlich kürzer als mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Gibt es Stau auf den Straßen, kann sie sogar länger sein. Und ohne Stress geht das ganze sowieso nicht. Unsere Vorliebe für das Auto ist also irrational. Woran könnte das liegen?
Aufwertung des Selbstbewusstseins
Wenn wir sagen, auf ein eigenes Fahrzeug angewiesen zu sein, ist das oft nur eine Ausrede. Denn unsere Autos sind für uns oft nur Spielzeuge und Statussymbole – was wir ungern zugeben oder uns gar nicht bewusst ist.
Wir lieben es, hinter dem Lenkrad sitzend, unser eigener Herr im eigenen Reich sein zu dürfen, bevor wir dann am Arbeitsplatz den Anweisungen unserer Vorgesetzten folgen zu müssen.
Wir brauchen unsere Autos, um uns selbst zu beweisen, jemand zu sein, etwas zu haben und etwas zu können. Alle anderen angegebenen Gründe fungieren hauptsächlich als unbewusste Tarnung für unser infantiles Verhalten. Das Minimum eines Statussymbols ist heutzutage das Auto.
Der Führerschein: Zertifikat unserer Mündigkeit
Schon in unserer Jugend wurden wir darauf vorbereitet, mit Eintritt in die Volljährigkeit so schnell wie mögen den Führerschein zu machen, damit wir uns ein Auto kaufen können. Erst ab diesem Zeitpunkt fühlen wir uns als »vollwertige Mitglieder« der Gesellschaft.
Dieser Trend ist jedoch seit einiger Zeit rückläufig. Neue Generationen legen heute weniger Wert auf ein eigenes Auto, machen erst später ihren Führerschein oder praktizieren Carsharing.
Trotzdem missbrauchen wir weiterhin fleißig dieses Fortbewegungsmittel, um ein tolles Spielzeug zu haben, mit dem wir uns großartig fühlen.
Es ist schade, dass wir solche Tricks nötig haben. Es zeigt, wir sind nicht wirklich die erwachsenen Menschen, für die wir uns halten.